Essen. Ursula von den Busch ist der Essener Auferstehungskirche eng verbunden. Nun hat die Kirchenmusikerin der Gemeinde ein großes Geschenk gemacht.

Es gibt in diesen Tagen womöglich nicht mehr allzu viele Menschen, für die die Kirche nicht nur Lebensmittelpunkt und Aufgabe ist - sondern so vertraut wie das eigene Wohnzimmer. Für Ursula von den Busch, deren Leben von Kindheit an eng mit der Auferstehungskirche verbunden ist, war es deshalb immer klar, dass ein solcher Ort auch eine besondere Aufmerksamkeit und Wertschätzung verdient. Und so hat die hochbetagte Dame kurz vor ihrem 95. Geburtstag „ihrer“ Auferstehungskirche ein besonderes Geschenk gemacht.

Die kreisrunde Form der Auferstehungskirche ist ungewöhnlich. Der Blick von oben fällt auf die Kirchenorgel und das Kreuz, darunter der kleine Chorraum mit der nun wieder vergoldeten Decke.
Die kreisrunde Form der Auferstehungskirche ist ungewöhnlich. Der Blick von oben fällt auf die Kirchenorgel und das Kreuz, darunter der kleine Chorraum mit der nun wieder vergoldeten Decke. © FUNKE Foto Services | Fabian Strauch

Die Decke des hinter dem Altar befindlichen kleinen Chorraums strahlt seit kurzer Zeit wieder so golden, wie sie vor dem Krieg schon mal einmal geleuchtet hat. Gottesdienstbesucher werden sich an diesem Oster-Wochenende vom Zauber dieser buchstäblichen Glanztat überzeugen können. Und auch die edle Spenderin wird sich noch zu Fuß auf den Weg machen, falls es die Gesundheit erlaubt. Die Wohnung von Ursula von den Busch liegt schließlich nur wenige Gehminuten von der Kirche entfernt. Es ist ihr Elternhaus, in dem die Essenerin schon früh mit der Musik in Kontakt kommt - und mit der Kirche.

Den ersten (Kinder-)Gottesdienst besucht sie schon mit sechs oder sieben Jahren. Das Orgelspiel begeistert das junge Mädchen so sehr, dass die kleine Ursula beschließt, irgendwann auch so gut spielen zu können. Als Kindergottesdienst-Helferin organisiert sie erste Gesangsauftritte. Frühe Chor-Proben finden schon im eigenen Kinderzimmer statt. Es ist der Auftakt einer musikalischen Arbeit, die Ursula von den Busch eigentlich ihr gesamtes Leben lang begleiten soll.

Kirchenmusikdirektorin Ursula von den Busch an der Orgel der Auferstehungskirche: Die Aufnahme entstand 2019 zu ihrem 90. Geburtstag.
Kirchenmusikdirektorin Ursula von den Busch an der Orgel der Auferstehungskirche: Die Aufnahme entstand 2019 zu ihrem 90. Geburtstag. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Nach dem Studium der Evangelischen Kirchenmusik an der Essener Folkwang Hochschule beginnt ihr Berufsleben natürlich an der Auferstehungskirche. Fast 45 Jahre hat von den Busch die Kirchenmusik in der Essener Gemeinde Altstadt Ost hauptamtlich geprägt und mit der von ihr gegründeten Jugendkantorei Generationen von Sängerinnen und Sängern in der Auferstehungskirche für die Musik begeistert.

Manche sprechen von der „Tortenkirche“

Der markante Rundbau in Huttrop, 1929/30 nach den Plänen von Otto Bartning errichtet, ist mit seinem kreisförmigen Grundriss und dem tortenartig geschichteten Aufbau dabei eine architektonische Ausnahmeerscheinung. Selbst der bedeutende Sakralbauten-Schöpfer Bartning wird Jahre später mit dem Satz zitiert: „Dass aber 1929 die Gemeinde Essen den Mut hatte, mir einen solchen Bau aufzutragen, habe ich bewundert.“

Nach der Rekonstruktion der von Johan Thorn Prikker entworfenen, kostbaren Kirchenfenster konnte nun auch die Decke im Chor der Auferstehungskirche wieder in den Originalzustand versetzt werden.
Nach der Rekonstruktion der von Johan Thorn Prikker entworfenen, kostbaren Kirchenfenster konnte nun auch die Decke im Chor der Auferstehungskirche wieder in den Originalzustand versetzt werden. © FUNKE Foto Services | Fabian Strauch

Spektakulär gerät nicht nur die Form, auch die Kirchenfenster nach den Entwürfen des berühmten Glasmalers Johan Thorn Prikker sind eine Besonderheit. Die Glasfenster wie auch die Golddecke werden im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs 1945 allerdings komplett zerstört.

Für die Rekonstruktion der kostbaren Fensterfront startet Anfang der 1990er Jahre eine großangelegte Spendenaktion. Der damalige Pfarrer und langjährige Superintendent Michael Heering gehört zu den wichtigen Unterstützern. Sein Engagement sorgt dafür, dass am Ende 625.000 Euro an Spenden zusammenkommen und die langwierige Wiederherstellung der Kirchenfenster beginnen kann. Als Heering 2022 für sein außergewöhnliches Engagement den Rheinlandtaler bekommt, bringt genau dieser Taler auch den Plan ins Rollen, noch einmal über die Wiederherstellung der Golddecke nachzudenken.

Rheinlandtaler bringt die Pläne ins Rollen

Die dotierte Rheinlandtaler-Auszeichnung reicht allerdings bei weitem nicht, um den Plan in die Tat umzusetzen. Doch in diesem Moment ist Ursula von den Busch zur Stelle. Die ehemalige Kirchenmusikdirektorin, die die Geschicke der Auferstehungskirche auch nach ihrem Ruhestand immer noch engagiert und großzügig begleitet hat, will der Gemeinde ein besonderes Geschenk machen und erklärt sich bereit, die Kosten für die Vergoldung zu tragen. Die Summe, so heißt es, soll in etwa dem Wert eines Mittelklassewagens entsprechen.

Die 94-jährige von den Busch kennt schließlich den Anblick der goldenen Kirchendecke, die sie als Kind noch im Original erlebt hat. Ein Glanz, der in diesem konstruktiv-schlichten Bauwerk doch etwas ganz anderes darstelle als kostbaren Zierrat, sagt Michael Heering, Pfarrer a.D. Für ihn ist es „eine Fortführung des Kirchenfenster-Themas mit anderen Mitteln“. So wie Prikkers bunte Glasfenster im oberen Teil immer heller werden, um „das Licht der Welt“ in die Kirche einzulassen, sorge das zarte Blattgold nun auch für ein Leuchten unter der Decke des kleineren Feierkirchen-Raumes, wo sonst kein Sonnenstrahl hinreiche.

Goldbelag wurde in Handarbeit aufgetragen

Um dieses himmlische Schimmern zu erzeugen, braucht es freilich Fachleute. Gespräche mit dem beratenden Essener Architekten Peter Brdenk gehen voraus. Nachdem Denkmalbehörde und Presbyterium die Pläne abgesegnet haben, kann am Ende eine Fachfirma beauftragt werden. Am 15. Januar beginnen die Arbeiten, am 29. Februar ist die hauchdünne Blattgoldschicht in Handarbeit aufgetragen. Anfang März bekommt die Gemeinde das Ergebnis zum ersten Mal zu Gesicht. Und auch Ursula von den Busch ist mit dem neuen Anblick ihres zweiten „Wohnzimmers“ hoch zufrieden. „Das ist überwältigend!“

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