Essen. .

Auf Beschluss des Stadtrates sollen Roma, die in Essen Asyl suchen, möglichst in Wohnungen untergebracht werden. Die Stadt kommt jedoch nicht umhin, auch Übergangswohnheime wieder zu öffnen.

Am Mittag demonstrierten Aktivisten von Pro Asyl für eine menschenwürdige Unterbringung von Asylsuchenden. Wenige Stunden später lieferten sich die Fraktionen im Stadtrat eine Debatte über die Frage, wie die Kommune damit umgehen soll, dass mehr und mehr Roma aus dem ehemaligen Jugoslawien um Asyl bitten. 191 so genannter Folgeanträge liegen den Behörden inzwischen vor, gestellt von Menschen, die bereits in den 80er und 90er Jahren in Essen als Asylsuchende lebten. Hinzu kommen 108 Erstanträge, in der Regel von ihren Kindern.

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Wo soll die Stadt die Menschen unterbringen? Auf Antrag von SPD und Linksfraktion, der den Rat auch mit den Stimmen der Grünen passierte, soll die Sozialverwaltung die Menschen vorrangig in Wohnungen einquartieren. Nur wenn es unumgänglich sei, sollen Übergangswohnheime wieder geöffnet werden. Nach den Worten von Sozialdezernent Peter Renzel kommt die Stadt daran gar nicht vorbei. Roma würden bereits Räumen untergebracht, die bislang für Hausaufgabenhilfe oder auch als Büros genutzt werden. „Irgendwo schaffen wir noch Platz und bringen die Leute unter“, sagt Volker Koch, stellvertretender Leiter des Sozialamtes. „Lange können wir das aber nicht mehr durchhalten.“ Die Verwaltung sucht laut Renzel deshalb das Gespräch mit dem Bistum und der Evangelischen Kirche über weitere Möglichkeiten einer Unterbringung.

Die CDU war im Rat mit der Forderung gescheitert, keine weiteren Übergangswohnheime wieder herzurichten. Auch nicht die Unterkünfte an der Sartoriusstraße in Rellinghausen und an der Straße Auf’m Bögel in Haarzopf. Jutta Eckenbach, sozialpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion wollte dies als Signal an die Flüchtlinge verstanden wissen, wie auch immer sie in ihren Heimatländern davon erfahren sollen. Nicht zuletzt sollte es wohl auch ein Signal an die Anwohner sein. „Jeder weiß, was in den betroffenen Stadtteilen los ist“, so Eckenbach. Nachbarn laufen gegen die Wiederöffnung der Unterkünfte Sturm. Die für Haarzopf zuständige Bezirksvertretung III hat die Verwaltung aufgefordert bereits, einen alternativen Standort zu suchen. Für die Linke warnte Ratsherr Wolfgang Freye gestern im Rat davor, Flüchtlinge „politisch korrekt“ aufzunehmen, aber wenn es darauf ankommt zu sagen: „Bitte nicht in meinem Stadtteil und auch nicht in meinem...“

Je 60 Personen sollen in den Wohnheimen einziehen

In beiden ehemaligen Flüchtlingsunterkünften an der Sartoriusstraße und Auf’m Bögel 38/40 wird nach Angaben der Verwaltung bereits mit Hochdruck daran gearbeitet. Beide Einrichtungen sind sanierungsbedürftig. An dem 20 Jahre alten Fertigbau an der der Sartoriusstraße 42 müssen sämtliche Türen, die Flurdecken und die komplette Stromversorgung erneuert werden, in der Unterkunft an der Straße Auf’m Bögel 38/40 die Elektroinstallation, die Lampen und der Blitzschutz. Das Dach ist undicht, Fenster müssen ersetzt werden. Um die Unterkunft beheizen zu können, will die Stadt 32 Kohleöfen aufstellen.

Jeweils bis zu 60 Personen sollen in den Wohnheimen einziehen, in der Straße Auf’m Bögel die ersten in drei bis vier Wochen. Die Wiedereröffnung weiterer Flüchtlingsunterkünfte sei vorerst nicht geplant. „Wir hoffen, dass wir damit über den Winter kommen“, sagt Volker Koch, stellvertretender Leiter des Sozialamtes. Dem als möglichen Standort ebenfalls von der Verwaltung ins Spiel gebrachten ehemaligen Kutel-Gelände am Overhammshof erteilte der Rat vorsorglich eine Absage. Eine „lagerähnliche Einrichtung“ für bis 300 Menschen widerspreche dem Grundsatz, Flüchtlinge dezentral und „sozial verträglich“ unterzubringen, formulierten Linke und SPD.

Die Verwaltung ist nun gehalten, gemeinsam mit Pro Asyl und Wohlfahrtsverbänden eine angemessene Betreuung der Menschen sicherzustellen. Die CDU forderte zudem eine stärkere Präsenz von Polizei und Ordnungsamt. „Wir müssen die Sorgen der Leute ernst nehmen“, sagte Jutta Eckenbach. Die CDU-Ratsfrau zeigte sich überzeugt, „dass wir die Menschen nur vorübergehend hier haben“. 60 Asylanträge wurden bislang abgelehnt. Die Betroffenen sollen im Dezember in ihre Heimat abgeschoben werden. Ab Mitte Dezember können auch Bürger aus Bosnien und Albanien mit ihrem Reisepass in die EU einreisen.