Essen.

Die Bundespolizei hat ihre Präsenz am Essener Hauptbahnhof verstärkt. Martialisches Auftreten mit Maschinenpistolen und die Lautsprecherdurchsage „Lassen Sie Ihr Gepäck nicht unbeaufsichtigt“ finden einige Bürger „beängstigend“.

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Sie werden nicht nur wahrgenommen, sondern ziehen neugierige Blicke nahezu jedes Passanten auf sich. Seit Bekanntgabe der Terrorwarnung ist die starke Polizeipräsenz am Essener Hauptbahnhof nicht zu übersehen. Ausgerüstet mit Maschinenpistolen und offen getragenen Schutzwesten patroullieren Zweierteams der Bundespolizei in der Bahnhofshalle, auf den Bahnsteigen und vor dem Gebäude. Die Essener Polizei unterstützt unterdessen den Einsatz durch mehr Personal an Orten wie U-Bahnhöfen oder dem Einkaufszentrum Limbecker Platz.

„Bitte lassen Sie Ihr Gepäck nicht unbeaufsichtigt“, hört man immer wieder aus den Lautsprechern, während Polizisten gerade einem Bürger erklären, warum diese Bewaffnung sein müsse. Nein, Angst soll mit diesem Auftreten nicht geschürt werden. „Im Gegenteil, wir wollen Sicherheit vermitteln“, sagt Jürgen Karlisch, Sprecher der Bundespolizeiinspektion Dortmund.

Mit gemischten Gefühlen betrachten allerdings nicht wenige Bürger die Polizisten mit ihren Maschinenpistolen. „Ein bisschen beängstigend“ sei dies , „aber das geht bei dieser Lage in Ordnung“, meinen zwei Schülerinnen, die sich sicher glauben, dass in Essen nichts passiert: „Wenn, dann wohl am ehesten in Berlin“.

„Aufmerksamkeit ja, Hysterie nein“

Vier Besucher aus dem Emsland bezweifeln gar den Sinn der plötzlichen Polizei-Aktion. Sie glauben kaum daran, dass „mehr Polizisten am Hauptbahnhof einen fanatischen Attentäter, vielleicht sogar einen Selbstmordattentäter, wirklich aufhalten können“. Das sieht Karlisch naturgemäß anders und ruft die Bürger dazu auf, der Bundespolizei das nötige Vertrauen entgegen zu bringen. Seine speziell geschulten Kollegen würden vor allem auf verdächtige Personen und Vorkommnisse achten. „KonkretenHinweise auf mögliche Anschlagsziele im Ruhrgebiet gibt es allerdings nicht“, betont er.

Dennoch ist eine gewisse Anspannung am Hauptbahnhof erkennbar. Bundespolizisten sollen zwar den Kontakt mit den Bürgern suchen, dabei sind konkrete Fragen zum Einsatz aber tabu. Und auch Mitarbeiter der Bahn, wie etwa die am Auskunftsstand, schweigen zu allen Fragen nach den Sicherheitsmaßnahmen.

Selbst der Pressesprecher gibt sich bei konkreten Fragen zum Einsatz-Hintergrund wortkarg. Er fordert nur die Essener auf, die Polizeiarbeit mit einer „gewissen Sensibilität“ zu unterstützen. „Aufmerksamkeit ja, Hysterie nein. Wir sind auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen, eine Meldungsflut hilft nicht.“

Ohnehin aber reagieren die meisten Bürger und Fahrgäste eher entspannt. Karsten Burgmann zum Beispiel pendelt täglich zwischen Hattingen und Essen, er fühlt sich auch nach der akuten Terrorwarnung sicher. „Ich habe auf meiner S-Bahn-Fahrt nichts Besonderes festgestellt.“