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An der Schurenbachhalde im Essener Norden haben junge Tierquäler rund 100 Kröten totgetrampelt oder so schwer verletzt, dass sie eingeschläfert werden mussten. Die Polizei hat vier Jugendliche als mutmaßliche Täter im Visier.
Rund 100 Kröten sind auf der Essener Schurenbachhalde von Tierquälern zu Tode getrampelt worden. Naturschützer sind entsetzt, die Stadt hat Strafanzeige wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz erstattet, und die Polizei hat vier junge Leute als mutmaßliche Täter im Visier.
Die Schurenbachhalde ist die jüngste und größte Abraumhalde Essens. Bis 1986 schüttete die Ruhrkohle hier Bergematerial von Zollverein auf, nach der Zechenstilllegung von anderen Revierzechen. Seit 1998 läuft die Renaturierung des Geländes, symbolisch eingeleitet mit der Aufstellung der 15 Meter hohen Bramme des Bildhauers Richard Serra.
Tierarzt musste Kröten einschläfern
Am Fuß der Halde hat der Regionalverband Ruhr (RVR) zwei künstliche Teiche angelegt, an der Ostseite des Schurenbaches einen langsam zuwuchernden Teich, den vor allem die seltene Kreuzkröte als Laichgebiet nutzt. Sie hat sich spezialisiert auf sonnenbeschienene Tümpel, die häufig austrocknen. Genau das finden die Tiere auf dem groben Sandstein und Tonschiefer des Bergematerials. Dort trifft sie so gut wie nie auf Feinde. Den Menschen ausgenommen.
Vier junge Leute sollen des Sonntag gegen 19 Uhr gewesen sein, die nach Zeugenangaben die paarungsbereiten Kröten gefangen haben. Nach Ermittlungen der Polizei haben sie die Tiere in einem Erdloch gesammelt und sind dann auf ihnen herumgesprungen. Die Hälfte der rund 100 Tiere war schon verendet, als die Polizei eintraf. 50 bis 60 schwerst verletzte Tiere brachten die Beamten zum Tierarzt, der sie einschläferte.
Mögliche Täter schieben Schuld auf andere
Zwei mögliche Täter im Alter von 14 und 23 Jahren haben die Polizisten gestellt. Polizeisprecher Lars Lindemann: „Die streiten alles ab und schieben die Schuld auf die anderen Beiden.“ Weitere Vernehmungen sollen nun Klarheit schaffen.
Biologen von Stadt, Emschergenossenschaft und RVR hoffen jetzt, dass erste Meldungen sich als falsch erweisen: Wenn es sich bei den getöteten Tieren tatsächlich um die sehr seltenen und streng geschützten Kreuzkröten handelt, wäre das ein „herber Verlust“ für das heimische Ökosystem, sagt Stadt-Sprecher Detlef Feige. Die Experten gehen aber davon aus, dass die Tiere zur weitaus häufigeren Art der Erdkröten gehören, weil es für die Paarungszeit der Kreuzkröten noch zu früh im Jahr ist. Sie sind meistens erst Mitte April zu hören.
So oder so ist es ein Verlust und eine „rohe herzlose Tat“, sagt Brigitte Brosch, Leiterin der Route Industriekultur beim RVR. „Wir haben zwar auf vielen Hallen noch Kreuzkröten. Aber sowas macht man doch einfach nicht.“