Essen. Gemälde, Skulpturen, sogar feines Geschirr: Beim Energiekonzern Eon stehen 1400 Kunstwerke zum Verkauf. Schon am ersten Tag war der Andrang groß.
Orientalischer Pfefferminztee und Reggaemusik, dazu Kunst bis unter die Decke: Wer in diesen Tagen die Eon-Zentrale am Brüsseler Platz betritt, wird sofort in einen akuten Farbrausch versetzt. Das Unternehmen öffnet an diesem Freitag (12. Januar) erstmalig seinen „Kunst Basar“. Mit dem Verkauf von rund 1400 Objekten aus den Unternehmensbeständen startet Eon eine bislang einmalige Aktion in der bundesdeutschen Firmenlandschaft. Der gesamte Erlös wird am Ende gespendet. Ein Besuch lohnt sich. Schon ab 20 Euro sind hier geschmackvoll gerahmte Kunst-Plakate zu ergattern. Für einen dreistelligen Betrag gibt es großformatige Ölmalerei oder Multiples. Nur wenige Arbeiten sind mit Preisen von bis zu 2.500 angesetzt.
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Es ist keine Sammlung, sondern ein wundersames Sammelsurium von Genres und Themen, das sich in den weitläufigen Räumen der Eon-Zentrale auftut. Bis zum 19. Januar sind nicht nur Mitarbeiter zum Stöbern eingeladen, sondern auch alle kunstinteressierten Besucherinnen und Besucher. Was sie erwartet, ist eine Mischung aus Schatzkammer und Flohmarkt, angefüllt mit Hunderten von Gemälden, aber auch mit Ausstellungs-Plakaten, Porzellanvasen, historischem Kartenmaterial und sogar mit einer Auswahl edler Geschirre, die auf den riesigen Konferenztischen drapiert sind.
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
Was den Reiz des Kunst Basars ausmacht, ist die Vielfalt und die Fülle der Werke, die der berühmt-berüchtigten Petersburger Hängung diesmal absolute Berechtigung verschaffen. Ein kompletter Eon-Konferenztrakt, der vor der Umgestaltung steht, dient dabei als Ausstellungsraum. Sechs Tage lang hat Kunsthistorikerin Pia Lukas-Larsen nach monatelanger Recherche-Vorarbeit hier Themenräume konzipiert, die sich beispielsweise Blumen, Tieren und Landschaften widmen, mit der Industrieregion und ihren rauchenden Schloten beschäftigten oder großformatige Street Art zeigen. Ölmalerei, Blumenaquarelle, Druckgrafik und auch ein wenig Fotografie reihen sich bis unter die Decke und warten auf ihre Entdecker. „Hier dürfte für jeden etwas dabei sein“, sagt Dorothee von Posadowsky, Leiterin der Eon Art Collection.
Abstrakt oder gegenständlich, klein- oder großformatig: Was zum Kauf bereitsteht, wurde erkennbar nicht unbedingt als Geldanlage gekauft, sondern entspricht wohl eher den persönlichen Geschmäckern der Käufer und zeugt bisweilen auch von der guten Absicht, regionale Künstlerinnen und Künstler durch den Ankauf zu unterstützten.

„Jedes Werk hat hier seine Geschichte“, sagt von Posadowsky. Das Vielerlei der Objekte sei dabei nicht nur durch Ankauf, sondern auch durch verschiedene Fusionen zustande gekommen. Veba, Preußenelektra und Ruhrgas haben einst mitgesammelt. 75 Prozent der Objekte stammten nun aus dem ehemaligen Besitz von RWE/Innogy, der Rest von Eon, so Posadowsky. Die Gemälde des Dortmunder Malers Günter Rückert erinnern den Rechtsanwalt Peter Gentges beispielsweise an seine Zeit als Personalleiter bei RWE Energie und bei Innogy, wo Rückert stark vertreten waren. „Da ich schon lange Interesse an diesen Arbeiten habe, freue ich mich jetzt über die einmalige Gelegenheit, diese privat zu kaufen.“
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Das Interesse der Kollegen sei groß, sagt von Posadowsky. So mancher gelbe Punkt wurde schon am Donnerstagnachmittag beim ersten Mitarbeiterrundgang auf die kleinen Schildchen geklebt. Aber auch Kunstliebhaber von außerhalb dürften in den nächsten Tagen beim Rundgang noch fündig werden. Albert Papikyans mit pastosem Pinselstrich gemalte „Weingärten“ suchen da für 1500 Euro ein neues Zuhause. Hermann Schards in Pastellkreide aufs Papier gebrachte Ansicht des Inselortes Taormina ist für 200 Euro zu haben. Und das stimmungsvolle Kleinformat „Bäume im Morgennebel“ von Christian Modersohn, Nachkomme des berühmten Malers Otto Modersohn, steht mit 400 Euro zum Verkauf. Das „Wolkenbild“ von Dietmar Gross gehört mit 2.500 Euro schon zu den teuersten Angeboten.
Für den Basar wurde jedes einzelne Kunstwerk geprüft, beschrieben und dem aktuellen Marktwerk angepasst, heißt es bei Eon.. Gleichwohl seien die Preise so moderat angesetzt, „dass es nun eine gute Gelegenheit für jedermann ist, Kunst zu kaufen, findet Dorothee von Posadowsky. Tatsächlich dürfte schon der Wert mancher Rahmung den Kaufpreis überschreiten, gerade bei den Kunstplakaten von Miro bis Picasso, die bereits für 20 Euro zu haben sind. Eine Kollektion von Museum-Folkwang-Plakaten erinnert zudem an die von Ruhrgas gesponserte spektakuläre Blockbuster-Schau „Morosow & Schtschukin“.

„Bevor die Werke eingelagert werden und in Vergessenheit geraten, ist nun die Zeit für einen Eigentümerwechsel gekommen“, sagt Dorothee von Posadowsky. „Kunst verdient es, einen Platz zu haben, an dem sie wertgeschätzt und wahrgenommen wird.“ Wer sich zum Kauf entschließt, kann die Arbeiten sofort mit nach Hause nehmen. Auch die Verpackung liegt in den Händen der Kundschaft, Noppenfolie und Klebeband liegen bereit. Bezahlt werden kann direkt vor Ort mit den gängigen Bank- oder Kreditkarten. Barzahlung ist nicht möglich.
Der Erlös der großen Verkaufsaktion wird am Ende gespendet. Über den Empfänger können die Kunst-Basar-Besucher abstimmen, vier Projekte stehen zur Auswahl.
Eon Kunst Basar, Brüsseler Platz 1, 12. bis 19. Januar, Mo. bis Fr. 14 bis 19 Uhr, Sa. und So. 11 bis 18 Uhr. Mehr Infos unter https://www.eon.com/de/ueber-uns/kunst-und-design/kunstbasar.html
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