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Seniorenbeirat Klaus Rikazewski (71) nahm den Hauptbahnhof unter die Lupe. Er fand viele Hindernisse für Senioren und Behinderte - hatte aber auch Lob übrig. Rikazewski entdeckt Mängel, die offenbar auch den Planern nicht bewusst waren.

Akute Sturzgefahr! Klaus Rikazewski zeigt auf die Treppenstufen am Hinterausgang des Hauptbahnhofs. Die Steine sind scheinbar bewusst schief verlegt, keine Stufe so hoch wie die andere. „Da können ältere Menschen schwer stürzen“, sagt Rikazewski.

Der Seniorenbeirat nimmt den neuen Hauptbahnhof und sein Umfeld neun Monate nach seiner Eröffnung genau unter die Lupe, entdeckt Dinge, die junge Menschen nicht wahrnehmen. Mängel, die offenbar auch den Planern nicht bewusst waren.

Lob für die Leitmarken

Wo sind die Uhren? Die gibt’s hier immer noch nicht. Zumindest nicht auf den ersten Blick. „Man muss lange suchen“, sagt Klaus Rikazewski. Und findet sie schließlich neben der Abfahrtsanzeige. Die hängt selbst ziemlich ungünstig außerhalb der Sichtlinie über dem Drogeriemarkt. Weitere Uhren: Fehlanzeige!

Der Seniorenbeirat lobt die Leitmarken für Sehbehinderte auf dem Boden. Sie führen direkt zu den Aufzügen zu den Gleisen. Wer nicht mit Bodenmarkierung vertraut ist, muss lange suchen. Denn Hinweisschilder sind nicht zu finden.

Das gilt auch auf dem Bahnsteig. Wo geht’s hier in die Stadt? Und wo ist der Aufzug? „Es kann nicht sein, dass Behinderte erst den Aufzug suchen müssen“, sagt Klaus Rikazewski, der auch Sitzgelegenheiten vermisst. „Die paar Bänke reichen nicht.“ Es zeigt sich: Schon zur Nebenverkehrszeit vormittags sind so gut wie alle Plätze besetzt.

Rund um die Uhr-Service

Rund um die Uhr-Service gibt’s jetzt in den Toiletten. Das sei gerade für Behinderte und Alte, denen die Blase schneller drückt, wichtig. Expertenurteil: „Man kann die ganze Nacht hingehen. Das ist eine gute Sache.“

Rikazewski kritisiert die Ausleuchtung im Bahnhof. In der langen Passage leuchten vor allem die Läden links und rechts des Ganges. Die Schilder haben keine eigene Beleuchtung, verschwinden im Schatten. „Das ist für Sehbehinderte nur schlecht zu erkennen“, sagt der Mann, der früher unter Tage, im Bergbau, für die Arbeitssicherheit zuständig war.

Wie’s besser geht, zeigt sich am Bahnhof im Untergrund, auf dem Weg zur U-Bahn. Dort sind die Schilder beleuchtet. „So ist das viel besser“, sagt Rikazewski. Er freut sich auch über die neu gestaltete Unterführung Passerelle – ein Angstraum weniger.

Kritik am neu gestalteten Reisebus-Abfahrtspunkt an der Freiheit: Dort steht jetzt ein Zaun zwischen den Fahrbahnen, damit Fußgänger nicht auf die Straße laufen. Was nichts hilft, denn dort stehen sie trotzdem, kommen nur nicht weiter, weil ein Zaun im Weg steht. „Es gibt keine Gelegenheit mehr, jemanden aus dem Auto aussteigen zu lassen“, sagt Rikazewski. Es sei gerade für ältere Menschen beschwerlich, das Gepäck weit zu tragen. Besonders, wenn Stolperfallen lauern.