Essen. Der Phil Tower direkt gegenüber der Philharmonie zählt zu den hochwertigen Immobilien im Essener Zentrum. Umso verstörender sind die Diebstähle
Es ist nicht lange her, da sorgte die Tiefgarage des Phil-Towers an der Essener Huyssenallee schon einmal für unschöne Schlagzeilen: Unbekannte Diebe hatten im Oktober 2023 einen „Ferrari F8 Tributo“ gestohlen, einen 720-PS-Boliden im Wert von 325.000 Euro. Neun Monate zuvor hatten es die Auto-Diebe auf einen anderen Luxuswagen abgesehen: einen Porsche GT3. Jetzt haben unbekannte Täter wieder zugeschlagen – die Mieter des Nobel-Hochhauses sind fassungslos.
Dieses Foto von Donnerstag (22. Februar) sorgt in der WhatsApp-Gruppe der Hausgemeinschaft des Phil-Towers auf der Huyssenallee 60 für aufgeregten Gesprächsstoff. Ein weißer Mercedes-Kombi ruht in der Tiefgarage aufgebockt auf vier Pflastersteinen, die Felgen des Wagens sind abgeschraubt: ganz offenbar das Werk unbekannter Diebe.
Der Mercedes-Kombi ruht aufgebockt auf vier Pflastersteinen: Felgen sind weg
Das nächste Foto zeigt einen AMG, dessen Besitzer offenbar großes Glück gehabt hat. Denn es fehlen nur die Radschlösser, die Felgen sind drangeblieben. Ein Indiz dafür, dass die Täter gestört wurden und von dem Nobelwagen abließen. Weitere Fotos zeigen zwei VW-Modelle, an denen die Kennzeichen abgeschraubt sind.
Der Phil-Tower ist direkt gegenüber der Philharmonie Essen errichtet worden, daher auch die Abkürzung „Phil“. Die Tiefgarage, in der Luxus-Automobile gestohlen wurden, gehört zu einem Komplex aus vier Gebäuden, darunter auch das besagte Hochhaus. Mehr als 200 Stellplätze gibt es dort. Im Hochhaus selbst wohnen etwa 60 bis 80 Parteien.
Zuerst der Porsche GT3, dann der Ferrari und nun die Felgen
Wer mit offenen Augen die Huyssenallee durchmisst, dem kann nicht verborgen bleiben, dass die Bewohner des Turms gut betucht sind und durchweg der Gruppe der Besserverdienenden und Spitzenverdiener angehören. Wenn sich die Rolltore zur Tiefgarage des Phil-Tower heben, fahren elegante Automobile der Marken Mercedes-Benz, BMW, Porsche, Tesla bis hin zu Luxus-Karossen wie eben Ferrari ein oder aus.
Tatort Phil-Tower: Es ist weniger die Höhe des Sachschadens, die nach dem aktuellen Felgen-Klau die Gemüter der Tower-Bewohner aufs Neue erhitzt. Vielmehr geht es um die grundsätzliche Frage, wie sicher ihre Karossen in der Tiefgarage noch sind. Ihre Haltung ist klar: Wer hohe Mieten zahle, müsse automatisch einen besseren Schutz seines Eigentums erwarten dürfen. „Absolut fassungslos – ohne Worte nach allem, was schon war“, schreibt ein Mitglied der WhatsApp-Gruppe „Huyssenallee 60“. Ein anderer frotzelt: „Da sind unsere Fahrzeuge außerhalb genauso ‚sicher‘“. „Schon krass, dass sich nichts ändert“, bemerkt ein Mitglied. „Wenn man die Mieteinnahmen bedenkt – ich bin richtig sauer“, lautet ein weiterer Kommentar.
Hausverwaltung: „Woher wissen die Einbrecher, was dort zu holen ist, und wie gelangen sie dorthin?“
Zuständig für die Tiefgarage ist die Hausverwaltung Immostore. Dort heißt es: „Die Tiefgarage im Phil-Tower ist sicher.“ Wer sich im Gebäude aufhalte, könne sich nur mit Hilfe eines Schlüssels Zugang zur Tiefgarage verschaffen. Der klassische Paketboten-Trick, um ins Gebäude zu gelangen – überall klingeln, bis einer öffnet - funktioniere also nicht.
Der Verantwortliche von Immostore findet die Vorfälle in der Tiefgarage „mysteriös“ und fragt: „Woher wissen die Einbrecher, was dort zu holen ist und wie gelangen sie dorthin?“. Er äußert schließlich eine Vermutung: Gibt es womöglich jemanden, der das Wissen über die dort abgestellten hochwertigen Autos an die Diebe gezielt weitergibt und ihnen obendrein sogar noch den Zugang dazu verschafft? Auszuschließen sei dies jedenfalls nicht. Immostore betont ferner, dass innerhalb der vier Gebäuden bislang nichts weggekommen sei.
Bewohner des Hochhauses dringen auf die Installation von mehr Videokameras
Im „Huyssenallee 60“-Mieter-Chat bei WhatsApp wird wiederholt darauf hingewiesen, dass die Rolltore angeblich „offenstehen, ohne dass jemand rein- oder rausfährt“. Haben sich die Täter auf diese Weise Einlass verschafft? Haben sie sich einfach reingeschlichen? Immostore schließt das auf Anfrage dieser Zeitung erneut aus. Die Rolltore würden sich gleich nach der Ein- oder Ausfahrt sofort wieder senken. Immer lauter wird bei den Hochhaus-Bewohnern unterdessen der Ruf nach einer effizienten und umfassenden Videoüberwachung. Aber auch hier gibt es ein Aber: Wie hilfreich werden Videobilder sein von vermummten schwarzgekleideten Dieben?
Die Essener Polizei hat den jüngsten Diebstahl von Reifen und Felgen aus der Tiefgarage am Freitag bestätigt. Anzeige sei erstattet, auch die Kollegen der Spurensicherung seien bereits vor Ort gewesen.
Die Hoffnung, dass die Tiefgaragen-Diebstähle eines Tages aufgeklärt und die Diebe dingfest gemacht werden können, ist zumindest bei den Phil Tower-Bewohnern indes eher gering. Vom Porsche GT3 und vom Ferrari F8 Tributo fehlt nach wie vor jede Spur.
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