Essen. Geschichte ist, wenn man richtig zitiert. In diesem Sinne: "Bereit, wenn Sie es sind", dachte sich ein rühriger Bestatter aus dem zumindest teilweise zu Morbidität neigenden Österreich für seine Werbekampagne aus.

Für das Kulturhauptstadtjahr hat sich das Ruhrgebiet fein gemacht. Auch die Hauptschlagader der Region, wurde herausgeputzt. Bunte Verblendungen kaschieren die Betonwände der A40.

Und an den Brücken über dem Essener Abschnitts des Ruhrschnellwegs wird dem größten Fußballsohn der Stadt gehuldigt. „Rahn müsste schießen”, heißt es an der ersten Brücke Richtung Dortmund, „Rahn schießt” auf der zweiten und „Tor! Tor! Tor!” auf der dritten. Der letzte Buchstabe wurde erst kürzlich medienwirksam vom sich zuständig fühlenden Landesverkehrsminister Lutz Lienenkämper (Foto: Oliver Müller) aufgehängt. Dafür nahm man notgedrungen einen kleinen Extra-Stau in Kauf nahm, was ein Licht auf die Kultur des Wahlkampfes wirft.

Inzwischen ist vielen aufgefallen, das Herbert Zimmermann in seiner finalen Radioreportage 1954 viermal „Tor!” gerufen hat. Ein Tor fehlt also. Ein Kandidat dafür wäre sicher der Herr Minister. Aus! Aus!

"Wir sind allzeit für Sie bereit", das ist scheinbar für einen Bestattungsunternehmen ein ganz normaler Werbespruch. Im österreichischen Raab bekam der Satz durch seine öffentliche Platzierung eine andere Bedeutung. Er stand auf einem Volvo-Leichenwagen, positioniert an einer unfallträchtigen Kreuzung. Ein ortsansässiger Totengräber hatte sich die Kampagne von einem für schwarzen Humor bekannten PR-Profi kalkulieren lassen. Die Rechnung mit der öffentlichen Entrüstung ging auf. Vom österreichischen Staatsfernsehen gibt es hier ein Video zu sehen: http://ooe.orf.at/stories/423870/

In Deutschland gab es im Jahr 2000 eine Kampagne, die ähnlich mit dem Thema Tod auf Rädern spielte. "Hallo Raser, wir warten" stand dem Plakat des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (Bild links). Das Video dazu findet sich hier: http://www.dvr.de/site.aspx?url=html/presse/radio_tv_film/tv410.htm

Jetzt im Rennen um mehr Verkehrssicherheit sind die Riesenposter an den Autobahnen mit nachempfundenen Todesanzeigen von Unfallopfern.

Der österreichische Bestatter und sein PR-Mann haben schon die nächste Idee, das Geschäft mit dem Tod zu vermarkten: ein Sarg-Kalender mit ohne Leichentuch bekleideten Models.