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Soll die Stadt das Baden in Ruhr und Baldeneysee wieder erlauben? Die Bezirksvertretung der Ruhrhalbinsel setzt das Thema auf die Tagesordnung. Der Ruhrverband sieht das Vorhaben wegen der Keimbelastung skeptisch.
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Soll die Stadt das Baden in der Ruhr und im Baldeneysee wieder erlauben? Die Bezirksvertretung der Ruhrhalbinsel setzt das Thema auf die Tagesordnung. Der Ruhrverband reagiert skeptisch und begründet dies mit der Keimbelastung des Wassers. Doch es mangelt an Daten.
Baden in der Ruhr? Die Untere Wasserbehörde begründet das Verbot mit Untiefen und gefährlichen Strömungen, mit Risiken, die im Wasser lauern. Und ist nicht erst vor wenigen Tagen in Burgaltendorf ein Mensch ertrunken? Ein tragischer Fall. Doch der 49-Jährige Bochumer hatte zwei Promille Alkohol im Blut, als er ins Wasser ging. Leichtsinnig brachte er sich selbst in Gefahr. Es soll nicht zynisch klingen, aber das Badeverbot konnte ihn davon nicht abhalten.
Wenn die Bezirksvertretung VIII sich also heute mit der Frage befasst, ob das Baden in Ruhr und Baldeneysee wieder möglich werden könnte, geht es auch darum, die Risiken abzuwägen. Die Verwaltung möge „geeignete Stellen“ an beiden Ruhrufern benennen, heißt es in dem Antrag, den die CDU zu Papier gebracht hat. Die im Jahr 2006 von der Europäischen Union erlassene Richtlinie zur Qualität von Badegewässern böte in dieser Frage genügend Spielraum; klare Sicht auch Unterwasser ist kein Kriterium mehr.
Sollte das Verbot aufgehoben werden, hätte das Gesundheitsamt ein Wörtchen mitzureden
Der coole Beach-Club am Heisinger Seeufer könnte vielleicht eine geeignete Stelle sein, An das ehemalige Strandbad mit Sprungturm an gleicher Stelle dürften sich noch viele Essener erinnern. Vom Badeverbot, das die Bezirksregierung schon 1952 für die Untere Ruhr erließ, blieb das Strandbad am Baldeneysee davon zunächst ausgenommen. Die Kommunalaufsicht begründete das Verbot seinerzeit mit dem hohen Bakteriengehalt im Wasser. Vor allem Kinder, die in der Ruhr badeten, litten häufig unter Durchfallerkrankungen. Sollte das Verbot aufgehoben werden, hätte das Gesundheitsamt ein Wörtchen mitzureden.
Aber hat der Ruhrverband seit den 50er Jahren nicht Hunderte Millionen in die Modernisierung seiner Klärwerke investiert? Und heißt es nicht jedes Jahr aufs Neue im Ruhrwasser-Gütebericht, die Wasserqualität habe sich verbessert? Stimmt, sagt Markus Rüdel, der Sprecher des Ruhrverbandes. Aber: Auch modernste Klärtechnik könne nicht verhindern, dass gesundheitsgefährdende Coli-Bakterien in die Ruhr gelangen, wenn - wie am Wochenende geschehen - der Himmel seine Schleusen öffnet und die Regenrückhaltebecken überlaufen. Noch Tage danach liege die Belastung im Fluss weit über dem zulässigen Grenzwert.
Wie häufig aber sind solche Sommergewitter? Und genügte es nicht, nur in solchen Fällen ein Badeverbot zu erlassen und es wieder aufzuheben, wenn die Grenzwerte nach einigen Tagen wieder eingehalten werden? Nein, auch bei lang anhaltender Trockenheit sei die Grundbelastung zu hoch. „Bei knapp der Hälfte der Messungen werden die Grenzwerte überschritten“, sagt Rüdel. Laut EU-Richtlinie darf dies statistisch gesehen nur von zehn Messungen einmal der Fall sein. Rüdel sagt aber auch, dass es an Daten mangelt. Seit 2006 hat der Ruhrverband drei Messreihen durchgeführt. Kerngeschäft ist die Trinkwassergewinnung. Und dabei spiele die Keimbelastung keine Rolle. Das Ruhrwasser wird entsprechend aufbereitet. „Die Bewirtschaftung eines Badegewässers gehört nicht zu unseren Aufgaben“, sagt Markus Rüdel. Dennoch wird sich der Ruhrverband beim Bund um ein dreijähriges Forschungsprojekt bewerben. Dabei geht es um die Keimbelastung und darum, was sich dagegen tun lässt. Gut möglich, dass der Antrag in der BV nur ein wenig zu früh kommt.