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Seit dem Zusammenschluss mit der Uniklinik klagt Verdi über das schlechte Betriebsklima im Lungenzentrum. Jetzt hat der Konflikt seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht: Die Geschäftsführung hat Betriebsratschef Hans Wohland abgemahnt.

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Von DerWesten

Vordergründig geht es um eine arbeitsrechtliche Verfehlung: Weil er seine Schweigepflicht verletzt haben soll, hat die Geschäftsführung des weithin bekannten Lungenzentrums Ruhrlandklinik den Betriebsratsvorsitzenden Hans Wohland abgemahnt. Im Hintergrund schwelt der Konflikt zwischen der Klinikleitung und der Gewerkschaft Verdi aber schon seit April 2009. Damals schloss sich das Fachzentrum auf den Heidhauser Höhen mit der Essener Uniklinik zusammen – nachdem es über 90 Jahre lang in Trägerschaft der Deutschen Rentenversicherung (DRV) gewesen war. Aus dem Besitz einer Behörde, die Löcher im laufenden Betrieb auch schon mal mit Zuschüssen stopfen konnte, wurde ein privatwirtschaftlich operierendes Leistungszentrum, das wie jedes andere Krankenhaus auch Gewinne einfahren muss.

Genau da setzt die Kritik der Gewerkschaft an. „Denn den Preis für die Fusion zahlt vor allem die Belegschaft“, klagt Verdi-Sekretär Gereon Falck. Die Arbeitsbelastung der Mitarbeiter wachse permanent: Für die Pflege der Patienten bliebe so immer weniger Zeit. „Das geht natürlich auch zu Lasten der Qualität.“

Nur die Spitze des Eisberges

Aus betriebswirtschaftlicher Sicht könne er das ja nachvollziehen, sagt Falck, „denn Personalkosten sind in einem Krankenhaus immer noch der höchste Kostenfaktor. Aber unsere Aufgabe als Gewerkschaft ist es, da gegenzusteuern.“

Genau das habe Wohland getan. „Als engagierter und unbequemer Betriebsrat hat er sich aktiv für die Belange seiner Kollegen eingesetzt und gegen Kürzungen beim Personal gekämpft.“ Deswegen, so Falcks Folgerung, wolle die Klinikleitung den Betriebsratsvorsitzenden nun „einschüchtern“, „mundtot machen“ – und letztlich „aus dem Amt entfernen“.

Dabei sei der Fall Wohland nur die Spitze des Eisberges: Drei Abmahnungen gegen langjährige Klinik-Mitarbeiter seien ihm aus dem letzten Jahr bekannt. Und auch der Beratungsbedarf der Belegschaft und die Zahl der Gewerkschaftsmitglieder im Lungenzentrum stiegen stetig.

Klinik-Geschäftsführer Jürgen Huber weist die Verdi-Kritik weit von sich. Das Betriebsklima sei gut, davon überzeuge er sich regelmäßig in persönlichen Gesprächen. Und: Alle Beschäftigten würden nach Tariflohn bezahlt. Dass es seit der Fusion mehr Patienten gebe, stimme zwar: „Aber parallel dazu ist auch die Zahl der Mitarbeiter gestiegen. Allein im letzten Jahr haben wir 15 neue eingestellt.“ Von Mehrbelastung könne also keine Rede sein. Und die Abmahnungen? „Drei oder vier im letzten Jahr: bei 400 Mitarbeitern ist das nicht gerade viel.“

Arbeitsgericht verhandelt im Oktober

Bleibt der Fall Wohland: Die Klinikleitung werde auch zukünftig alles tun, um vertrauensvoll mit dem Betriebsrat zusammenzuarbeiten, beteuert Huber. Nur könne das nicht bedeuten, „gravierende arbeitsrechtliche Verfehlungen bei Betriebsratsmitgliedern ungeahndet zu lassen.“ Die Abmahnung werde nicht zurückgenommen, „denn sie ist nach unserer Überzeugung in vollem Umfang gerechtfertigt.“

Wohland streitet die Vorwürfe ab: Er habe seine Schweigepflicht nicht gebrochen. Sondern „lediglich eine Mitarbeiterin tarifrechtlich beraten. Das ist meine Aufgabe als Betriebsrat.“

Wer Recht hat, darüber verhandelt das Arbeitsgericht Essen im Oktober. Verdi hat angekündigt, Wohland mit allen Mitteln zu unterstützen.