Essen.

Die Stiftung Warentest schickte einen anonymen Beobachter in ein Seminar der Volkshochschule und vergab gute Noten. Bundesweit wurden 16 Weiterbildungseinrichtungen unter die Lupe genommen.

„Bei uns kann man bei null anfangen“, sagt Reimund Evers, Fachbereichsleiter Wirtschaft/Natur/Technik bei der Volkshochschule. Dass das funktioniert, hat jetzt eine Untersuchung der Stiftung Warentest zum Thema „Intensivkurse Buchführung“ bewiesen, bei der anonyme Testpersonen bundesweit 16 Weiterbildungseinrichtungen unter die Lupe nahmen. Dabei wurde der Essener VHS bescheinigt, dass sie sowohl inhaltlich als auch didaktisch mit hoher Qualität überzeugt habe.

Dass der Fachkräftemangel dafür sorgt, dass es künftig mehr Seiteneinsteiger geben wird, darauf hat sich die VHS längst eingestellt. Evers: „Wir wollen günstige Weiterbildung für alle vermitteln. Der Kreis unserer Ansprechpartner ist dabei weitaus größer als bei anderen Anbietern.“ Es geht gleichermaßen um Existenzgründer, Arbeitnehmer, die ihr früher erworbenes Wissen auffrischen wollen, und solche, die in kleineren Unternehmen ins kalte Wasser geworfen wurden und sich schnell Wissen neu aneignen müssen, aber auch um Azubis und Studenten.“

Für den eher trockenen Stoff der doppelten Buchführung ist bei der VHS seit 1991 der Dozent Achim Schräder zuständig. Der 53-jährige Essener studierte Wirtschaft an der Fachhochschule Düsseldorf und kam über die DGB-Erwachsenenbildung zur VHS. Von der Stiftung Warentest wurde er jetzt dafür gelobt, dass er den Teilnehmern seiner dreitägigen Blockseminare, die als Bildungsurlaub anerkannt sind, das Thema doppelte Buchführung praxisnah und individuell vermittelt.

Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

Wie werden Belege sinnvoll und effektiv verwaltet? Was verbirgt sich hinter dem Grundsatz „Soll an Haben“? Was ist beim Kontieren und Buchen zu beachten? Schräder findet darauf unkomplizierte Antworten. „Früher war das ein typisches Aufgabengebiet für Männer, jetzt sind die Frauen dominierend.“ Das mag auch daran liegen, dass meistens Frauen die Haushaltskasse verwalten.

Die Kursteilnehmer kommen bei Schräder für 24 Unterrichtsstunden auf die „Schulbank“. Anschließend sind sie zwar keine perfekten Buchhalter, aber sie können in ihrer Firma einfache Buchungssätze durchführen und haben die Möglichkeit, Aufbaukurse zu besuchen. Vorkenntnisse sind für den Schnell-Einstieg nicht erforderlich, und man muss noch nicht einmal ein begabter Mathematiker sein: „Früher musste man kopfrechnen, heute reicht ja ein geistiger Flachmann.“ Womit er den Taschenrechner meint.

Schräder weiß auch von dem italienischen Mathematiker und Franziskaner Luca Pacioli zu berichten. Der war zwar nicht der Erfinder der doppelten Buchführung, verhalf ihr aber 1494 mit einem Standardwerk zum internationalen Durchbruch. Der VHS-Dozent: „Damals hatten die Geschäftsleute in Norditalien viel mehr Erfolg als andere, die noch Knoten in ihr Taschentuch banden.“

Neben der VHS in Löbau wurde den Essenern von der Stiftung Warentest auch attestiert, dass sie mit 89 Euro Kursgebühr ein vorbildliches Preis-Leistungs-Verhältnis vorhalte. Andere Anbieter wie die IHK Frankfurt verlangen deutlich mehr (280 Euro). „Wir wollen Bildungsappetit auf mehr machen“, sagt Fachbereichsleiter Reimund Evers. Unter dem Titel: „Xpert Business“ bieten die Volkshochschulen bundesweit ein Aufbaukurssystem an, das kaufmännische und betriebswirtschaftliche Kenntnisse vermittelt. Mit den dabei erworbenen Zertifikaten wird man zur Fachkraft für Finanzbuchführung oder Business Buchhalter.

Wer die anonyme Testperson war, ist in VHS-Reihen nicht ganz klar. „Aber da war einer, der kannte sich bestens aus“, so Achim Schräder. Die Ergebnisse werden in der Zeitschrift „test“ veröffentlicht.