Essen.

Private Winterdienste sind in Essen auf Expansionskurs. Immer mehr Privatleute und Firmen greifen auf Service-Anbieter zurück. Anders als in anderen Städten, bleiben Langzeitarbeitslose in Essen von Räumdiensten verschont.

Mit dem Schneefall boomt das Geschäft der Winterdienste. Immer mehr Privatleute und Firmen greifen auf Service-Anbieter zurück, um Parkplätze und Gehwege von Schnee und Eis räumen zu lassen. Auch die Stadt Essen kann die öffentlichen Flächen nicht allein mit eigenen Arbeitskräften räumen und beschäftigt Subunternehmer.

Dem Beispiel Berlins, wo Langzeitarbeitslose zu Räumdiensten herangezogen werden, will Essen nicht folgen. Hintergrund ist dort die Überlegung, dass wer von der Allgemeinheit alimentiert wird, auch für diese etwas tun kann. In Essen betont man hingegen, solche Arbeiten dienten nicht der Qualifizierung und Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt. „Wenn man Arbeitslose zum Schneefegen einsetzt, geschieht das kurzfristig und führt nicht zur Festanstellung“, sagt Stadtsprecher Detlef Feige. Auch rechtlich hielten Rechtsamt und Sozialverwaltung in Essen eine Heranziehung für schwierig, betont Feige. Dass die Nachfrage andererseits sehr groß ist, zeigt auch das Pilotprojekt „Winterdienst“ des Wohnungsbauunternehmens Allbau.

Mit rund 500 Mietparteien war die Aktion gestartet, bei der private Dienstleister die Gehwege und Zufahrten der Mietshäuser räumen. 27 bis 37 Cent pro Quadratmeter - je nach Baujahr und Wohnungsgröße beträgt die Mieterhöhung für den Winterdienst, „das sind bei einer 50 Quadratmeter-Wohnung 19 Euro im Jahr“, sagt Allbau-Sprecher Dieter Remy. In weiteren Mietquartieren im gesamten Stadtgebiet wolle man den Winterdienst ab dem kommenden Jahr anbieten. Die Erfahrungen seien positiv, sagt Remy. „Beim Blitzeis vor zwei Wochen gab es ein paar Probleme. Aber bei dem starken Schneefall am Montagabend lief alles reibungslos.“

Anbieter sind in Haftungs-Pflicht

Und die Nachfrage nach dem Winterdienst reißt nicht ab. Allein: Viele Service-Firmen arbeiten be­reits am Limit. „Winterdienst? Im nächsten Jahr wieder“, werden potenzielle Kunden etwa bei der IMR Hausverwaltung oder der Gebäudereinigung F&P abgewiesen.

50 Anfragen gingen allein in den letzten beiden Tagen bei Willi Gelford ein, „wir nehmen zwar noch Kunden an. Allerdings können wir nicht von heute auf morgen reagieren.“ Denn der Vertrag habe rechtliche Konsequenzen. „Wir sind ganz klar in der Haftung, wenn etwas passiert, weil wir nicht geräumt haben“, sagt Willi Gelford. „Schließlich verpflichten wir uns, die Fläche bis 7 Uhr morgens geräumt zu haben. Bevor wir also anfangen, muss ein Mitarbeiter rausfahren und sich das Grundstück vor Ort angucken.“ Gibt es ein Gefälle? Wie breit ist der Weg und wo liegen die Grundstücksgrenzen?

Zu zahlen ist bei privaten Dienstleistern für die Wintersaison (1. November bis 31. März) ein monatlicher Pauschalpreis, der sich errechnet aus Fläche und Aufwand. Enthalten darin sind alle Streumittel, der Maschinen- und Mitarbeiter-Einsatz und die Räumung bis zu drei Mal täglich bei anhaltendem Schneefall. Die Krux: Die Pauschale wird auch in milden Wintern, in denen die Räumdienste nicht ausrücken, fällig.

Die Kunden der Winterdienst-Firmen sind nicht selten Hauseigentümer-Gemeinschaften, Firmen mit großen Parkplatzflächen und Senioren. „Viele Menschen rufen an und brauchen dringend Hilfe, weil sie der Schneemassen nicht mehr Herr werden“, sagt Gelford.

„Als ich vor 30 Jahren mit dem Winterdienst angefangen habe, bin ich belächelt worden. Heute sei Willi Gelford auf Expansionskurs, „120 Mitarbeiter sind zurzeit für uns im Einsatz.“ 40 verschiedene Tourenpläne arbeiten die Mitarbeiter des Dienstleisters bei Schnee und Eis ab, rund 40 bis 50 Objekte gelte es pro Tour anzufahren. Was sein Räumdienst aufhalten kann? „Wenn die Straßen nicht geräumt sind wird’s schwierig, da kommen wir nicht zu den Grundstücken.“ Da sei man - wie jeder Autofahrer - ganz auf die Entsorgungsbetriebe der Stadt angewiesen.