Der nach eigenen Angaben "letzte reisende, männliche Wahrsager Deutschlands" kommt aus Essen. Bis Sonntag war der nimmermüde Tausendsassa auf der Grugakirmes

SERIE MITMENSCHEN Langsam öffnet sich die Tür des blauen Wohnwagens. Der erste Blick des Besuchers fällt auf einen buschigen, weißen Rauschebart, ein orientalisches Käppchen und ein glitzerndes Amulett. Dann blickt man in das freundliche Gesicht und die wachen Augen des letzten reisenden, männlichen Wahrsagers Deutschlands.

Das sagt er über sich selbst. Er nennt sich El Fantadu. Doch mit bürgerlichem Namen heißt der 61-Jährige Bernd Kreuzer. Aufgewachsen ist er in unmittelbarer Nähe der Zeche Zollverein in Katernberg. Sein beruflicher Werdegang ist äußerst wechselhaft: Erst lernte Kreuzer als Seemann die Welt kennen, dann arbeitete er als Metzger und anschließend als Chemiefacharbeiter.

Sein Gespür für Astrologie und Übersinnliches entdeckte er erst später. Durch einen Tarotkurs in der "Hörzu" kam er mit der Kunst des Kartenlegens in Kontakt. Aus Jux übte er mit seinen Freunden - und stellte erschrocken fest, dass sich seine Prophezeiungen immer erfüllten.

Weitere zehn Jahre ignorierte Bernd Kreuzer sein Talent. Doch dann zog es ihn auf die Bühne. Erst als wahrsagender Zauberer vor Kinderpublikum, dann auf Feiern im Essener Rathaus und auf Parteifesten der SPD. Plötzlich ging alles sehr schnell. "Eine belgische Wahrsagerin hat mir schon damals eine große Karriere prophezeit", sagt El Fantadu heute.

In den letzten 35 Jahren hat er einer geschätzten Viertelmillion Menschen die Zukunft vorausgesagt, als Dozent für Handlesen an Universitäten gelehrt und eine Autobiografie geschrieben. Außerdem sei er beim Bürgerfernsehkanal OK43 als erster Fernseh-Wahrsager Deutschlands aufgetreten. "Das hätte ich mir früher mal patentieren lassen sollen", sagt er heute.

Pläne für die Zukunft hat er viele: Unter anderem möchte er bald ein esoterisches Kochbuch schreiben.

Meist ist El Fantadu aber auf Achse. Er liest Interessierten aus der Hand, legt Tarot- oder Schicksalskarten und berät in Fragen der Astrologie. "Ich will die Leute nicht erschrecken oder manipulieren. Ich respektiere jeden, der zu mir kommt, höre zu und versuche Tipps zu geben, was er in seinem Leben ändern kann", sagt der Wahrsager, der sich selbst als Wegweiser versteht.