Essen. .
Die Übergriffe auf Senioren nehmen immer mehr zu. Mittlerweile wird fast jede Woche ein Überfall verzeichnet. Auch die Fälle von Trickbetrug haben sich im Vergleich zum Vorjahr vervierfacht. Dabei suchen die Täter ihre Opfer auch Zuhause auf.
Menschen ab 60 Jahren werden in Essen immer öfter Opfer einer Straftat. 22 Senioren wurden im ersten Halbjahr auf offener Straße überfallen, einige erlitten schwere Verletzungen. Auch die Zahl von Diebstählen und Betrug an der Wohnungstür sind zum Teil dramatisch angestiegen. Der Seniorenbeirat wird deshalb die Polizei zu seiner Oktober-Sitzung einladen.
Bahnhof Kray-Süd, 11. Mai: Zwei junge Männer lauern einer 88-Jährigen in der Unterführung auf und versuchen ihr die Handtasche zu entreißen. Die Frau schreit um Hilfe und wehrt sich, die Täter flüchten ohne Beute. Die 88-Jährige erleidet mehrere Knochenbrüche. Frintroper Straße, 4. Juni: Eine 83-Jährige hebt Geld ab, geht dann zum Friseur. Unmittelbar vor ihrer Haustür wird ihr die Handtasche entrissen. Sie stürzt und verletzt sich schwer. Die Polizei vermutet, dass der Räuber sie beim Geldabheben beobachtet und verfolgt hat.
Zahl der Trickdiebstähle hat sich vervierfacht
Der vorerst letzte Fall: In Stoppenberg entdeckt ein Ehepaar am 6. August eine bewusstlose 85-Jährige. Kurz zuvor haben Beide ein Mädchen weglaufen sehen. Die Handtasche der 85-Jährigen ist verschwunden, die Frau liegt mit schweren Kopfverletzungen im Krankenhaus.
Außerdem werden Senioren immer häufiger Opfer von Trickdieben und -betrügern. Die Zahl der Senioren, die Opfer von Trickdiebstählen wurden, hat sich im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahreszeitraum fast verdoppelt. Die Zahl der Trickbetrugs-Opfer hat sich ausweislich der Polizeistatistik sogar vervierfacht. Diese Zahlen sind aber mit Vorsicht zu betrachten, sagen die Polizeisprecher Tanja Horn und Lars Lindemann, weil die Eingabekriterien für die Datenbank noch nicht vereinheitlicht sind. Das kann aber durchaus bedeuten: Die tatsächlichen Opferzahlen sind noch höher als in der Statistik.
Nach Angaben der Opferschutz-Organisation „Weißer Ring“ sind Trickdiebstähle in Wohnungen neben Taschendiebstahl „die vermutlich häufigste Straftat, von der ältere Menschen betroffen sein können“. In jüngster Zeit würden die Täter vermehrt Senioren-Wohnanlagen heimsuchen, „da die Pförtnerdienste in zunehmendem Maße abgebaut werden“.
„Da kommt natürlich der Wunsch auf nach mehr Polizeipräsenz im Stadtteil“
Ingeborg Schrader, Vorsitzende des Seniorenbeirates, kennt selbst ein Überfall-Opfer. „Sie ist 50 Meter vor ihrer Haustür überfallen worden und lag wochenlang im Krankenhaus.“ Diese Geschichte hat ein wenigstens halbwegs gutes Ende genommen: „Jetzt fühlt sie sich wohl im betreuten Wohnen.“
Zur Vorbeugung gegen Diebstahl und Betrug wird nach ihrer Einschätzung in Essen vorbildliche Arbeit geleistet. „Die Polizei und auch die Sparkasse warnen immer wieder vor den neusten Tricks.“ Die Straßenüberfälle allerdings versetzten immer mehr ältere Menschen in Angst und Schrecken, sagt Ingeborg Schrader. „Ich denke doch selbst schon: Jetzt war ich bei der Bank. Hoffentlich hat das keiner gesehen.“ Was tun? „Da kommt natürlich der Wunsch auf nach mehr Polizeipräsenz im Stadtteil“, sagt Schrader. „Dadurch würden sich viele Menschen wieder sicherer fühlen.“ Diesen Wunsch will sie nun mit der Polizei diskutieren.