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Sie sind aufgedreht, unaufmerksam und impulsiv. Rund fünf Prozent der fünf- bis zwölfjährigen Kinder leiden unter der so genannten Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung - kurz ADHS genannt. Doch obwohl das, was lange als Folge schlechter Erziehung inzwischen als Krankheit anerkannt ist, ist es für betroffene Kinder und ihre Familien im Stadtgebiet oft schwer den Alltag zu bewältigen sowie Unterstützung und Verständnis in der Gesellschaft zu finden.
Lukas kann nicht stillsitzen. Er räkelt sich auf dem Sofa, wippt mit den Füßen, knetet seine Finger, springt plötzlich auf oder fällt seinen Eltern unvermittelt ins Wort. „Er hat vorhin vergessen, sein Medikament zu nehmen“, erklärt Mutter Claudia Veutgen. „Das merkt man sofort.“ Lukas ist zwölf Jahre jung und hat ADHS.
„Schon als Kleinkind war Lukas sehr aktiv und hielt nicht viel von Schlaf“, erinnert sich Claudia Veutgen. „Doch damals dachten wir, er sei einfach nur ein lebhaftes Kind.“ Die Probleme häuften sich dann, als Lukas in die Schule kam. Hausaufgaben bedeuteten nur Stress, Lukas konnte sich einfach nicht konzentrieren, seine Aufgaben waren voller Fehler. In der Erziehungsberatungsstelle stand nach Gesprächen und Tests schnell die Diagnose „ADHS“ fest. „Das war zunächst ein großer Schock“, gibt Claudia Veutgen zu. „Man wünscht sich für sein Kind ja doch einen leichteren Weg.“
„Leider werden die betroffenen Kinder schnell abgestempelt“
Heute, fünf Jahre später, besucht Lukas die fünfte Klasse der Gesamtschule Bockmühle und ist ein guter Schüler. Mathe ist sein Lieblingsfach, Tennisspielen sein neuestes Hobby. Der Zwölfjährige hat seine Krankheit durch Medikamente mit dem Wirkstoff Methylphenidat im Griff. „Wir haben uns lange gescheut, Lukas Medikamente zu geben, aber sie ermöglichen eine höhere Lebensqualität und mehr Chancen“, erklärt Claudia Veutgen und bedauert: „Leider werden die betroffenen Kinder aber wegen der Einnahme der Pillen schnell abgestempelt.“
Rat und Unterstützung fand die Mutter einst in einer Selbsthilfegruppe des Kamillushauses in Heidhausen. Diese Selbsthilfegruppe - die bislang einzige im Stadtgebiet - übernahm Claudia Veutgen 2006 mit ihrem Ehemann Jörg. „Es gibt leider kaum Hilfs- und Förderangebote für ADHS-Betroffene im Stadtgebiet“, stellt Jörg Veutgen fest. „Unsere Gruppe soll eine Anlaufstelle für betroffene Eltern sein, in der sie sich austauschen können. Denn alle haben ihre Schwierigkeiten in der Gesellschaft.“ Rund 100 Mitglieder aus dem ganzen Stadtgebiet zählt die Selbsthilfegruppe in Dellwig. Zu den Vorträgen kommen rund 40 bis 80 Interessierte. Zudem treffen sich Eltern an jedem ersten Dienstag im Monat, 20 Uhr, im Pfarrsaal der St. Michel-Gemeinde, Langhölterweg 9.