Essen. .

Mit dem Kauf der Siemens-IT-Sparte SIS steigt die Bedeutung der Deutschland-Zentrale des EDV-Dienstleisters in Essen. Auf die Essener Zentrale könnte die Verantwortung für die Integration der 7000 in Deutschland beschäftigten SIS-Mitarbeiter zukommen.

Auch interessant

Von DerWesten

Noch ist die neue rund 50 Millionen Euro teure Deutschland- und Osteuropa-Zentrale des Informationstechnik-Dienstleisters Atos Origin auf der früheren „Festwiese“ nahe der Messe Essen in Bau, da kommen wohl weitere gewaltige Aufgaben auf die Mannschaft um Geschäftsführer Winfried Holz zu.

Die französische Mutter Atos Origin kauft die seit vielen Jahren mit Schwierigkeiten kämpfende IT-Dienstleistungssparte von Siemens (SIS) - und wird damit zweitgrößter Serviceanbieter von Computerlösungen für Firmen. Zugleich steigt Siemens mit 15 Prozent bei Atos Origin ein.

Auf die Essener Zentrale mit ihren 900 Arbeitsplätzen könnte im nächsten Jahr die Verantwortung für die Integration der 7000 in Deutschland beschäftigten SIS-Mitarbeiter zukommen. Dafür spricht auch, dass Holz durch langjährige Berufstätigkeit bei Siemens ein intimer Kenner der SIS-Tätigkeiten ist. Derzeit steuert die Essener Atos-Origin-Spitze in den deutschsprachigen Ländern, in Polen, in Griechenland, in der Türkei und in Südafrika rund 4000 Computerfachleute.

In seinem Kerngeschäft übernimmt Atos Origin Installation und Service der gesamten Computer-Technik von Unternehmen, wie etwa von E-Plus, Karstadt, BP, dem Bezahl-Sender Sky, Neckermann oder Leckerland. Eine weitere Spezialität der Firma ist die Abwicklung des Datenverkehrs von Kreditkarten-Firmen oder Stromlieferanten. Nun kommen Siemens-Kunden hinzu.

Ungewissheit bei Siemensianern

In einer internen Telefonkonferenz lobte Holz die „strategische Allianz“ mit Siemens als zukunftsträchtig. „Das ist für unser Deutschland-Geschäft sehr gut, wir erreichen damit die kritische Masse für unsere Aktivitäten im Markt.“ Die seit Jahren unter Arbeitsplatz-Abbau leidende Siemens-Sparte muss vor dem endgültigen Kauf allerdings nochmals 600 Stellen bundesweit streichen. In Essen und Umgebung arbeiten derzeit rund 200 SIS-Leute, die in diesem Jahr mehrmals mit Demonstrationen für den Erhalt ihrer Jobs kämpften.

Wie viele dieser Siemensianer ihren Job behalten können, weiß bisher wohl niemand, dafür ist die Nachricht über den Kauf zu frisch. Aber auch die IG Metall sieht in dem Geschäft mittelfristig erhebliche Vorteile für die Mitarbeiter. „Die neue Größe des IT-Dienstleisters bringt eine neue Stärke in der Branche - dies bedeutet mehr Sicherheit für die Gesamtarbeitsplätze“, sagt der Essens IG-Metall-Chef Bruno Neumann.

Dass die neue Atos-Origin-Hauptverwaltung im Essener Gruga Carree nun vielleicht sogar zu klein ausfällt, darüber will Firmensprecher Stefan Pieper am für Origin ereignisreichen Tag nicht spekulieren. Nun müsse der Kauf erst einmal durch alle Instanzen, Mitte 2011 könne man erst über Umsetzungen der SIS-Eingliederung konkreter reden. Bei der Entscheidung über den Bau der Zentrale hatte Essen knapp gegen Düsseldorf gewonnen, auch weil sich die Wirtschaftsförderung und OB Reinhard Paß für den IT-Dienstleister stark einsetzten.