Essen. .

Die Chancen auf die Errichtung eines 60 Meter hohen, gläsernen Bibliotheks-Turms an der Universität haben sich in den letzten Monaten verschlechtert. Das Land hat bislang nicht die nötigen Mittel zur Verfügung gestellt. Wegen Platznot machen sich einige Lerngruppen bereits in der Mensa breit.

Noch im Sommer 2009 waren Baupläne vorgestellt worden mit dem Hinweis, dass der Neubau, der die Uni mit der City verbinden soll, bis zum Jahr 2013 wohl fertiggestellt sei.

Die Zeit drängt, denn dann strömen wegen des „Turbo-Abiturs“ zwei Jahrgänge auf einmal an die Hochschulen. Schon jetzt platzt die Uni aus allen Nähten: Allein am Campus Essen sind 20 000 Studenten. Ausgerichtet ist der Komplex im Segerothviertel, der in den Siebziger Jahren errichtet wurde, für 8700 Studenten.

Sanierungsbedarf auf 520 Millionen Euro geschätzt

Auch interessant

„Bei der Finanzierung des Projekts sind Schwierigkeiten aufgetreten“, bestätigt Uni-Sprecherin Beate Kostka auf Anfrage. Hintergrund: Das Land hat beim „Hochschul-Modernisierungsprogramm“ viel weniger Geld gegeben als die Beteiligten vor Ort erwartet hatten. Insgesamt hatte die Uni Duisburg-Essen einen - sicher sehr großzügig geschätzten - Sanierungsbedarf von 520 Millionen Euro angegeben. Davon sollte auch der Neubau bezahlt werden, der auf mindestens 60 Millionen Euro taxiert wird.

Vom Land gab es dann aber nur 77,5 Millionen Euro für Duisburg und Essen zusammen: „Damit kann man gerade mal defekte Toiletten und undichte Dächer reparieren“, sagt Albert Bilo, der Leiter der Uni-Bibliothek. Er beobachte täglich Studenten, „die zwischen den Regalen im Schneidersitz hocken“ - auch in der Mensa machten sich wegen der Platznot schon die Lerngruppen breit. Nicht zuletzt die erhöhte Anwesenheitspflicht durch die neuen Studiengänge hätte zu noch mehr Enge geführt. „Die Uni braucht dringend ein Lernzentrum.“ Der geplante Neubau, dem überdies eine enorme städtebauliche Funktion zukommt, soll allen Bürgern offen stehen.

Verhandlungen dauern an

Von den 77,5 Millionen Euro, die für Duisburg-Essen vorgesehen sind, müssen auch andere, dringende Bauprojekte bezahlt werden - etwa die Modernisierung des Traktes der Ingenieurswissenschaften in Essen. Trotzdem betont Kostka: „Der Bibliotheks-Neubau ist eins der wichtigsten Projekte für die Uni, und wir glauben weiter daran.“

Die Verhandlungen zwischen NRW-Wissenschaftsministerium und Uni dauern derzeit an - ob das Land doch mehr Geld gibt für den Bau der Bibliothek, ist derzeit offen. „Jetzt eine Prognose abzugeben, wäre Kaffeesatzleserei“, sagt Dietmar Zeleny, Sprecher des „Bau- und Liegenschaftsbetriebs NRW“. Er sollte als Bauherr in Erscheinung treten. Unterdessen hat sich Uni-Rektor Prof. Dr. Ulrich Radtke auf die Suche nach Partnern und Sponsoren begeben, die eine Finanzierung doch noch möglich machen.