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Internet auf dem Fernseher oder TV im Netz? Apple und Google kommen mit neuen Angeboten. Und die Privatsender tüfteln offenbar schon gemeinsam an einer eigenen werbefinanzierten TV-Plattform im Internet.

Wenn auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin vom „Fernsehen der Zukunft” die Rede ist und Pressesprecher von „grenzenloser Freiheit” schwärmen, dann geht es wahrscheinlich darum, dass TV und Internet zusammenwachsen. Wieder einmal. Doch die Zukunft ist noch fern und manche Grenze nur mit Mühe einzureißen.

Die Anbieter von internetfähigen Fernsehern können ein Lied davon singen. Kaum jemand hat nämlich bisher Interesse daran gezeigt, auf dem Bildschirm seines Flachbildgerätes nach Kochrezepten oder Internet-Auktionen zu suchen. Beim neuen Versuch, Netz und TV zu vermählen, gehen die Anbieter deshalb einen neuen Weg. „Die Indus­trie hat begriffen, dass Internet-Inhalte auf dem Großbildfernseher vor allem dann Sinn machen, wenn es um Unterhaltung geht“, hat Tim Bajarin, Präsident der Unternehmensberatung Creative Strategies, festgestellt.

„Die Leute wollen keinen Computer auf dem Fernseher”, sekundierte jüngst Steve Jobs. Und stellte im

selben Atemzug das neue Apple-TV vor. Ein kleines Kästchen für voraussichtlich 99 Euro, das an den Fernseher angeschlossen wird und sich anschließend mit dem Internet verbindet. Statt Kauf und Download von Spielfilmen und TV-Serien soll es bei Apple aber nur Verleih und Streaming geben. Dabei wird der Film nicht mehr gespeichert, sondern fließt über die schnelle Datenleitung quasi live ins Empfangsgerät - kostenpflichtig, versteht sich.

Aktuelle Filme und die besten TV-Serien will Jobs schon in Kürze auch in deutsche Wohnzimmer bringen, hat aber bisher noch keine Verträge. Könnte auch schwierig werden. Denn ProSieben/Sat.1 und die Mediengruppe RTL tüfteln derzeit offenbar gemeinsam an einer eigenen werbefinanzierten TV-Plattform im Internet. Von dort aus sollen sich viele der Sendungen aus den Programmen der größten deutschen Privatsender kostenlos abrufen lassen.

Ein Angebot, mit dem einer der größten Apple-Konkurrenten beim Internetfernsehen keine Probleme hätte. Denn „Google TV“ ist es völlig egal, woher eine Sendung kommt. Sie kann vom digitalen Videorekorder stammen, von Youtube oder einer Online-Videothek. Google macht nämlich nur, was es am besten kann: Es sucht. Nach Sendungen, aber auch nach sonstigen Internetangeboten. Und zwar mit Hilfe einer Box, die an den Fernseher angeschlossen wird und in der ein spezieller Chip das Aufbereiten von Webseiten übernimmt. Google TV will noch vor Weihnachten in den USA an den Start gehen. Ein deutscher Termin ist bisher nicht bekannt.

Überhaupt wird es wohl noch dauern, bis Fernsehen aus dem Netz zwischen Kiel und Konstanz eine Konkurrenz für Kabel oder Satellit ist. Denn um die neuen Angebote nutzen zu können, bedarf es oft nicht nur Fernseher mit so genannten HDMI-Eingängen, sondern auch schneller Leitungen, die in der Nähe des Empfängers aus der Wand kommen. Drahtlose Netzwerke können die Datenmengen nämlich vielfach nicht schnell genug versenden.