Essen. .
Die Pokerrunde um den Neubau eines Hochhauses am Hauptbahnhof geht in die entscheidende Runde. Am 1. Juli soll der Stadtplanungsausschuss über die Planungsvariante entscheiden. Für den Favoriten der Verwaltung gibt es keine Mehrheit.
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Das monatelange städtebauliche Poker um den Neubau eines Hochhauses an der Ecke Krupp-, Bert-Brecht-Straße am Hauptbahnhof geht in die entscheidende Runde. Am 1. Juli soll der Stadtplanungsausschuss darüber befinden, aber für die von der Stadtverwaltung favorisierte Variante gibt es keine kommunalpolitische Mehrheit.
Schon seit Mai 2009 ist das 140-Millionen-Euro-Projekt eine Hängepartie. Wiederholt wurde es im Stadtplanungsausschuss vertagt, in der zuständigen Bezirksvertretung I hatte es zuletzt ein Stimmenpatt von 8:8 gegeben. Dabei wollte es der Wiesbadener Investor Christian Deharde den Kommunalpolitikern sogar leicht machen, er selbst hatte vier Varianten ausarbeiten lassen. Zwei blieben übrig, aber sie sind Punkt des Streites. CDU, FDP und EBB favorisieren die Variante 1. Sie würde bedeuten, dass Essen ein neues Super-Hochhaus erhielte: mit 140 Metern Höhe. Davor warnen nachdrücklich die Stadtplaner: Ein solcher Baukörper würde „das Stadtbild aus jeder Blickrichtung dominieren. Der Abstand zum westlich benachbarten Gebäude der Thyssen-Krupp AG erscheint bedenkllich.“ SPD und Grüne favorisieren eine andere Variante, die zwar mit 103 Metern auch die benachbarten Hochhäuser überragen, die Skyline jedoch nicht negativ beeinträchtigen würde. Dieses Projekt füge sich durch Höhe, Baumasse , Formensprache und Ausrichtung in das Stadtbild ein.
Die Stadtverwaltung drängt zur Eile und will den Investor nicht weiter warten lassen. Aus ihrer Sicht geht es darum, den „Schreibtisch des Ruhrgebiets“ zu bereichern. Das direkt benachbarte Bürohochhaus von Thyssen-Krupp (ehemals Rheinstahl-Haus) wurde 1960 als erstes Hochhaus in Essen gebaut, 1961 folgte das gegenüber liegende Gebäude von RWE. Gemeinsam mit dem 1968 erbauten ehemaligen Postscheckamt stelle der Standort am Ruhrschnellweg die Keimzelle der Dienstleistungsmetropole Essen dar.
Büro- und Verwaltungshochhaus mit Hotelnutzung in Planung
Geplant ist ein Büro- und Verwaltungshochhaus mit Hotelnutzung, mit dem sich die Stadt aus Sicht der Verwaltung als Standort moderner und hochwertiger Büroimmobilien weiter profilieren könne. Nach Sondierungsgesprächen mit dem Investor sei dieser zu dem Ergebnis gekommen, „dass für ihn aus wirtschaftlichen Gründen einzig die Variante 4 realisierungsfähig ist“. Sie sieht eine Gesamtnutzungsfläche von 43 185 Quadratmetern vor, davon 33 460 für Büros und 9725 für das Hotel, bei 350 Parkplätzen. Die andere Variante sei in den Betriebsunterhaltungskosten, die quasi als zweite Miete zu betrachten sei, um rund zwölf Prozent teurer. Auch biete die andere Variante weniger vermietbare Fläche im Verhältnis zu den Bruttogeschossflächen. Auch sei die andere Variante in den Gestehungslosten um bis zu zehn Prozent pro Quadratmeter teurer.
Für den städtischen Planungsamtsleiter Thomas Franke bleibt es dabei: „Wir sind für die Variante 4, die sich am besten ins Stadtbild einfügt. Wir wollen zügig einen Bebauungsplan entwickeln und dürfen nicht als Investitionsverhinderer dastehen. Die Interessenten, die wir haben, müssen wir pflegen.“ Der Investor, der auch beim Westfalen-Tower in Dortmund engagiert sei, sei mit seinem Konzept überzeugend. Aber noch fehlt im Stadtplanungsausschusses, der für seine „Vertagungstage“ bekannt ist, eine kommunalpolitische Mehrheit. Am Ende könnte die Stimme der Linken den Ausschlag geben. Deren Mitglied Wolfgang Freye ist auch für die kleinere Lösung.