Essen. Heimspiel mit Besen und offenem Ohr: Als Bezirkskehrer ist Andreas Schröder in der Steeler City, als Fußballer kickt er bei Rot-Weiss Essen.

In der Fußgängerzone am Isinger Tor ist ganz schön viel Betrieb, aber Andreas Schröder behält den Blick fürs Detail. Eine Gruppe Jugendlicher bläst ein Trinkpäckchen auf, um es dann lautstark zum Platzen zu bringen. Feixend machen sich die jungen Männer davon. Der Bezirkskehrer will schon dazwischengehen: „Die lassen das doch jetzt nicht da liegen?“ Doch ein älterer Herr hat sie bereits darauf hingewiesen, dass der Müll in die überall bereitstehenden Abfallkörbe zu werfen ist. Brav wird das auch getan und Schröder fährt seinen Puls runter: „Das ist schwer in den Griff zu bekommen und eindeutig Erziehungssache.“ So ähnlich wie bei den achtlos weggeworfenen Zigarettenkippen, die direkt neben den dafür vorgesehenen Behältern rumliegen.

Nun geht es den Dreckecken an den Kragen. Denn Andreas Schröder ist seit dem 2. Januar einer von fünf „Bezirkskehrern“ der Entsorgungsbetriebe Essen und zuständig für die fußläufige Zone in Steele. Ein großes Gebiet: Kaiser-Otto-Platz, Grendplatz mit der örtlichen Trinkerszene, die reichlich leere Flaschen hinterlasse, der Dreiringplatz mit dem Markt, dazu noch langgezogene Einkaufsstraßen. Er soll natürlich auch reinigen, aber vor allem Kommunikator vor Ort sein, defekte Laternen, Verschmutzung durch Graffiti, verbogene Schildermasten oder Ähnliches den zuständigen Ämtern melden.

Schröder ist zu erkennen an der orangefarbenen Weste mit dem „Bezirkskehrer“ auf dem Rücken. Dabei ist er ohnehin kein Unbekannter, denn er hat hier „Heimspiel“. Der 45-Jährige lächelt: „Ich bin in Steele aufgewachsen und wohne ganz in der Nähe. Zum Beispiel kenne ich viele der Einzelhändler persönlich. Das hilft ungemein. Ich werde angesprochen und helfe weiter. Wenn ich es selbst nicht lösen kann, vermittle ich die richtigen Ansprechpartner. Das gilt natürlich auch, wenn jemand nicht aus dem Steeler Zentrum, sondern aus Horst kommt.“

Der gelernte Maschinenschlosser ist seit knapp zwei Jahren bei der EBE und war davor fünf Jahre lang Zusteller bei der Post. Bekannt ist Schröder aus seiner aktiven Zeit als Fußballer: „Ich habe meine Jugend beim RWE verbracht und kicke deshalb heute noch in der rot-weissen Traditionself. Meine Glanzzeiten hatte ich sicherlich in der Landesliga bei der Tgd Essen-West, und in Freisenbruch wurde ich Torschützenkönig der Bezirksliga.“ Schröder ist immer noch fit, da er regelmäßig joggt: „Das hat aber etwas nachgelassen, denn ich bin sowieso viel auf den Beinen im Job, da mache ich bestimmt 20.000 Schritte täglich.“

Erste Erfahrungen und Rückmeldungen aus Essen-Steele sind durchweg positiv

Manuel Ceballos Roman leitet bei der EBE den Fachbereich Reinigung und Winterdienst. Er hat das gute Gefühl, dass hier in Steele genau der Richtige gefunden wurde. In der Innenstadt gebe es bereits einen namentlich bekannten Kümmerer, der ständig ansprechbar sei für die Bürger. So etwas wollte die Stadt neben der City nun auch in den Mittelzentren Altenessen, Borbeck, Rüttenscheid und Steele anbieten: „Gesucht wurden Kollegen, die sich auskennen, die an fünf Tagen die Woche vor Ort sind und sich verstärkt um Hotspots kümmern.“

Wer sich eignen könnte, habe man bei der EBE schnell im Blick gehabt, so Ceballos Roman: „Wir haben Kollegen angesprochen, die sich artikulieren und auch mal eine Faust in der Tasche machen können. Zuverlässig müssen sie sein, denn wir müssen ihnen vertrauen können.“ Einige hätten verzichtet, weil sie lieber weiter in der Kolonne arbeiten wollten. Doch fünf Kandidaten trauten sich die Aufgabe zu und traten Anfang des Jahres ihre neue Stelle an: „Für diese Bezirkskehrer haben wir sofort fünf neue Kollegen eingestellt.“ Es handele sich schließlich um ein zusätzliches Angebot, das nicht die Personaldecke ausdünnen solle.

Sollte das Projekt erfolgreich sein und zukünftig weitere Gebiete einen „Bezirkskehrer“ bekommen, sehe er keinerlei Schwierigkeiten, weitere Aspiranten zu finden: „Ich glaube, einige waren einfach noch ein wenig vorsichtig und wollten erst mal abwarten, wie es den Kollegen ergeht.“ Die ersten Erfahrungen und Rückmeldungen seien durchweg positiv, sagt Andreas Schröder: „Die Leute erkennen, dass es jetzt deutlich sauberer ist. Wenn du jeden Tag die gleiche Runde drehst und einmal Grund reinbekommst, dann läuft es fast von allein. Allerdings muss ich erst abwarten, wie es wird, wenn die Eiscafés wieder öffnen, und was im Sommer wird.“

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