Essen.
Die wieder aufgebaute Lichtburg eröffnete am 23. März vor 60 Jahren erstmals nach dem Krieg wieder. Noch im gleich Jahr folgten Saalbau und Opernhaus. Damit kehrte der lang vermisste Glanz n die zerstörte aber schon wieder qualmende Industriestadt zurück.
Große Teile der Stadt lagen 1950 immer noch in Trümmern, die Währungsreform, die die D-Mark brachte, war noch keine zwei Jahre vergangen. Aber auf der Kettwiger Straße eröffnete mit großem Gepränge - und beinahe staatstragendem Programm - die wieder aufgebaute Lichtburg. Heute auf den Tag genau jährt sich das Ereignis zum 60. Mal. Zwar waren kurz nach Kriegsende einige kleinere Kinos schon wieder spielbereit. Aber das Flaggschiff, Essens großer alter Kinopalast, der 22 Jahre zuvor mit etwa 2000 Plätzen fertig gestellt worden war, blieb seit den großen Luftangriffen auf die Stadt 1943/44 geschlossen.
Die Wiedereröffnung am 23. März 1950 war nicht nur ein Ergeignis für die Kinofans in Essen. Mit der Lichtburg, nun mit 1600 Plätzen und den im Vergleich zu den früheren expressionistischen Architekturdetails eher weicheren 50er Jahre Formen, kehrte der lang vermisste Glanz zurück in die zerstörte aber schon wieder qualmende Industriestadt.
Städtisches Orchester spielte zur Eröffnung
Wie wichtig man damals selbst das Kino nahm, zeigt das Galaprogramm, das man sich zur Eröffnung gönnte. Das städtische Orchester, die heutigen Philharmoniker, rückten unter ihrem damaligen Generalmusikdirektor Gustav König in voller Stärke an. Es gab Wagners „Meistersinger“-Ouvertüre und den „Kaiserwalzer“ von Johann Strauß, bevor man mit Willy Forsts „Wiener Mädeln“ in die heile Technicolor-Welt eintauchte. Damit nahm unter Ägide der damaligen Betreiber Menz und Jaeck der bis heute eindrucksvolle Premierenreigen der Lichtburg seinen Anfang. Zarah Leander, Romy Schneider, O.W. Fischer, später Cary Cooper oder Lex Barker: sie alle kamen und mit ihnen der Glamour des frühen Wirtschaftswunders.
Später im Jahr öffneten auch der neu errichtete Saalbau (14. November) und das auf den alten Mauern in modernisierter Form wieder aufgebaute Opernhaus (29. Dezember) ihre Pforten. Essen hatte als erste unter den großen Ruhrgebietsstädten wieder ein funktionstüchtiges Theater und einen Konzertsaal mit anderthalbtausend Plätzen. Eine ungeheure Anstrengung wenn man bedenkt, dass fünf Jahre nach Kriegsende immer noch weite Teile der Stadt ein Trümmerfeld waren.
Großes bürgerschaftliches Engagement
Der rasche Aufbau gilt bis heute als großes bürgerschaftliches Engagement, das zeigt, wie wichtig Kunst und Kultur den Menschen dieser Stadt waren. Für Tausende endete nun die Zeit, in der sie oft zu Fuß die Ausweichspielstätten im Werdener Saalbau Maas (Oper) oder im Steeler Jugendheim (Schauspiel) besuchen mussten. Bis heute gehören alle drei Häuser zum unverzichtbaren kulturellen Erbe der Stadt.