Essen. Einer der letzten großen Industriebetriebe gibt auf: Epiroc wird das alte Krupp-Gelände, wo „Essen 51“ entsteht, spätestens Ende 2025 verlassen.
Einer der letzten großen Industriebetriebe in Essen gibt seinen hiesigen Standort auf: Der Epiroc-Konzern mit seinem Maschinenbauunternehmen Construction Tools will seinen Sitz auf dem ehemaligen Krupp-Gelände an der Helenenstraße spätestens Ende des Jahres 2025 verlassen. Das teilte das schwedische Unternehmen am Montag (13.11) auf seiner Webseite mit. Die Belegschaft wurde ebenfalls am Montag informiert, bestätigte Betriebsratsvorsitzender Christian Kreis, der auch Chef des Gesamtbetriebsrats des Unternehmens ist, auf Anfrage dieser Zeitung.
Epiroc spricht in seiner offiziellen Mitteilung von 130 Mitarbeitern in Essen, die ihren Arbeitsplatz verlieren. Christian Kreis zufolge hat das Unternehmen in Essen derzeit etwas mehr als 200 Mitarbeiter. Was aus den anderen Beschäftigten wird, scheint noch offen zu sein, möglicherweise verlieren auch sie ihren Job oder erhalten günstigenfalls Angebote für andere, weit entfernte Standorte.
Wegen „Essen 51“ sollte das Unternehmen verlagert werden – und geht jetzt ganz
Das Unternehmen ist Spezialist für hydraulisch betriebene Anbaugeräte und andere Systeme für Bergbau, Abbruch- und Bauindustrie sowie für damit verbundene technische Dienstleistungen. Der Konzern begründete das Aus in Essen mit notwendigen Effizienzsteigerungen. „Wir bedauern, dass diese Konsolidierung Auswirkungen auf unsere Kollegen in Essen hat“, wird Epiroc-Vorstandsvorsitzende Helena Hedbom im Internet zitiert. „Diese Maßnahmen sind jedoch notwendig, um sicherzustellen, dass wir bei hydraulischen Abbaugeräten wettbewerbsfähig bleiben.“
Völlig überraschend kommt der Schritt in Essen nicht. Epiroc ist der letzte gewerbliche Betrieb auf dem uralten Industriegelände zwischen Altendorf und dem Westviertel, wo die Thelen-Gruppe den neuen Stadtteil „Essen 51“ errichten will. Dem Vernehmen nach soll sich das Unternehmen dort zuletzt eher als Störfaktor gefühlt haben. Tatsächlich kann die beabsichtigte großflächige Wohnnutzung mit 1700 Wohneinheiten und die Nähe eines Industriebetriebs kaum als ideale Nachbarschaft gelten.
Gespräche über eine Verlagerung blieben ohne greifbares Ergebnis
Über eine Verlagerung der Produktionsstätte innerhalb Essens, notfalls innerhalb der Region war seit längerem verhandelt worden, doch anscheinend ohne greifbares Ergebnis. Es soll zwar Angebote gegeben haben, doch letztlich scheute das Unternehmen offenbar den damit verbundenen finanziellen und sonstigen Aufwand und macht nun lieber reinen Tisch.
Betriebsratschef Christian Kreis zeigte sich enttäuscht über die Entscheidung der Konzernführung in Stockholm, klagt aber auch über die seiner Ansicht nach zu wenig entschlossenen Bemühungen der Stadt Essen, Epiroc zu halten. „Ich hätte aus dem Rathaus mehr Unterstützung erwartet“, so Kreis.
Die Wurzeln des Standorts liegen im Krupp-Maschinenbau
Die Produktionslinie des Unternehmens wurzelt im Maschinenbau der Essener Traditionsfirma Krupp, über mehrere Zwischenschritte kam man schließlich zum Epiroc-Konzern. „Die ältesten Hallen sind aus dem Jahr 1907“, weiß Christian Kreis, der selbst seit 30 Jahren am Standort arbeitet. „Wir alle sind geschockt von der Mitteilung, weil wir auf eine andere Lösung gehofft hatten“, sagt der 47-Jährige. Die Belegschaft zeichne sich durch große Beständigkeit aus, manche Mitarbeiter seien seit 45 Jahren im Unternehmen beschäftigt.
Dem Vernehmen nach waren die Mietverträge bis zum Jahr 2027 terminiert, danach wäre ein Umzug in jedem Fall notwendig geworden. Nun wird es die Schließung sein, und das bereits zwei Jahre früher.