Die Weiße Flotte setzt wegen des starken Besucherandrangs auch 2011 ihre Fahrten auf dem Rhein-Herne-Kanal fort. Denn im Kulturhauptstadtjahr stiegen bislang mehr Passagiere zu als erwartet.
Die Weiße Flotte auf dem Baldeneysee, das ist Postkartenidylle pur. Die Fahrgastschiffe gehören dazu, so selbstverständlich wie der Regattaturm oder die Villa auf dem Hügel. In diesem Jahr steuern die schneeweißen Ausflugsdampfer jedoch nicht nur die Anleger „Hügel“ oder „Haus Scheppen“ an, die Weiße Flotte macht auch in Gelsenkirchen fest - jeden Mittwoch, Samstag und Sonntag zur gleichen Zeit, so zuverlässig wie ein Bus im Linienbetrieb.
Der Abstecher auf den Rhein-Herne-Kanal sollte ein zusätzliches Angebot im Kulturhauptstadtjahr sein. Diesen Plan hat Geschäftsführer Franz-Josef Ewers inzwischen über Bord geworfen. Denn im Schnitt steigen 180 Passagiere zu, viel mehr als erwartet.
Ewers hatte mit 100 Fahrgästen kalkuliert. Knapp 10.000 waren es in den ersten 100 Tagen. Und weil davon die wenigsten Kulturhauptstadt-Touristen waren, bleibt die Weiße Flotte auch 2011 auf dem Kanal unter Dampf.
Landmarken am Ufer
Was macht den Reiz aus? Am Rhein-Herne-Kanal zeigt sich das Ruhrgebiet eben nicht von seiner Schokoladenseite. Der Gasometer in Oberhausen oder der Sprungturm am Freibad Hesse ragen wie Landmarken in den Himmel empor. Hinterm Deich duckt sich die Emscher weg. Man sieht ihn nicht, man riecht ihn nicht, den Fluss, der der Emscherregion seinen Namen gab. Zum Glück. Der Umbau ist Programm. Doch es wird noch Jahre dauern, bis die Emscher wieder einem natürlichen Wasserlauf gleicht.
Am Ufer winken Spaziergänger, Jogger ziehen vorbei und immer wieder Radfahrer. „Der Fahrrad-Tourismus wird auch für die Kanalschifffahrt ein Thema sein“, sagt Ewers. Die Nachfrage sei riesig. Aber wohin mit den Rädern? An Bord ist zu wenig Platz. Ein Partner-Unternehmen, das sich auf Fahrradtransporte spezialisiert hat, wird helfen, verspricht Ewers.
Ja, der Rhein-Herne-Kanal steht längst für Naherholung und Freizeitgestaltung. Kultur verbirgt sich hinter den dichten Blättern der Emscherinsel, vom Wasser aus ist die Kunst leider nur selten zu sehen. Dafür tauchen immer wieder Plakatwände mit bizarren Sprüchen auf: „Strahlende Morgensonne“ steht darauf zu lesen, oder „Frauenhandtasche rotes Leder“.
Aber Industrie, die gibt es reichlich. Das Ruhrgebiet ist eben immer noch Arbeit. Ladungen werden gelöscht, Schrott und Kohle verladen. Das Tankschiff „Louis“ aus Antwerpen tankt Ruhe, bis es an der Reihe ist.
Im Hafen warten Kohlewaggons auf ihre Fracht, bunt bemalt, als sei es eine Graffiti-Galerie. Die Passagiere an Bord der „Baldeney“ staunen über diese Vielfalt und winken Kindern zu, die sich - obwohl verboten - ins Wasser wagen. Ein paar Meter weiter steht wieder so ein Plakat. Darauf diesmal nur ein Wort: „Mut“.
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