Essen. .

Hunderte von Knochenbrüchen waren und sind die Folge von Schnee und Glatteis der letzten Wochen. Insgesamt wurden allein am Uniklinikum seit Anfang Dezember rund 170 Patienten mit Knochenbrüchen behandelt.

Für eine Kapriole der besonderen Art sorgten Schnee und Glatteis in der Familie Kaufhold in Frohnhausen: Vor etwa einem Monat stürzte Ernst Kaufhold am Nikolaustag auf dem Weg zum Einkaufen über Schnee- und Eisreste, brach sich den Oberarm und diese Zeitung berichtete. Und in der letzten Woche tat es ihm sein Ehefrau Margret nach, stürzte mit ebenso üblen Folgen und hütet seither das Krankenbett im Universitätsklinikum Essen (UK). Trotz inzwischen milden Temperaturen warten hier noch etliche Patienten auf die operative Behandlung ihrer Brüche.

„Ich wollte nur mal eben einkaufen und zum Arzt“, erzählt Margret Kaufhold. „Und ich dachte noch, ‘pass’ bloß auf, dass du nicht auch noch fällst’, da war es schon passiert. Die 78-Jährige stürzte über eine Eisscholle auf dem Weg zum Markt - und es knackte zwei Mal. „Ich wusste gleich, nun ist’s passiert“, erinnert sich die Frohnhausenerin und ärgert sich noch Tage später und wie schon beim Sturz ihres Mannes über die schlecht geräumten Gehwege und Straßen. „Mir kamen vor Wut die Tränen.“

Auch interessant

Von DerWesten

Während sich Ehemann Ernst einen dreifachen Bruch des Oberarms eingehandelt hatte, erwischte es seine Frau Margret am rechten Unterarm. So gehandicapt, müssen sich die beiden in den nächsten Wochen gegenseitig helfen, die Hürden des Alltags zu meistern. Trotz milden Temperaturen herrscht in der Unfallklinik des Universitätsklinikums Hochbetrieb. „In den vergangenen Wochen verzeichneten wir etwa die vier- bis fünffache Anzahl von Knochenbrüchen“, zieht Dr. Georg Täger, stellvertretender Direktor der Unfallchirurgie eine erste Bilanz. „Rund 120 Brüche mussten seit Anfang Dezember operativ, weitere 50 konservativ mit Gips- und Schienenverbänden behandelt werden.“ Mit dem einsetzenden Tauwetter und damit verbundenem Blitzeis gab es in der vergangenen Woche noch mal eine „schlimme Spitze“. So wurde selbst am vergangenen Wochenende bis mitten in die Nacht hinein operiert, 13 Frakturen mussten behandelt werden. „Freitagnacht standen wir daher bis 3 Uhr im OP, am Samstag bis 0.30 Uhr“, berichtet Daniel Schmitz, diensthabender Oberarzt in der Unfallchirurgie. Selbst am Sonntag wartet der Mediziner ungeduldig auf seinen Einsatz im OP und erklärt: „Notfallpatienten mit Kaiserschnitt und Hirnblutung haben aber erstmal Vorrang.“

Bis zu einer Woche mussten manche Patienten mit Handgelenks- oder Sprunggelenksbrüchen zuletzt auf ihre Operation warten. „Normalerweise wird innerhalb von sechs Stunden nach dem Bruch operiert“, erklärt Täger. „verstreicht diese Zeit, schwellen die Gelenke an, und man muss abwarten, bis sie wieder abschwellen.“ Als Traumazentrum behandelt die Unfallchirurgie des UK auch besonders schwere Brüche, wie Becken- und Wirbelsäulenfrakturen. „Normalerweise behandeln wir 50 Fälle im Jahr, deren Ursache meist Autounfälle sind. Aber das Glatteis bescherte uns allein in der letzten Woche fünf Fälle“, so Täger.

Zu ihnen zählt auch Antonio Silva-Maia. Der 46-jährige Gärtner war bei der Arbeit auf Eis ausgerutscht. Folge: Ein komplexer Bruch der Hüftpfanne im Becken. Das Wochenende verbrachte der Mann im Streckverband, heute ist seine Operation angesetzt. „Dabei müssen wir all die Bruchfragmente wieder zusammen setzen, das Becken mit Schraubenplatten wieder zusammenziehen und die Zugkräfte neutralisieren“, erklärt Täger den bis zu fünfstündigen Eingriff, auf den der Patient jedoch sehnsüchtig wartet: „Es schmerzt und ich bin ans Bett gefesselt. Es kann nur besser werden!“