Der Schlaf bringt Körper und Geist die notwendige Erholung. Drum verschlafen wir rund ein Drittel unseres Lebens

„Was ist das? Der Mensch wünscht es sich herbei, und wenn er es endlich hat, lernt er es nicht kennen.“ Schon Leonardo da Vinci brachte das Geheimnisvolle und Paradoxe des Schlafs mit diesem Rätsel auf einen Punkt. Denn Schlaf ist ein faszinierendes Phänomen, dessen Facetten die WAZ in den kommenden Tagen beleuchten will.

Schlaf spielt eine bedeutende Rolle im menschlichen Leben, auch wenn wir ihn niemals bewusst wahrnehmen können. Doch immerhin verbringen wir rund ein Drittel unseres Lebens schlafend.

Schlaf – Was ist das?

„Schlaf ist ein anhaltender Zustand der Ruhe, der Erholung für Körper und Geist bringt“, so Prof. Dr. Helmut Teschler, Chefarzt Pneumologie an der Ruhrland-Klinik. „Dadurch sind wir wieder fit für den nächsten Tag.“ Während wir schlafen, wechseln sich verschiedene Schlafphasen nacheinander ab: So verbringen wir ein Viertel der Nacht in Tiefschlaf- und ein weiteres Viertel in Traumphasen. Leichter Schlaf macht etwa die Hälfte der Zeit aus. Die Traumphasen nehmen in den frühen Morgenstunden zu.

Was passiert im Körper?

Im Schlaf schaltet der Organismus den Stoffwechsel zurück, startet aber seine Reparaturmechanismen: Nach dem Einschlafen sinken Herzfrequenz und Blutdruck, die Atmung wird regelmäßiger, langsamer und flacher. Auch die Körpertemperatur sinkt bis zu den frühen Morgenstunden. In den REM-Phasen – REM steht für Rapid Eye Movement – zeigt die schnelle Augenbewegung hinter geschlossenen Lidern die Traumphasen an, in denen sich die Körperfunktionen verändern: Die Atmung ist unregelmäßig, die Herzfrequenz schwankt, der Blutdruck steigt, die Durchblutung des Gehirns nimmt zu. „Schlaf ist zudem für den Hormonhaushalt des Körpers wichtig“, so Teschler. „So werden beispielsweise bestimmte Wachstumshormone im Schlaf gebildet, das Immunsystem tankt neue Kraft, das Gehirn speichert die Eindrücke des Tages und das Nervensystem stabilisiert sich.“

Wieviel Schlaf braucht der Mensch?

Napoleon soll mit drei Stunden Schlaf ausgekommen sein, Einstein brauchte angeblich 14 Stunden. Grundsätzlich muss jeder Mensch selbst herausfinden, wie viel Schlaf er braucht”, so Teschler. Ein Erwachsener braucht durchschnittlich sieben Stunden und 14 Minuten Schlaf. „Entscheidend ist, dass man sich ausgeruht und fit fühlt.“

Welche Bedeutung hat die „Innere Uhr“?

Die so genannte Innere Uhr beeinflusst den Schlaf-/Wachrhythmus. Insbesondere Zeitumstellungen bringen das Schlafverhalten aus dem Gleichgewicht. Das Jetlag-Syndrom trifft viele Menschen. „Auch bei den Menschen gibt es Eulen und Lerchen“, schmunzelt Teschler. „Drum sollte eine Lerche niemals Barkeeper werden.“

Wann liegt eine Schlafstörung vor?

Jeder hat mal das Gefühl, schlecht geschlafen zu haben. „Eine Schlafstörung liegt vor, wenn der Schlaf dauerhaft nicht erholsam ist und als gestört erlebt wird, man sich tagsüber abgeschlagen, müde und erschöpft fühlt“, erklärt Teschler. „Wenn dies über Wochen anhält, sollte der Betroffene sich unbedingt zunächst Rat bei seinen Hausarzt holen.“ Zudem gibt es viele Krankheiten, die müde machen. Teschler: „Letztlich ist es dann Aufgabe des Schlaflabors, die Ursachen für den nicht erholsamen Schlaf herauszufinden.“