Essen.

Nach der Eröffnung des Folkwang-Neubaus freuen sich auch die Geschäftsleute im Essener Süden über die wirtschaftliche Entwicklung. Gastronomie und Einzelhandel im Umfeld zeigen sich zufrieden - wenngleich vor übertriebener Euphorie gewarnt wird.

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Von DerWesten

Kunst gucken und anschließend geht es auf die Rü – mitunter verläuft so ein Besuch im Museum Folkwang. Gastronomie und Einzelhandel im Umfeld sind zufrieden. Als Anziehungspunkt für Museumsfans und Kulturhauptstadtbesucher hat der Chipperfield-Neubau das Umfeld wirtschaftlich belebt. Die Akteure vor Ort bestätigen den positiven Aufwärtstrend, warnen jedoch vor übertriebener Euphorie.

Die kürzlich beendete Sonderausstellung „Das schönste Museum der Welt“ sahen 336.000 Besucher. Nicht wenige fanden den Weg nach Rüttenscheid oder Holsterhausen. Bereits Anfang Juni hatte Museumsdirektor Hartwig Fischer im Kulturausschuss auf diesen Aspekt hingewiesen. Er sprach von einem erheblichen Aufwärtstrend bei den Umsätzen im Umfeld seines Haues.

Konkrete Zahlen liegen dazu zwar nicht vor, die Geschäftsleute vor Ort können den gefühlten Trend aber bestätigen. „Der Titel der Kulturhauptstadt spielt eine gewichtige Rolle“, betont Christiane Behnke. Für die Vorsitzende der Kreisgruppe Essen des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes sprechen die Besucherzahlen des Museums schon für sich.

„Durch den Folkwang-Bus wird Laufkundschaft abgezogen“

Ähnlich sieht es Rolf Krane, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Rüttenscheid. Er weist aber auf eine Schwierigkeit hin: „Bei den Besuchern, die touristisch erscheinen, ist leider nicht zu unterscheiden, ob sie wegen des Museums oder der Kulturhauptstadt kommen.“ Dennoch hätten nicht nur Gastronomen und Hoteliers profitiert, sondern ebenso der Einzelhandel.

Die Belebung sei, so Krane, gegenüber dem verhaltenen Jahresbeginn in den letzten Monaten sichtbar geworden. „Das würde ich auch unterschreiben“, sagt Uwe Sonntag von der IG Holsterhausen. Den Großteil der Gäste ziehe es zwar in Richtung Rüttenscheid – anstatt über die Kahrstraße zu wandern. Insgesamt ist er aber mit den Impulsen zufrieden.

Bei aller Freude über das kulturelle Wahrzeichen gibt es kleine Kritikpunkte. Einer davon ist die Bindung des Museums an die Rüttenscheider Straße über den öffentlichen Nahverkehr. „Durch den Folkwang-Bus wird Laufkundschaft abgezogen“, klagt ein Ladeninhaber. Früher hätte der Weg der Besucher zum Museum über die U-Bahn-Station am Rüttenscheider Stern geführt.

Seit der Einrichtung des kostenlosen Folkwang-Bus, der Gäste auf direktem Weg vom Hauptbahnhof zum Eingang an der Bismarckstraße und zurück transportiert, vermissen einige Kaufleute – nicht ohne kommerzielle Hintergedanken – diese Klientel. Letztere sei ortsunkundig, reise mit dem ÖPNV an und finde eher spontan in die Nachbarschaft. Durch die Haltestelle vor der Tür folge nach dem Museumsbesuch eher die Rückfahrt gen Innenstadt. Ganz so eng sieht es Rolf Krane jedoch nicht: „Der Bus ist an sich praktisch“.