Essen.

Sharon A. Sperry kennt den Vorwurf und lächelt darüber hinweg. Sie weiß, dass Kritiker die Internationale Schule Ruhr (ISR), die nächsten Freitag eröffnet wird, als elitäre Einrichtung ansehen, die mit Essen wenig zu tun hat.

Doch diese Sicht ist der amerikanischen Gründungsdirektorin fremd. „Wer möchte, dass sein Kind ein Leben lang in Deutschland bleibt, der braucht uns nicht.“ Wer indes berufsbedingt mit der Familie um die Welt ziehe oder sein Kind auf ein globales Arbeitsleben vorbereiten wolle, der sei an ISR richtig. „Wir wollen Kinder fit machen für Jobs, von denen wir selbst noch keine Ahnung haben. Wir wollen Neugier, Forschergeist, Risikobereitschaft und Verantwortungsbewusstsein wecken. Wir öffnen den Kindern die Tür zur Welt.“ Das klingt ein wenig nach den verbalen Girlanden aus Werbebroschüren und heißt in der Praxis, dass man schon die Dreijährigen auf Englisch unterrichtet und die 18-Jährigen später mit dem „International Baccalaureate“ entlässt.

Bis freilich der erste ISR-Schüler diesen international anerkannten Abschluss in der Tasche hat, wird noch einige Zeit vergehen: Die Schule nimmt zunächst Kinder zwischen drei und elf Jahren auf. Später sollen höhere Klassen und ein zweites Gebäude hinzukommen, aber schon jetzt weiß Sperry: „Dieses Haus geben wir dann nicht auf.“

Das Schulgebäude ist eine schmucke Villa

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Von DerWesten

Denn die schmucke Villa Koppers am Moltkeplatz hat sich Dank der sonnigen Innengestaltung zu einem Solitär in der Schullandschaft gemausert. Wände und Möbel sind in Gelb und Orange gehalten; zum gediegenen Parkett kombiniert man moderne Lampen. Selbst die Toiletten (andernorts Orte des Grauens) strahlen farbenfroh. Noch wird überall gewerkelt, werden Großbildschirme installiert oder Instrumente ausgepackt.

Erkennbar ist bereits, dass eine freundliche Atmosphäre geschaffen, Frontalunterricht verbannt werden soll. Die Klassenräume sind mit Gruppentischen bestückt, an denen Sperry junge Entdecker sieht, die gemeinsam Rätsel des Alltags lösen. Für die Kleinen könne ein Rechercheauftrag lauten, den Weg der Kartoffel vom Feld bis zum Pommes Frites zu verfolgen. „Vierjährige lernen halt spielerisch.“ Die Älteren sollen statt Noten Berichte über ihre Fähigkeiten bekommen; am Ende würden sie trotzdem das International Baccalaureate meistern.

„Wir wollen gute Nachbarn sein“

Ganzheitlich nennt Sperry ihren Ansatz, zu dem das gesunde Mittagessen von „Grünschnabel“ ebenso gehöre wie Musik und Kunst. Zum Schwimmen werden die Schüler ins Rüttenscheider Bad gehen, zum Sport in die Halle der Friedensschule, als Schulhof nutzen sie die Spielflächen am Moltkeplatz. „Wir wollen uns nicht abschotten, sondern gute Nachbarn sein.“

Es ist ein hübsches Konzept, das fast jeder unterschreiben und das sich längst nicht jeder leisten kann. Bislang haben sich knapp 30 Schüler gefunden, deren Eltern jährlich 10 000 Euro Schulgeld für den Ganztagsbetrieb zahlen. Die meisten sind Deutsche, andere stammen aus dem Iran oder Aserbaidschan. Im achtköpfigen Kollegium sind Briten, Amerikaner, Australier, Deutsche. Das internationale Klima also ist gesichert, und die Klassen sollen auch klein bleiben, wenn in fünf Jahren die erhofften 350 Schüler erreicht sind. Dass das gelingen kann, wisse sie aus Erfahrung, sagt Sperry, die schon als Lehrerin und Leiterin an Schulen in Estland, Indonesien oder Afghanistan gearbeitet hat. Auch sie ist eine moderne Nomadin.