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Die meisten Hauptschulen haben es mittlerweile aufgegeben, aktiv um Nachwuchs zu werben. Tage der offenen Tür gibt es so gut wie nirgendwo mehr. Der Grund: Es komme ja doch niemand mehr.

In knapp fünf Wochen können Eltern von Viertklässlern ihre Kinder an einer weiterführenden Schule anmelden, an einer Gesamtschule, einem Gymnasium, einer Real- oder Hauptschule. Die Zahl der Anmeldungen gehört zu den wichtigsten Lebensdaten einer Schule. Entsprechend aufwändig werden den ganzen Winter über Info-Abende für Väter und Mütter veranstaltet und Tage der offenen Tür abgehalten. Dann führen Schüler durch die Räume, es gibt Schnupperunterricht im Chemie-Labor und in der Schulkantine frische Waffeln. Bloß an den Hauptschulen regt sich so gut wie nichts mehr.

„Das lohnt nicht mehr“

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Von DerWesten

„Ein Tag der offenen Tür lohnt nicht mehr“, sagt Roswitha Tschüter, die Leiterin der Hauptschule an der Wächtlerstraße. Im vergangenen Schuljahr habe man mit viel Aufwand ein Tagesprogramm auf die Beine gestellt – Resonanz: „Null“, sagt die Hauptschulleiterin. Kein einziger Vater und keine einzige Mutter sei gekommen.

Selbst Hauptschulen, die lange Jahre vergleichsweise stabile Anmeldezahlen hatten, nehmen vom öffentlichen Werben Abstand: Die katholische Marienschule in Steele verzichtet dieses Mal erstmals auf einen Tag der offenen Tür. „Beim letzten Mal kamen nur noch ganz Wenige“, berichtet Schulleiterin Barbara Kromer. Und die Eltern, „die man ohnehin schon hat“: Diejenigen, die sich in der Pflegschaft engagierten. Diejenigen, die bereits ein älteres Geschwisterkind zur Schule schicken. Aber eine Vielzahl neuer Eltern für die Hauptschule zu erwärmen, sei nicht mehr möglich: „Denjenigen, die sich interessieren, können wir auch so einen Besichtigungstermin anbieten.“ Auch die Hauptschule Schetters Busch verzichtet auf einen Tag der offenen Tür. An der Hauptschule Bischoffstraße verzichtet man in diesem Jahr erstmals auf Führungen von Viertklässlern und deren Lehrern. „Das ist sehr aufwändig“, sagt Leiterin Renate Nilewski.

Lediglich die Hauptschule Stoppenberg, die zum Bistum gehört und unter einem gemeinsamen Dach mit katholischem Gymnasium und Realschule residiert, öffnet wie gewohnt ihre Tore – am Samstag, 29. Januar. Es ist der gemeinsame Tag der offenen Tür des gesamten Schulzentrums.

Die Zahl der Anmeldungen an städtischen Hauptschulen lag im Jahr 2010 auf historischem Tiefststand. Die sechs Häuser, die noch Kinder annehmen, registrierten insgesamt 189 Anmeldungen – das sind vier Prozent aller neuen Fünftklässler. Seit dem Jahr 2008 erfasst die Essener Hauptschulen ein beispielloser Niedergang: Sieben Häuser nehmen bereits keine Kinder mehr an, das heißt, sie „laufen aus“. Oder sie wurden bereits geschlossen – wie die Hauptschule Karnap. Die Folge: Selbst dort, wo noch Unterricht stattfindet, findet keine Öffentlichkeitsarbeit mehr statt. Internet-Auftritte gibt es nicht oder sind hoffnungslos veraltet. Die Seite der Hauptschule Lohstraße, auch sie läuft aus, kündigt unter der Rubrik „Termine“ ein Schulfest an. Datum: 19. Mai 2006.