Essen.

Der viel diskutierte Mangel an Kinderärzten im Essener Norden ist nur schwer zu beheben: In Altenessen, Vogelheim und Karnap müssen sich 2800 Kinder einen Arzt teilen; in Bredeney sind es 386, in Rüttenscheid 625 Kinder.

„Um die Situation zu verändern, sind weitere Gespräche mit der Kassenärztlichen Vereinigung, der Ärztekammer und den Krankenkassen geplant“, heißt es in einer Vorlage von Essen Sozialdezernent Peter Renzel für den Fachausschuss des Rates.

Hauptgrund dafür, warum Politik und Verwaltung nicht so richtig vorankommen, sind offensichtlich die bundesgesetzlichen Bestimmungen zur Bedarfsplanung von Praxen: Danach muss bei der Prüfung, ob ein Gebiet ausreichend mit Ärzten versorgt ist, die gesamte Stadt betrachtet werden - und nicht nur Teilgebiete.

Auf die Gesamtstadt bezogen gilt Essen als völlig überversorgt an Kinderärzten – mit einem Versorgungsgrad von 138,2 Prozent. „Eine Überversorgung liegt bei Überschreiten von 110 Prozent vor, so dass derzeit kein weiterer Kinderarzt zugelassen werden kann“, schreibt Renzel. Ziel der geplanten Gespräche mit dem Landesausschuss für die vertragsärztliche Versorgung müsse es sein, diesen zu überzeugen, dass „in Essen eine Verkleinerung von Zulassungsbezirken für Kinderärzte unumgänglich ist“.

Kinderärzte tummeln sich im Süden

Tatsächlich ist nicht die Gesamtzahl an Kinderärzten in der Stadt mit rund 40 Medizinern bei knapp 47 000 unter zehn Jahre alten Essener Kindern ein Problem, sondern nach einer Übersicht des Sozialdezernats deren Verteilung. In Altenessen, Karnap und Vogelheim müssen sich 2800 Kinder einen Arzt teilen. In Kray kommen 1680 Kinder auf einen Arzt, in Bochold sind es 1580 Kinder und in Altendorf 2100.

Dagegen tummeln sich im Süden der Stadt die Kinderärzte: Einer betreut in Rüttenscheid nur 625 Kinder, in Stadtwald sind es 749 Kinder, in Steele 412, in Burgaltendorf 356, in Bredeney 386, in Heisingen 957 und in Kupferdreh 911.

Nicht nur Politiker vermuten, dass der Trend zum Süden bei Ärzten vor allem mit der Klientel zu tun hat: Dort leben mehr Privatpatienten, die für Mediziner einfach lukrativer als Kassenpatienten sind; zudem gelten die Familien im Süden in Arzt-Kreisen als umgänglicher und als einfacher zu behandeln.