Es war ein Projekt mit experimentellem Charakter: Die Weiße Flotte Baldeney, ein kommunales Unternehmen der Stadt Essen, verkehrt seit dem Frühjahr im Linienverkehr mit der „MS Baldeney“ auf dem Rhein-Herne-Kanal zwischen den Anlegern Oberhausen-Kaisergarten und Gelsenkirchen-Nordsternpark – und das wird auch im kommenden Jahr so bleiben. „Die Personenschifffahrt auf dem Kanal lohnt sich, wir wollen erst einmal weitermachen“, erklärte am Dienstag Franz-Josef Ewers, Geschäftsführer der Weißen Flotte, an Bord der „MS Baldeney“.
Das maritime Experiment im Kulturhauptstadtjahr hat sich bezahlt gemacht. Das Unternehmen hatte zu Beginn mit 100 Fahrgästen pro Tag kalkuliert, nach 42 Tagen im Linienverkehr sind im Schnitt 180 Fahrgäste mittwochs, samstags und sonntags an Bord gegangen, Sonder- und Charterfahrten nicht eingerechnet.
2011 werden die Kanalfahrten zwischen Oberhausen und Gelsenkirchen mittwochs, samstags, sonntags und an Feiertagen von Mai bis September angeboten.
Ärger wegen der
Rehberger-Brücke
Es habe sich gezeigt, dass die Route den Kundenwünschen entspricht. „Gerade Gruppen wählen oft die Strecken vom Nordsternpark zur Marina, besuchen das Centro, den Gasometer oder das Schloss und steigen zur Rückfahrt nachmittags am Kaisergarten wieder ein“, beschreibt Aleksander Farkas, der Projektleiter für die Kanalschifffahrt.
Ob der Anleger Kaisergarten auch im kommenden Jahr im Linienverkehr angefahren wird, lässt die Weiße Flotte noch offen. „Wegen der Baustelle dort haben wir sehr viele Beschwerden von Fahrgästen, die den Anleger nur schwer finden“, so Ewers zur Situation rund um die noch nicht fertige Rehberger-Brücke. Stehe die Brücke im Januar kommenden Jahres noch nicht, werde es vorerst keinen Anleger Kaisergarten mehr geben. Das, merkte auf NRZ-Anfrage Tsalastras an, sei „Kokolores“, denn: Im Januar fahre die Flotte ohnehin nicht, außerdem werde die Brücke bis Oktober eröffnet.
Dieser Punkt sei nicht die einzige Baustelle. „Wir wollen mit den Städten eine bessere Ausschilderung zu den Anlegern schaffen, und wir müssen am Liegeplatz im Essener Stadthafen investieren“, erklärt Farkas. Zudem soll die Zusammenarbeit mit den örtlichen Touristikförderern (hier: TMO) intensiviert werden. „Sicher werden wir wieder Kombi-Tickets anbieten“, erklärt Ewers mit Blick auf die Attraktionen entlang der Strecke – ein Geschäft für beide Seiten, wie TMO-Geschäftsführer Burkhard Koch glaubt: „Der feste Linienverkehr wird die Marina mit Sicherheit weiter aufwerten.“
Intensiv will man bei der Weißen Flotte über das Thema Fahrrad nachdenken. Die Mitnahmemöglichkeiten an Bord sind und bleiben begrenzt. „Da muss man sehen, ob man alternative Transportwege nutzt“, sagt Ewers.
Bleibt also noch eine Menge zu tun für die Weiße Flotte. Am Ende sollte der Erfolg stehen. Kulturdezernent Tsalastras ist davon überzeugt: „Das Angebot ist nur noch nicht richtig bekannt. Wenn sich das ändert, bin ich mir sicher, dass die Kanalschifffahrt eine Erfolgsgeschichte wird.“