Essen. Hermans betont, dass Wohnungslose „Teil unserer Stadt“ seien. Die Ermittlungen unter anderem wegen Mordversuchs und Körperverletzung laufen.
Nach dem Mordversuch an einem Obdachlosen in Essen-Altendorf und der mutmaßlichen Gewalt gegen einen ebenfalls wohnungslosen Mann für angeblich betrügerische Spendenaufrufe in Sozialen Medien hat sich Essens Caritasdirektor fassungslos gezeigt. Gleichzeitig wiesen Björn Enno Hermans und cse-Geschäftsführer Andreas Bierod auf Möglichkeiten der Unterstützung für die Betroffenen und seriöse Spendenmöglichkeiten hin. „Alle Menschen gehören zu unserer Stadt und sind Teil davon, selbstverständlich auch Menschen ohne festen Wohnsitz. Sie finden in unseren verschiedenen Einrichtungen Unterstützung und sind dort herzlich willkommen“, betonte Hermans.
Die Einrichtungen, die seit vielen Jahren für die wohnungslosen Menschen da sind, bieten eine unmittelbare Grundversorgung durch warme Mahlzeiten und Getränke, einen Raum zum Ausruhen und die Möglichkeit, Kleidung zu waschen. Darüber hinaus gibt es niederschwellige Beratung und eine Vermittlung an weitergehende Hilfen. Die Caritas-Einrichtungen Suppenküche und der Tagesaufenthalt in St. Gertrud in der Innenstadt als auch die Bahnhofsmission am Essener Hauptbahnhof bieten warme Mahlzeiten und Aufenthaltsmöglichkeiten für Wohnungslose. In der Niederstraße hat die Notschlafstelle für Jugendliche „Raum58“ der Caritas-SkF-Essen ihre Räume für Jugendliche und junge Erwachsene. Das ebenfalls dort ansässige Café Schließfach sowie die Notschlafstelle für Frauen in der Grimbergstraße richten sich insbesondere an weibliche Wohnungslose.
Andreas Bierod, Geschäftsführer der Caritas-SkF-Essen gGmbH, möchte Unsicherheiten gegenüber Wohnungslosen begegnen: „Wenn Sie wohnungslosen Menschen direkt helfen möchten, bieten Sie freundlich Hilfe an, aber akzeptieren Sie auch ein Nein. Wenn Sie Geld geben, akzeptieren Sie, dass es frei verwendet werden kann oder Sie spendieren direkt ein Brötchen oder ein Getränk, wenn das gewünscht ist. Im Winter kann man auch immer anbieten, über den Kältenotruf eine Unterbringung zu organisieren. Im Zweifel rufen Sie einen Krankenwagen über die 112.“
Der Essener Kältenotruf des Deutschen Roten Kreuzes ist bei Temperaturen unter minus fünf Grad rund um die Uhr unter der Telefonnummer 0201 22 22 22 erreichbar.
Viele Spendenorganisationen haben ein Siegel
Seriöse Spendenorganisationen sind gemeinnützig und stellen auf Wunsch Spendenbescheinigungen aus. Häufig haben die Institutionen eine lange Tradition, eine Geschäftsstelle sowie eine Webseite mit Kontaktangaben und Impressum. Über die Arbeit und Werte werde ohne mitleiderregende Fotos informiert. Gesammelt werde nicht für eine bestimmte Person, sondern für alle, die Hilfe benötigen. Viele Spendenorganisationen haben ein Siegel oder ein Zertifikat beispielsweise des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI), des Deutschen Spendenrates oder der Initiative Transparente Zivilgesellschaft (ITZ), so der Caritasverband für die Stadt Essen und die Caritas-SkF-Essen gGmbH, die sich über Zuwendungen freuen.
Die kirchlichen Träger betonen, dass das Geld direkt an eine bestimmte Einrichtung gehe, wenn deren Name im Verwendungszweck angegeben ist. Ansonsten werde die Spende dort verwendet, wo sie gerade am dringendsten benötigt wird (Spendenkonten: Caritasverband für die Stadt Essen e.V., Bank im Bistum Essen, IBAN DE17 3606 0295 0000 0055 50 oder Caritas-SkF-Essen gGmbH, Bank im Bistum Essen eG, IBAN DE58 3606 0295 0096 8000 45).
Polizei sucht nach möglichen Komplizen
Am 13. Januar hatten drei junge Männer einen Obdachlosen auf dem Parkplatz eines Discounters an der Bockmühle in Altendorf mit Tritten und Schlägen so massiv verletzt, dass der 61-Jährige nach wie vor auf einer Intensivstation behandelt werden muss. Die Statsanwaltschaft geht von versuchtem Mord aus und die Kripo Hinweisen nach. Zudem werde Videomaterial ausgewertet, sagte Polizeisprecher Hendrik Heyer. Die Ermittlungen laufen nach wie vor - so wie gegen einen 23-jährigen Influencer aus Essen, der seit dem Sommer 2023 regelmäßig einen Obdachlosen (24) gefilmt und Gelder eingeworben haben soll. Die Spenden, deren Höhe die Polizei auf einen „mittleren fünfstelligen Betrag“ bezifferte, soll sich der 23-Jährige zum großen Teil in die eigene Tasche gesteckt haben.
Der Wohnungslose soll zudem unter Druck gesetzt und körperlich misshandelt worden sein. Die Polizei sucht inzwischen nach möglichen Komplizen des mutmaßlichen Betrügers, sagt deren Sprecher Pascal Pettinato. Das Clan-Kommissariat ermittelt. Die Vorwürfe lauten unter anderem auf Betrug, gefährliche Körperverletzung, Bedrohung und Nötigung.
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