Essen. Zweimal hintereinander streikte die Gleis-Technik bei der Ruhrbahn - alle Straßenbahnlinien im Stadtgebiet in Essen standen still.
In dieser Woche kommt es zu massiven Ausfällen bei den Straßenbahnen der Ruhrbahn. Das berichtet das Verkehrsunternehmen auf Anfrage unserer Redaktion. Und auch Leser berichten von teils haarsträubenden Verspätungen.
Wiederholt war sowohl am Mittwoch (6. Dezember) als auch am Donnerstag (7. Dezember) ein Stellwerk defekt, das den Tram-Verkehr im Tunnel der Ruhrbahn zwischen Viehofer Platz und Philharmonie steuert. Die Folge: Sämtliche Straßenbahnlinien standen still. Das ging am Mittwoch so zwischen 10 und 11 Uhr am Morgen und am Donnerstag früh von 8.15 Uhr bis 9.15 Uhr. Am Mittwoch kam hinzu, dass ein Stück Oberleitung abriss zwischen den Haltestellen Rathaus und Rheinischer Platz - die Folge: Nichts ging auf dieser Strecke zwischen 12.15 Uhr bis kurz nach 16 Uhr. Zu allem Überfluss stand außerdem zwischenzeitlich ein defekter Wagen der Linie 107 auf dem Gleis und blockierte den Verkehr.
Fahrgäste der Ruhrbahn brauchten eine geschlagene Stunde, um vom Berliner Platz nach Rüttenscheid zu kommen. Viele Bahnen fielen aus - oder, wie im Fall der U11, wurden wiederholt angekündigt, kamen dann aber mit erheblicher Verspätung.
Personalmangel weiter ein Problem
Am Freitag (8. Dezember) meldet die „Zäpp“-App der Ruhrbahn erneut eine Störung auf der Linie 107 - in beide Fahrtrichtungne.
Im vergangenen Jahr hatte die Ruhrbahn angekündigt, vier Stellwerke in Essen sowie ein weiteres in Mülheim für 130 Millionen Euro zu modernisieren. Andernfalls könne es zu „langfristigen Störungen, Ausfällen bis hin zu Außerbetriebnahme von Stellwerken und damit von Tunnelstrecken kommen“, hieß es damals. Die per Relais gesteuerten Stellwerke werden deshalb durch moderne, rechnergesteuerte Anlagen ersetzt, was längst überfällig ist. Die Technik stammt teilweise aus den 1970er Jahren. Laut Ruhrbahn können die Hersteller nicht mehr jedes Ersatzteil liefern.
Auch der anhaltende Personalmangel macht es der Ruhrbahn weiter schwer, alle Fahrten laut Plan zu besetzen: „Unser Ziel ist selbstverständlich, den Fahrplan und den Takt einzuhalten, doch wenn morgens kurz vor Dienstbeginn Krankmeldungen kommen, müssen vereinzelte Fahrten ausfallen“, erklärt Simone Klose, Sprecherin der Ruhrbahn. Das Unternehmen stelle stets und kontinuierlich neue Fahrerinnen und Fahrer ein, doch es gebe einen anhaltend hohen Krankenstand. „Derzeit ist auch verstärkt wieder Corona unterwegs - wie überall.“
Im August hatte die Ruhrbahn überraschend angekündigt, wegen hoher Krankheitszahlen den Fahrplan ausdünnen zu müssen. Den dauerhaften Krankenstand gab Ruhrbahn-Chef Michael Feller damals mit rund 20 Prozent an. Das sei nicht nur bei der Ruhrbahn so, sondern in der gesamten Branche.
Ruhrbahn-Technik gilt als veraltet
Hinzu kommt ein wachsendes Defizit in den Bilanzen - seit Corona haben sich die Fahrgast-Zahlen nicht mehr richtig erholt, hieß es bei der Vorstellung des letzten Geschäftsberichts. Klar ist aber, dass die Ruhrbahn investieren will in neue Technik - bis zum Jahr 2031 sollen es rund 960 Millionen Euro sein.
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