Essen. .

Ein Kleinplanet, der von dem Essener Physiker Thomas Payer an der Walter-Hohmann-Sternwarte in Schuir entdeckt wurde, trägt jetzt den Namen „Essen“. Der Himmelskörper ist sechs bis acht Kilometer groß und umkreist die Sonne in 4,2 Jahren.

Ein Kleinplanet namens Essen rast durch den Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter. Entdeckt und sieben Jahre später auf den Namen der Stadt getauft wurde er in der Walter-Hohmann-Sternwarte in Schuir. Seit 2002 beschäftigt sich der Physiker Thomas Payer (31) schon mit Asteroiden. In der Nacht zum 3. September 2003 hatte er das 32-Zentimeter-Teleskop der Sternwarte eigentlich auf einen anderen Beobachtungskandidaten gerichtet.

Doch als er die verschiedenen Fotos übereinanderlegte, die die lichtempfindliche Kamera mit jeweils fünf Minuten Belichtungszeit in dieser Nacht geschossen hatte, war zusätzlich noch ein Objekt. Mit dem bloßen Auge wird „2003RT1“, wie das Objekt vorübergehend bezeichnet wurde, nie zu sehen sein, sagt Payer: „Seine Helligkeit entspricht der einer Kerze in 3000 Kilometern Entfernung.“ Die hochempfindliche Kamera der Sternwarte kann noch dreimal weniger helle Himmelsobjekte sichtbar machen.

Ein Dankeschön gegenüber der Stadt

In der nächsten Nacht wiederholte Payer das Experiment - und fand „seinen“ Himmelskörper tatsächlich wieder. Er meldete seine Entdeckung dem „Minor Planet Center“, das an der US-Universität von Cambridge in Massachusetts weltweit Planetenentdeckungen in einer Datenbank sammelt. Seitdem haben immer wieder Astronomen in aller Welt diesen Planeten beobachtet.

Als die Bahn hinreichend genau berechnet war, durfte Payer als Entdecker einen Namen vorschlagen. Er entschied sich für Essen. Auch als Dankeschön gegenüber der Stadt, die dem Sternwarten-Verein seit 1978 das Gebäude einer alten Schule zur Verfügung stellt und mit der der Verein etwa in der Volkshochschule zusammenarbeitet, sagt Vereinsvorsitzender Thomas Bourgon.

Was wissen die Astronomen inzwischen über „133243 Essen“? Er zieht seine Bahn von uns aus gesehen hinter dem Nachbarplaneten Mars in einer Entfernung von rund 375 Millionen Kilometern von der Sonne und umrundet sie in 4,2 Erdjahren. Er hat einen Umfang von sechs bis acht Kilometern. Damit ist er zwar in seiner Himmelskörperklasse einer der Kleinen. Dennoch könnte man, rechnet Payer vor, „die bewohnten Flächen des Stadtgebietes mit etwas Quetschen und unter Verzicht auf Grünflächen unterbringen.“ Der Aufenthalt wäre allerdings äußerst ungemütlich: Keine Luft zum Atmen und eine Temperatur um die minus 40 Grad, schätzt Payer.

„Politiker müssen 100 Jahre tot sein, bevor sie zum Planeten-Namen werden können“

Elf Kleinplaneten haben Mitarbeiter der Sternwarte bisher entdeckt und drei weitere wiedergefunden. „Essen“ war Nummer drei, aber die Bahnen der ersten beiden Entdeckungen sind nicht genau genug berechnet. Wenn grünes Licht kommt aus Cambridge, muss Payer sich den nächsten Namen ausdenken.

Das wird gar nicht so einfach. Anders als bei Kometen gilt der Name des Entdeckers als „höchst unerwünscht“. Essens Ratsmitglieder brauchen sich gar nicht erst Hoffnung zu machen, sagt Payer: „Politiker müssen 100 Jahre tot sein, bevor sie zum Planeten-Namen werden können.“ Nach seiner Freundin wird Payer auch nicht benennen können: „Alle Frauennamen sind schon vergeben.“