Essen. Im Essener Rat steht die Entscheidung über das Stadionprojekt an. Der Wechsel an der Spitze von Rot-Weiss Essen kommt Gegnern gerade recht

Es war die Nachricht des Tages: Marcus Uhlig, seit mehr als sechs Jahren Vorstandsvorsitzender von Rot-Weiss Essen, verlässt den Traditionsverein von der Hafenstraße. Wackelt nun der geplante Stadionausbau? Auch diese Frage steht plötzlich im Raum. Während Oberbürgermeister Thomas Kufen Gelassenheit demonstriert, werden einige in der Politik nachdenklich.

Ungeachtet des anstehenden Führungswechsels bei Rot-Weiss Essen hält Kufen am geplanten Ausbau des Stadions fest: „Wir treiben die Planungen um den Stadion-Ausbau weiter voran“, erklärte dert Oberbürgermeister gegenüber der Redaktion. Schon im März sollen sich die politischen Gremien mit dem Projekt befassen. Die Zusammenarbeit mit Rot-Weiss Essen werde weiterhin vertrauensvoll fortgeführt.

War da was? Alles geht seinen sozialistischen Gang, lautete unausgesprochen die Botschaft aus dem Rathaus. Da war die Nachricht von Uhligs Abschied noch keine 24 Stunden alt. Spätestens zum Ende der laufenden Saison ist Schluss für den 53-Jährigen, teilte RWE am Dienstag mit und bestätigte, was die WAZ bereits am Abend zuvor berichtet hatte.

Oberbürgermeister Thomas Kufen war über den Wechsel bei RWE bereits im Bilde

Der Oberbürgermeister war da längst im Bilde. Der Verein hatte Kufen vorab über den bevorstehenden Abschied informiert, wie aus seinem Umfeld zu erfahren war. Offensichtlich wollten die Entscheidungsträger bei RWE den Fehler vermeiden, den man bei der Jahreshauptversammlung im vergangenen Sommer beging, als man die Öffentlichkeit mit einem Minus in Millionenhöhe überraschte. Auch Kufen war davon kalt erwischt worden. Ein Fehler, den sich Marcus Uhlig im Nachhinein selbst ankreidete, für den ihn aber auch andere verantwortlich machten. In Reihen des Aufsichtsrates soll man alles andere als begeistert gewesen sein über die misslungene Kommunikation.

Ob darin der Grund für Uhligs Aus liegt, bleibt Spekulation. RWE zitierte den scheidenden Vorstandsvorsitzenden wie folgt: „Nach gut sechseinhalb sehr intensiven und überwiegend erfolgreichen Jahren ist in mir zuletzt mehr und mehr die Entscheidung gereift, dass es Zeit wird für einen Wechsel.“ Der aufreibende Job hat an Uhlig gezehrt, es ist ihm anzusehen. Ganz so überraschend, wie es den Anschein machte, kommt Uhligs Abschied aber nicht. Hinter den Kulissen suchte der Verein bereits einen Nachfolger. Ebenfalls am Dienstag machte RWE öffentlich, wer auf Uhlig folgen wird: Marc-Nicolai Pfeifer, bis vor Kurzem noch Geschäftsführer beim TSV 1860 München. Für einen nahtlosen Übergang, so die Botschaft, wäre also gesorgt. Und damit auch für Kontinuität.

CDU und Grüne ringen im Essener Rat um den Stadionausbau

Die Pläne der GVE sehen vor, dass die Zuschauerkapazität des Stadions an der Hafenstraße durch das Schließen der Ecken von rund 20.000 auf rund 26.000 Plätze erhöht wird.
Die Pläne der GVE sehen vor, dass die Zuschauerkapazität des Stadions an der Hafenstraße durch das Schließen der Ecken von rund 20.000 auf rund 26.000 Plätze erhöht wird. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Im Rathaus nimmt man diesen Ball gerne auf. Der Oberbürgermeister habe mit dem bisherigen Vorstand von RWE vertrauensvoll zusammengearbeitet. Warum soll es so nicht weitergehen? Kufen hatte sich früh für einen Ausbau des Stadions ausgesprochen und damit sein politisches Gewicht in die Waagschale gelegt. Wann, wenn nicht jetzt, heißt es im Rathaus über das Vorhaben. RWE stehe sportlich blendend da. Und billiger werde das Projekt sicher nicht.

Rund 22 Millionen Euro soll es laut Kostenschätzung der städtischen Grundstücksverwaltung Essen (GVE) kosten. Die Zahl dürfte inzwischen sogar überholt ein. Den Befürwortern des Stadionausbaus macht das die Sache nicht leichter. Weitere Störgeräusche sind deshalb unerwünscht, Vertrauen in die Vereinsspitze ein Muss. „Natürlich werden wir das Gespräch mit den handelnden Personen bei RWE suchen“, sagt CDU-Fraktionsvorsitzender Fabian Schrumpf.

Doch in der Politik nimmt längst nicht jeder den angekündigten Führungswechsel so geschmeidig zur Kenntnis. Noch ringen CDU und Grüne, die im Rat miteinander kooperieren, darum, ob sie grünes Licht geben für einen Stadionausbau. Wobei es zunächst um 950.000 Euro geht, die der Rat der Stadt für die weitere Planung freigeben soll. Alles, was diese Entscheidung verzögert, dürfte jenen entgegenkommen, die ohnehin dagegen sind.

Der Oberbürgermeister wirbt um Zustimmung noch vor der politischen Sommerpause

OB Kufen will im März mit einer neuen Beschlussvorlage um Zustimmung werben. Wie zuhören ist, soll es dann auch um die Höhe der Stadionpacht gehen. Die GVE habe RWE dazu bereits ein Angebot unterbreitet. Eine Antwort des Vereins soll noch ausstehen. In Reihen der Grünen wird bereits die Frage aufgeworfen, ob Marcus Uhlig die Fäden noch in Händen hält.

Dass mit Uhlig auch Finanzvorstand Sascha Peljhan den Traditionsverein zum Saisonende verlassen wird, nimmt man ebenfalls mit Interesse zur Kenntnis. Der Essener Unternehmer und RWE-Sponsor war erst im vergangenen Jahr in den Vorstand aufgerückt, ehrenamtlich räumte er nicht nur in der Buchhaltung auf. Auch seinem Engagement ist es zu verdanken, dass der RWE den desaströsen Eindruck der missglückten Jahreshauptversammlung korrigieren konnte. Das dicke Minus in der Bilanz konnte der Vorstand mit einem Darlehen erklären, dass Peljahn dem Verein zu günstigen Konditionen gewährt hat. Als Sponsor bleibt Peljhan RWE erhalten.

Ob die Politik dem Oberbürgermeister folgt und noch vor der Sommerpause grünes Licht gibt für das Stadionprojekt bleibt angesichts der RWE-Personalien fraglich. Hinter vorgehaltener Hand heißt es, der Wechsel im Vorstand des Vereins komme zur Unzeit. Der Beschluss des Stadtrates über die Freigabe der Planungsmittel wäre nur der erste Schritt, der zweite und wichtigere wäre der Baubeschluss. Es ist davon auszugehen, dass auch darum wieder gerungen wird, in der laufenden Ratsperiode, wie zu hören ist, womöglich aber auch erst in der kommenden nach der Kommunalwahl.

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