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Die Essener sind schlechter auf die heranrollende Grippewelle vorbereitet als in den Vorjahren. Experten beklagen eine große Impfmüdigkeit bei vielen potentiellen Betroffenen. Wer sich jetzt noch impfen lässt, ist nach zehn Tagen geschützt.
Die Influenza-Welle rollt an. Und die Essener sind darauf schlechter vorbereitet als in den Vorjahren. Unter anderem die öffentliche Hysterie um die Schweinegrippe mit den Pandemie-Warnungen der Weltgesundheitsorganisation WHO hat Impfmüdigkeit ausgelöst, beklagen Experten.
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Seit Weihnachten steigt der von der Arbeitsgemeinschaft Influenza für NRW ermittelte „Praxisindex“ steil an: Immer mehr Menschen melden sich mit Atemwegserkrankungen bei ihrem Hausarzt. Auch bei Dr. Andreas Blume am Rüttenscheider Stern: „Unser Wartezimmer ist voll. Aber noch haben die Patienten keine Influenza. Den ersten Gipfel erwarten die Experten etwas später als normal zwischen der dritten und vierten Kalenderwoche.“
Erster Fall von Schweinegrippe
In der Tat. Noch melden Amtsärztin Juliane Böttcher, die Kliniken Essen-Süd und das Huyssensstift Fehlanzeige bei Influenza-Tests. Das Klinikum dagegen hat bereits den ersten Fall von Schweinegrippe (die WAZ berichtete).
Wegen des Anrollens der Influenza-Welle und der bisherigen Impfmüdigkeit appellieren Ärzte: Lasst euch schnell noch impfen. „Der Durchimpfungsgrad in Essen ist schlecht in dieser Grippesaison“, sagt Dr. Uwe Werfel, Leiter des Zentrums für Infektiologie und Reisemedizin der Kliniken Essen-Mitte, das sich auf Infektionskrankheiten spezialisiert hat. „Selbst in unserem Haus, in dem die Mitarbeiter zu der Risikogruppe gehören, die sich unbedingt impfen lassen sollte, haben sich nur halb so viele impfen lassen wie in der letzten Saison.“
Nach seiner Einschätzung hat das mehrere Gründe. „Die Schweinegrippe-Hysterie hat uns weit zurück geworfen“, sagt Werfel. Zum einen, weil das H1N1-Virus viel weniger schwere Infektionen ausgelöst hat als vorher befürchtet. Zum anderen aber auch wegen der Debatte um den Schweinegrippen-Impfstoff mit seinen Wirkungsverstärkern, der zudem stärkere Nebenwirkungen hatte als normale Impfstoffe. „Bei 180 Impfungen hatten wir zwei Fälle mit schweren Nebenwirkungen“, erinnert sich Werfel. „Bei den normalen Impfungen in den Vorjahren gab es so gut wie nie Komplikationen.“
„Sprachverwirrung“ um den Begriff Grippeschutzimpfung
Kollege Blume sieht ein weiteres Problem in der „Sprachverwirrung“ um den Begriff Grippeschutzimpfung, an der Mediziner selbst nicht schuldlos sind. „Warum sprechen wir nicht deutlich von Influenza? So erleidet der Patient einen grippalen Infekt und sagt prompt: Die Grippeimpfung hat nicht geholfen.“
Werfel und Blume unterstützen den Appell von Rainer Kundt, Chef des Gesundheitsamtes: Wer sich jetzt schnell noch impfen lässt, ist nach zehn Tagen in der Regel geschützt. Rechtzeitig, bevor die Influenza Hochzeit hat. Die Impfung gibt es als Kassenleistung beim Hausarzt.