Essen-Südviertel. 29 Jahre lang betrieb Giuseppe Guariniello seinen „Alimentari“ an der Moltkestraße. Jetzt hat er einen Nachfolger gefunden.
Ein Stück Italien mitten in Essen: Wer den kleinen „Alimentari e Vini“ auf der Moltkestraße 36 betritt, wird umgehend eingehüllt in den Duft von Schinken und Lasagne, in den Regalen stehen fein sortiert Nudeln, Olivenöl, Kaffee und Wein, hinter der Glastheke werden verschiedene Käsesorten präsentiert. Und alles kommt direkt aus Italien. Dafür steht seit fast drei Jahrzehnten Giuseppe Guariniello, der seinen Feinkostladen Anfang Januar an seinen Nachfolger übergeben hat: den 30-jährigen Alessio Abeltino.
Der ist seit gerade mal acht Jahren in Deutschland, stammt von der Mittelmeerinsel Sardinien, ist gelernter Koch und arbeitete zuletzt in einem italienischen Restaurant in Werden. „Alessio kam schon vor zwei Jahren zum Einkaufen hierher,“ erinnert sich Guariniello, „und ich habe in seinen Augen diesen Traum gesehen: So einen Laden wollte er auch haben. Doch ich war noch nicht so weit, ich wollte mich noch nicht zurückziehen.“ In der Zwischenzeit hat sich einiges geändert: „Die Gedanken sind immer noch fit, aber die Kräfte lassen nach. Ich bin 72, habe drei Enkelkinder – es wird Zeit, dass ich kürzertrete.“
Das Kochen auf Sardinien gelernt
Deutschland war Abeltinos Traum. „In der Kochschule auf Sardinien haben sie uns immer gesagt: Wenn ihr lernen wollt, wie ein guter Braten gemacht wird, dann müsste ihr nach Deutschland gehen. Und das wollte ich.“ Gleiches galt auch für seine damalige Freundin und heutige Ehefrau Rossella. Gemeinsam wagten sie vor acht Jahren den Schritt ins Ruhrgebiet. Und als sich nun die Chance auf einen eigenen Laden ergab, griff Abeltino zu. Er bestätigt: „Als ich zum ersten Mal hier hereinkam, da wusste ich, was ich für meine Zukunft möchte.“
Äußerlich hat sich im Feinkostladen nichts geändert: Bilder vom Tyrrhenischen Meer, von Paestum, Neapel und Pompeji an den Wänden, im Schaufenster steht ein Geschenkkorb mit der Aufschrift „Saluti dall Italia“, die italienischen Fliesen auf dem Boden hat Guariniello einst selbst importiert und verlegt. Nicht nur Grappa und Pasta bringen italienisches Lebensgefühl in den Laden, sondern auch die beiden Männer, die mittendrin stehen und deren italienischer Akzent unüberhörbar ist. Guariniello hält sich mittlerweile im Hintergrund, während Abeltino die Kunden fachmännisch berät. Beide freuen sich sichtlich über jeden Stammkunden, der den Alimentari betritt.
„Alimentari e Vini“
Das „Alimentari e Vini“, Moltkestraße 36, hat täglich von 9 bis 13.30 Uhr und von 14.30 bis 18 Uhr sowie und samstags bis 19 Uhr geöffnet. Kontakt: 0201 224290.
Als gelernter Koch bietet Alessio Abeltino weiterhin einen Partyservice an. Außerdem ist geplant, in Zukunft kleine Veranstaltungen und Verkostungen im Laden durchzuführen. 20 Personen finden im „Alimentari“ Platz.
Seinen Nachfolger hat Guariniello nicht nur eingearbeitet, er hat ihn auch die Lieferanten vorgestellt und Kontakte hergestellt. Etwa zu Rummo, einer kleinen Pastafabrik in Kampanien, für die schon Guariniellos Vater als Nudelmacher gearbeitet hat, oder auch zu den Herstellern von Olivenöl in Ligurien. „Es ist besonders wichtig, dass wir die Lieferanten in Italien persönlich kennen“, erklärt er. „Deshalb haben wir dort gemeinsam angerufen, damit die wissen: Es geht weiter wie gewohnt.“
Persönlicher Kontakt zu Kunden und Lieferanten
Abeltino steht inzwischen hinter der Theke, hat gerade einen Schinken auf der Schneidemaschine, den er einer Kundin stolz präsentiert: „Diese Farbe, das ist außergewöhnlich.“ Packt ein Stück ein, überreicht ihn der Kundin mit einem Lächeln. Das kleine Schwätzchen zwischendurch sei wichtig, der persönliche Kontakt entscheidend. Und: „Wir kennen alle Produkte, die wir verkaufen.“ Nur so gelinge eine gute Beratung. Olivenöl? Sehr gerne, aber was genau hat die Kundin damit vor? Am Ende hat sie die Auswahl aus drei Flaschen unterschiedlicher Preisklassen.
Die Kundin ist gegangen, Abeltino verschwindet in der Küche und kommt mit einem ganzen Blech Lasagne zurück, das er gerade aus dem Ofen geholt hat. An jedem Tag wird es eine Lasagne geben sowie ein weiteres Gericht aus seiner Heimat. Mit Fleisch, vegetarisch, vegan – alles sei möglich. „Lasagne nur mit Auberginen ist sehr lecker“, erklärt er. Die Speisen können direkt vor Ort an einem kleinen Stehtisch gegessen werden oder auch mit nach Hause genommen und dort aufgewärmt werden. Dafür hat Abeltino eigens ein neues Pfandsystem eingeführt: Die Plastikschale ist spülmaschinenfest und kann beim nächsten Einkauf zurückgegeben werden. Nachhaltigkeit sei im To-go-Geschäft ein wichtiges Thema, sagt Abeltino. Fast 30 Jahre hat Guariniello den Feinkostladen geprägt – und genau das schwebt nun auch seinem Nachfolger vor.