Essen. .
Der älteste private Weiterbilder in Deutschland, das Essener „Haus der Technik“, sieht seine wirtschaftliche Bedeutung für die Stadt Essen zu wenig beachtet. Dabei macht das HdT zwischen 15 und 18 Millionen Euro Umsatz pro Jahr.
Mit seinen Arkaden ist das von Edmund Körner 1924 für die Börse gebaute Haus gegenüber dem Hauptbahnhof ein markantes Zeichen der Innenstadt, doch vielen Essenern ist die Arbeit der heutigen Nutzer des denkmalgeschützten Gebäudes kaum bekannt: Der gemeinnützige 1927 gegründete Verein „Haus der Technik“ (HdT) ist das älteste private Weiterbildungsinstitut Deutschlands - und wird nach Ansicht seiner Chefs in seiner Bedeutung für Essen von Bürgern, aber auch von Stadt-Repräsentanten unterschätzt.
„Wir sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Essen, werden aber kaum wahrgenommen. Dabei ziehen wir jährlich 20 000 Menschen von überallher nach Essen, die hier übernachten, essen, einkaufen, also für Umsatz sorgen“, sagt HdT-Vorstand Ulrich Brill, der sich in seiner fünfjährigen Amtszeit schon über die eine oder andere lieblose Behandlung des Weiterbilders durch die Stadt geärgert hat.
Trotz vieler Sonntagsreden von Politikern und Unternehmern, wie wichtig doch berufliche Weiterbildung sei, bekomme die Branche wenig Aufmerksamkeit: Beachtet werde die Forschung an Hochschulen, mit einigem Abstand die Lehre und erst am Ende komme die Weiterbildung .
1500 Veranstaltungen
Zwischen 15 und 18 Millionen Euro Umsatz macht das HdT mit seinen 70 Mitarbeitern pro Jahr. Es finanziert sich allein aus Teilnehmerentgelten finanzieren, erhält keinen Staatszuschuss. 1500 Veranstaltungen mit über 5000 Referenten, von Tagungen über Seminaren bis hin zu Studiengängen, schultert das HdT in seinen 50 Räumen pro Jahr.
Konzentriert hat sich der Weiterbilder auf technische, chemische und physikalische Lehrgänge, die zunehmend rechtliche und kaufmännische Aspekte erhalten. In berufsbegleitenden Studiengängen können Arbeitnehmer ihren Master of Science machen - Schwerpunkte sind Energiewirtschaft und Logistik.
Die Kurse sind für die Teilnehmer alles andere als billig: Ein zweitägiges Seminar etwa zur Prozesslenkung kostet schon 1300 Euro; für ein zweijähriges Studium werden 25 000 Euro fällig, Essen und Auslandsaufenthalt inklusive.
Arbeitgeber, aber auch Beschäftigte selbst, sind bereit, Geld und Zeit zu investieren. „Viele Arbeitnehmer haben verstanden, wie wichtig Weiterbildung in der heutigen Wirtschaftswelt ist. Doch der Weiterbildungsmarkt ist sehr hart umkämpft“, meint Brill. Große Gewerkschafts-Institute und Ein-Mann-Firmen mit Dumpingpreisen setzen dem HdT zu. Im vergangenen Jahr stürzte der Umsatz des HdT um drei Millionen Euro ab, weil Konzerne in der Wirtschaftskrise ihr Bildungsprogramm radikal strichen.
Was Brill ärgert, ist die nach seiner Meinung unfaire Konkurrenz von „steuerlich subventionierten Unternehmen wie dem kommunalen Essener BfZ“. Obwohl sich dieses vor allem auf die Weiterbildung Langzeitarbeitsloser konzentriere, gebe es heikle Überschneidungen im gewerblich-technischen Bereich.