Essen. .

Die Notaufnahmen der Essener Kliniken melden mehr Knochenbrüche. Die Betroffenen klagen über schlecht gestreute Gehwege und Straßen. Davon sind nicht nur ältere Leute betroffen.

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Von DerWesten

„Es ging alles so schnell. ich konnte nix machen und plötzlich lag ich da“, erzählt Beate H. und schaut fassungslos auf ihr Gipsbein. Doch mit ihrem Schicksal ist sie nicht allein: Alle Notaufnahmen der Kliniken im Stadtgebiet verzeichnen wetterbedingt mehr Knochenbrüche.

„Dabei trifft es nicht nur die alten Menschen, sondern vor allem junge Leute, die trotz des Wetters raus müssen“, berichtet Dr. Georg Täger, Stellvertretender Direktor der Unfallchirurgie am Universitätsklinikum (UK). So war auch Beate H. auf dem Weg zur Arbeit. „Der Gehweg war eigentlich gestreut und sah ungefährlich aus“, erzählt die Buchhalterin. „Doch der Schein trog. Das, was nur nass aussah, war spiegelglattes Eis, und im Nu lag ich da.“

„In Panik geschrien“

Der 52-Jährigen war sofort klar, dass der Sturz nicht glimpflich abgelaufen war. „Das linke Bein lag merkwürdig angewinkelt unter dem anderen, ich konnte mich nicht bewegen und hab in Panik geschrien“, so Beate H.

Das war am Montagmorgen um acht. Gegen Mittag hat sich die 52-Jährige von ihrem ersten Schock erholt und wartet auf ihre Operation. Denn inzwischen steht fest, dass der Sturz eine so genannte „komplette Unterschenkelfraktur“ zur Folge hat - Waden- und Schienbein sind gebrochen. Um das Bein ruhig zu stellen, wurde es in der Notaufnahme des UK zunächst eingegipst. „Doch leider sind die Knochen verschoben, so dass wir operieren müssen“, erklärt Unfallchirurg Dr. Sven Lendemans und zeigt die haarfeinen Risse auf dem Röntgenbild. Mit einem etwa 36 Zentimeter langen Nagel aus Titan sollen die Knochen fixiert werden. „Beate H. nimmt es gelassen: „Es ist mein erster Bruch. Und den Eingriff werde ich ja verschlafen.“ Und Lendemans beruhigt: „Morgen dürfen Sie schon wieder aufstehen und mit Gehstützen herumlaufen.“

Eisglätte wurde auch Ernst Kaufhold zum Verhängnis: Eigentlich wollte er nur ein bisschen einkaufen, als er stürzte. „Auf dem Gehweg lagen ein paar Schnee- und Eisreste, über die ich wohl gestolpert bin“, erzählt der 82-Jährige. Und Ehefrau Margret stellt verärgert fest: „Die Gehwege und Straßen sind allgemein schlecht geräumt und gestreut. Man fühlt sich total unsicher und schnell ist’s dann passiert.“

Mit Hilfe zweier Passanten rappelte sich Ernst Kaufhold nach seinem Sturz auf und ging erstmal nach Hause. „Es tat ja gar nicht weh“, meint der Mann aus Frohnhausen schmunzelnd. Nachts kamen dann die Schmerzen und trotzdem dachte Kaufhold, dass es so schlimm nicht sei. Erst auf Drängen seiner Frau ging er am nächsten Morgen zum Hausarzt und landete schließlich im UK. Diagnose: Dreifacher Bruch des Oberarmknochens. In einer minimalinvasiven Operation musste eine Platte eingesetzt werden, um den Knochen zu stabilisieren. Blau-rote Verfärbungen an Oberkörper und Armen erinnern schmerzhaft an den Sturz. Doch Unfallchirurg Lendemans macht Hoffnung: „Mit Krankengymnastik geht es Ihnen in acht bis zehn Wochen wieder gut.“