Essen. Gemeinsame Demo der Ruhrbahner und Klimaaktivisten zog weniger Teilnehmer als erhofft. Nächste Woche wird es wieder Streik im ÖPNV geben.
Früher hätte sich Peter Bredtmann nicht vorstellen können, mit „Fridays for Future“ einmal zusammen auf die Straße zu gehen. Die Klimaaktivisten hat er vor allem für eines gehalten: „für Schulschwänzer. Doch ich musste meine Meinung revidieren“, sagt der 61-Jährige. Peter Bredtmann ist Busfahrer bei der Ruhrbahn, sitzt seit 32 Jahren am Steuer. Am Freitag aber ist Streik und Bredtmann steht um 16 Uhr mit roter Verdi-Jacke, leuchtend grüner Mütze und einem Plakat auf dem Hirschlandplatz, wohin Verdi und Fridays for Future gemeinsam zur Protestkundgebung aufgerufen hatten.
„Es reicht!“, hat Bredtmann auf sein Plakat geschrieben, dazu ein Fass gemalt - vollgefüllt mit Wasser, das überläuft. Auf dem Fass stehen Wörter wie Fahrzeit, Übergriffe, Wertschätzung und Wendezeit. Wie viele seiner Kollegen fordert der Ruhrbahner bessere Arbeitsbedingungen, mehr Entlastung. Verdi möchte dies in den laufenden Tarifverhandlungen durchsetzen. Dass dabei die jungen Klimaschützer auf seiner Seite stehen, findet Bredtmann gut. „Jede Unterstützung ist hilfreich.“
Es ist nicht das erste Mal, dass Verdi und Fridays for Future als Bündnis „Wir fahren zusammen“ in Essen gemeinsam auf die Straße gehen. Ihr stärkstes Argument für diese Art der Allianz: Ein guter ÖPNV schütze die Umwelt. Doch den könne es nur geben, wenn genügend Leute den Job machen wollen und dafür brauche es gutes Geld und gute Arbeitsbedingungen.
Wenig Busfahrer vor Ort bei der Kundgebung
Auch wenn die Beschäftigten der Ruhrbahn durch einen starken Betriebsrat und Betriebsvereinbarungen besser gestellt sind als manch Beschäftigter in privaten Verkehrsunternehmen, berichtet auch Peter Bredtmann von einer zunehmenden Arbeitsverdichtung. „Viel mehr geht nicht“, meint er und appelliert, dass beim ÖPNV nicht immer weiter gespart werden dürfe.
Gemeinsame Demo der Ruhrbahner und Klimaaktivisten
Am Donnerstag und Freitag hatten viele hundert Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Ruhrbahn die Arbeit niedergelegt und damit den ÖPNV in der Stadt empfindlich getroffen. Dirk Hoffmann, stellvertretender Betriebsratschef, schätzt, dass etwa 80 Prozent der über 2400 Beschäftigten im Ausstand waren. Bei der Kundgebung auf dem Hirschlandplatz ist diese große Streikbeteiligung nicht zu sehen. Peter Bredtmann ist einer der wenigen Ruhrbahner dort.
Essen: Nächste Woche Dienstag und Mittwoch neue Streiks im ÖPNV
Die Gewerkschaft hatte im Vorfeld mit rund 1000 Teilnehmern zur Kundgebung gerechnet. Tatsächlich waren es geschätzte 300 - Verdi sprach von 500 Teilnehmern. Offenbar schwante den Organisatoren schon im Vorfeld, dass eine Demo am späten Freitagnachmittag weniger Zugkraft haben dürfte. „Aber wir wollten es den Leuten von Fridays for Future ermöglichen, mit teilzunehmen“, sagt Hoffmann. Auch aus der Bevölkerung hatte sich das Bündnis „Wir fahren zusammen“ wohl mehr Interesse versprochen. Zumal es auch auf die laufende Protestwelle gegen rechts aufspringen wollte. Die Parallele ist für Klimaaktivist Lukas Blome klar: „Der beste Kampf gegen rechts ist es, den Menschen Sicherheit zu geben“. Dazu zählten auch Dinge wie gute Löhne und gute Arbeitsbedingungen.
In der kommenden Woche werden die Warnstreiks im ÖPNV weitergehen. Am Dienstag und Mittwoch wollen die Ruhrbahner vor den nächsten Tarifverhandlungen weiter Druck machen. Auch Peter Bredtmann wird dann sicher wieder ein Zeichen setzen.
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