Essen.

Immer mehr Supermärkte öffnen bis 22 oder sogar 24 Uhr. Das stellt Kioske vor Probleme. Viele Betreiber klagen über massive Einbußen. Vor allem bei Getränken sei der Umsatz zurück gegangen, klagt einer.

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„Das Angebot hab’ ich doch schon zurückgefahren“, sagt Hähn. Denn fünf Fußminuten von  seinem  Kiosk hat seit Juni der Rewe-Supermarkt an der Rüttenscheider Straße täglich bis 24 Uhr geöffnet. Hähn seufzt. „Wir spüren das alle, da können Sie jeden fragen. Sogar die Tankstellen. Vor allem bei Getränken und Zeitschriften ist es viel weniger geworden.“

Dabei bekam Hähns Bude, hübsch umrahmt von einer Gründerzeitfassade und idyllisch gelegen an einem Spielplatz, erst in dieser Woche prominenten Besuch. Fritz Pleitgen und Oliver Scheytt, die Geschäftsführer der Kulturhauptstadt, ließen sich in der Bude fotografieren für eine Magazin-Reportage. Hähns Kiosk diente als Kulisse. Ob’s hilft?

„Wenn der Supermarkt abends zumacht, merken wir das“

Als erster Essener Supermarkt weitete im November 2009 Rewe an der Steeler Straße die Öffnungszeiten aus , macht seitdem von sieben bis 24 Uhr auf, montags bis samstags. Zwei weitere Filialen – Rüttenscheid und Rellinghauser/Ecke Töpferstraße – kamen im Juni hinzu. „Als Test“, betont eine Rewe-Sprecherin in Köln. Doch die Ergebnisse seien vielversprechend. Junge Kunden würden die ausgedehnten Zeiten gerne nutzen, ebenso Schichtarbeiter.

Im Südviertel, an der Franziskastraße, betreibt Begi Zadeh einen Kiosk – in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem Edeka, der täglich bis 22 Uhr geöffnet hat. Die Strategie der Kiosk-Pächterin: Noch längere Öffnungszeiten. „Wenn der Supermarkt abends zumacht, merken wir das, ab zehn Uhr kommt noch ein ganzer Schwung.“

An der Rellinghauser Straße öffnet der „Kaiser’s“-Markt seit Oktober 2009 von 7 bis 22 Uhr. Gegenüber liegt der Kiosk von Mannikkavasaker Krishnar, einem Mann aus Sri Lanka. „Klar merken wir die neuen Öffnungszeiten“, sagt der Verkäufer, der die Trinkhalle seit elf Jahren betreibt. Vor allem bei Getränken gebe es ein starkes Minus. Das ist für Kiosk-Besitzer besonders schmerzhaft, denn: „Daran verdienen Sie mehr als an Zigaretten.“ Krishnar rettet sich mit dem Sonntag über die Runden – denn dann bleibt „Kaiser’s“ zu.

Schräg gegenüber vom Rüttenscheider Rewe, der erst um Mitternacht schließt, betreibt Stephan Schwill seinen Kiosk. Sein Trick: Er schließt abends zwar schon um 18.30 Uhr – aber: Dafür öffnet er morgens um halb sieben. Dreißig Minuten früher als Rewe. „Dann stehen hier schon die Handwerker“, sagt Schwill, „und verlangen nach Kaffee, Brötchen und einer Zeitung.“