"Emilia" wurde auf einem Bottroper Pferdehof Opfer einer widerwärtigern Attacke. 18 Jahre alte Stute wurde im Genitalbereich schwer verletzt. Besitzerin ist entsetzt und fassungslos
Alle Anstrengungen, die Tränen zurückzuhalten, sind vergebens: "Wie krank muss man denn sein, um so etwas zu tun?", schluchzt Eva Braun. Immer wieder muss die 22-Jährige ihre Schilderung unterbrechen. Zitternd ergreift sie die Hand ihres Freundes, ohne den sie wahrscheinlich gar nicht den Mut gefunden hätte, ihre Geschichte öffentlich zu machen: Ein Tierschänder hat sich an ihrem geliebten Pferd zu schaffen gemacht. "Emilia", eine 18 Jahre alte Araber-Stute, wurde mit einem Messer im Genitalbereich regelrecht verstümmelt.
"Das ist keine Verletzung, die durch den Tritt eines anderen Pferdes verursacht wurde", sagt Tierarzt Dr. Andreas Maria Helling. "Da wurde von den äußeren Schamlippen großflächig einfach eine Scheibe weggeschnitten. Ich war total perplex, als ich die Stute untersuchte. So etwas ist mir noch nicht begegnet", zeigt sich auch der Dorstener Veterinär tief erschüttert.
Ereignet hat sich die verabscheuungswürdige Tat in der Nacht zum 30. November auf einem Pferdehof in Bottrop. Erst vor wenigen Wochen hatte die aus Stuttgart stammende Pferdesitzerin, die in Essen studiert, ihre geliebte Stute aus ihrer Heimatstadt nach Bottrop gebracht, um sich auch während des Studiums um das Pferd kümmern zu können, das sie seit acht Jahren besitzt.
"Übers Wochenende musste ich zurück nach Stuttgart, weil meine Mutter ins Krankenhaus gekommen war. Am Freitag hat mich die Hofbesitzerin informiert, dass Emilia verletzt sei. Aber da konnte ich die Schwere der Verletzung überhaupt nicht einschätzen", erzählt Vera Braun, die erst am Montag in vollem Ausmaß erfasste, was passiert war.
"Ich habe die Verletzung der Stute am Freitagvormittag entdeckt", sagt die Pferhofbesitzerin Hilga Höfkens. "Da Emilia als Neuzugang das rangniedrigste Pferd ist, bin ich davon ausgegangen, dass sie getreten worden ist", so Höfkens. Der Gedanke, dass sich jemand mit einem Messer an dem Pferd zu schaffen gemacht haben könnte, sei ihr gar nicht in den Sinn gekommen. "Das ist ein offener Stall direkt neben dem Haus, in dem ich wohne", sagt die Pferdehofbesitzerin. "Ich habe zwar schon von perversen Pferdeschlitzern gehört. Aber die suchen sich ihre Opfer doch auf abgelegenen Weiden", ist Hilga Höfkens überzeugt.
Lebensgefahr besteht für "Emilia" nicht. Allerdings steht eine aufwändige chirurgische Nachbehandlung an. "Da wurde so viel von der Schamlippe weggeschnitten, dass der Scheidenschluss nicht mehr gewährleistet ist", erklärt Dr. Hilling.
An die Kosten, die jetzt auf sie zukommen, will die Studentin gar nicht denken. Wichtig ist ihr nur, dass Emilia wieder gesund wird. Und dass man den Tierquäler erwischt: Vera Braun hat Strafanzeige erstattet. Die Kriminalpolzei ermittelt.