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Schulen gehen mit immer drastischeren Mitteln gegen notorische Schwänzer vor. Die Zahl der Bußgeld-Verfahren, mit denen Dauer-Schwänzer zum Gang in die Klasse bewegt werden sollen, ist rapide angestiegen.
Leitete das Schulverwaltungsamt im Jahr 2008 noch 170 Bußgeld-Verfahren ein, waren es im Jahr 2009 bereits 242 Verfahren. Das berichtet Rainer Gebhard, Chef des Schulverwaltungsamts, auf Anfrage.
Zur Kasse gebeten werden Eltern oder Schüler, die älter als 14 Jahre sind. Eltern zahlen 50 Euro für jeden Tag, an dem ihr Kind unentschuldigt fehlt. An Tagen direkt vor oder nach den Schulferien sind sogar 100 Euro fällig. Schüler, die älter als 14 Jahre sind, müssen 25 Euro pro Tag zahlen.
„Ein Bußgeld-Verfahren ist das letzte Mittel, aber relativ effektiv, um Schüler wieder in die Schule zu bekommen“, berichtet Roswitha Tschüter, die Leiterin der Hauptschulen Karnap und Wächtlerstraße. Oft sei finanzieller Druck die einzige Methode, um sowohl Kinder als auch Eltern zur Einsicht zu bewegen.
Vielfältige Gründe
Schul-Schwänzer sind nicht immer notorische Faulpelze. Oft sind es andere, sehr tragische Gründe, dass jemand über Wochen, Monate oder – in seltenen Fällen – sogar über Jahre die Schule nicht besucht. „Es gibt Fälle, in denen muss ein Kind seine Geschwister vor Gewalt in der Familie schützen“, berichtet die Schulleiterin. Nicht selten unterstützten die Eltern auch das Fehlen des Kindes – weil sie selbst hilfebedürftig sind. Krank durch Drogen, Alkohol oder belastet mit erheblichen psychischen Problemen.
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Entwickelt sich ein Schüler zum Dauer-Schwänzer, verständigt zunächst der Klassenlehrer die Familie. Bringt das nichts, setzt der Schulleiter nach. Dann folgt die schriftliche Androhung einer „Schul-Zuweisung“ durch das Ordnungsamt: Auch im Jahr 2009 lag die Zahl der Fälle, in denen Schulen das Ordnungsamt bitten, Schwänzer wieder zurück zum Unterricht zu bringen, auf besorgniserregendem Niveau – bei 129 (Vorjahr: 130).
Mediale Verwahrlosung
„Wir bringen Schüler aus allen Schichten in die Schule“, berichtet Günther Kraemer, Leiter des Ordnungsamts. Dennoch spiegelt sich das soziale Gefälle der Stadt auch in den Zahlen des vergangenen Jahres: Die meisten Fälle von „zwangsweisen Schulzuführungen“ hatte der Stadtbezirk V (Altenessen, Karnap, Vogelheim; 34 Fälle), die niedrigsten der Bezirk IX (Fischlaken, Bredeney, Kettwig, Schuir, Werden, Heidhausen; 0 Fälle). Die uniformierten Kräfte würden bei den Schülern „einen bleibenden Eindruck“ hinterlassen, sagt Kraemer. Die Schulleiterin Tschüter hat allerdings beobachtet: „Es kommt vor, dass Schüler, die vom Ordnungsamt gebracht wurden, in der ersten großen Pause gleich wieder weg sind.“
Nicht selten geht langes Fehlen in der Schule einher mit einer medialen Verwahrlosung von Kindern und Jugendlichen, die durch das Internet massiv verschärft worden ist: „Wer die ganze Nacht im Internet surft, muss morgens ausschlafen“, sagt Roswitha Tschüter lapidar. In Essen hat fast jedes vierte Kind, das eingeschult wird, einen eigenen Fernseher.