Ruhrgebiet. .
Schon bald werden Hauptschulen in den Ruhrgebietsstädten abgehakt sein, sind bereits jetzt Auslaufmodelle. So lautet die Prognose des Schuldezernenten in Duisburg. Seine Kollegen in Bochum, Herne oder Gelsenkirchen stimmen zu: Der Trend geht zu Gymnasium und Gesamtschule.
„Wenn wir den Elternwillen ernst nehmen, gibt es in absehbarer Zeit keine Hauptschulen mehr bei uns.” Karl Janssen, Schul- und Kulturdezernent in Duisburg, will ausdrücklich nicht polemisieren. Er folgere nur aus den Anmeldezahlen an Duisburger Hauptschulen für das kommende Schuljahr.
Nur 140 Eltern haben ihr Kind an einer der 13 anmeldefähigen Hauptschulen in der Stadt angemeldet. Anmeldefähig heißt: Ihre Auflösung ist noch nicht besiegelt. 140 Kinder, das sind 3,3 Prozent aller, die zu einer weiterführenden Schule wechseln. Im vergangenen Schuljahr waren es noch 354. „2015/2016 werden Hauptschulen bei uns abgehakt sein”, prognostiziert Janssen. Wegen der verheerenden Zahlen gab es in Duisburg jetzt eine Sondersitzung des Fachausschusses. „In wenigen Jahren gibt nur noch zwei Schulformen: Gymnasium und eine Form von Gesamtschule,” erklärte Janssen.
Integrativer Aspekt
Auch sein Kollege aus Bochum, Kultur- und Bildungsdezernent Michael Townsend, geht langfristig von zwei weiterführenden Schulformen aus. Im Verbundmodell aus Haupt- und Realschulen sieht er keine Zukunft, da sich dagegen meist Realschulen sperren. Da in Bochum der Trend andererseits immer stärker zum Gymnasium geht – fast 50 Prozent der Anmeldungen in diesem Jahr – sieht Townsend Gymnasium und Gesamt- oder Gemeinschaftsschule als Formen der Zukunft an. Ein wichtiger Aspekt sei dabei auch, dass Kinder mit Förderbedarf im Sprach- und Lernbereich integrativ einbezogen werden. Wozu es größerer Schuleinheiten bedürfe, um die Differenzierung realisieren zu können. Streitpunkt wird seiner Meinung nach nur sein, ob anfangs vier oder sechs Jahre gemeinsam gelernt werden.
Aktuell gibt es in Bochum für sieben Hauptschulen 98 Anmeldungen, im letzten Jahr waren es 130. Inklusive voraussichtlich 70 Abgewiesener von den Gesamtschulen werden also diesmal 168 Jungen und Mädchen eine fünfte Hauptschulklasse besuchen. „Das geht theoretisch in einer einzigen Hauptschule. Das machen wir natürlich nicht, weil die Wege zu weit wären,” setzt Townsend nach. Aber auch er ist sicher: „Die Haupschule wird sich atomisieren. Dabei leisten Hauptschulen hier vor Ort wirklich gute Arbeit, sind gut ausgestattet, haben viel für ihr Image getan. Aber die Eltern stimmen mit dem Anmeldezettel ab.”
Historisches Tief in Essen
In Oberhausen laufen die Anmeldungen zwar noch, aber der Trend ist auch hier eindeutig. Schon jetzt steht fest, dass ab August die Hauptschulzahl von sieben auf fünf sinkt, ab 2011/2012 gibt es nur noch vier.
In Herne haben sich für die sieben Hauptschulen bislang 59 Schüler angemeldet. Sicher ist, dass es ab August in zwei der Hauptschulen keine Eingangsklassen mehr geben wird. Die fünf Gymnasien legen hier als einzige Schulform mit 570 Anmeldungen zu. Für die drei Gesamtschulen meldeten sich bisher 440, für vier Realschulen 420 an.
Gelsenkirchen hat bereits 2009 ein Institut mit Schulentwicklungsplanung beauftragt. Dies schlug die Auflösung von drei Hauptschulen vor sowie den Umbau eines Gymnasiums zur Modellschule mit neunjähriger Laufbahn bis zum Abitur. Das Anmeldeverfahren für August läuft in Gelsenkirchen noch.
In Essen wurden vier Prozent aller Viertklässler für eine Hauptschule angemeldet; ein historisches Tief. Ohnehin nehmen nur noch sechs der 13 städtischen Hauptschulen Schüler auf. Hoch ist hier die Nachfrage nach Gymnasien (44,7 Prozent), aber auch die Zahl der Realschulanmeldungen ist stabil bis steigend.
In Castrop-Rauxel laufen die Anmeldung noch. Die beiden Hauptschulen vor Ort laufen aber jetzt schon nur einzügig in den fünften Klassen. Auch in Dortmund liegen noch keine Anmeldezahlen vor.