Essen-Kray. Zehn Wochen sollte die Modernisierung der Vivawest-Siedlung in Essen-Kray dauern. Noch stehen Gerüste an den Häusern, Mieter sind wütend.
„Wir leben wie auf einem Truppenübungsplatz“, so beschreiben manche Mieter derzeit ihre Krayer Wohnsiedlung. Am Heimbusch hat das Wohnungsunternehmen Vivawest im April mit Sanierungsarbeiten ihrer Mehrfamilienhäuser begonnen, die ursprünglich zehn Wochen dauern sollten. Bis heute sei nicht alles erledigt, die Mieter seien kaum informiert und auch nicht einbezogen worden, klagen diese. Einige fordern Entschädigung.
Über Dreck, Müll, Gerüste und einen ganzen Sommer ohne Balkone haben die Mieter bereits vor Wochen geklagt. Einige fühlten sich wie im Gefängnis. „Es tut sich weiterhin nichts“, lautet nun eine Beschwerde, nachdem Vivawest im September auf Nachfrage der Redaktion angekündigt hatte, dass der Abschluss der Arbeiten im Bereich Am Heimbusch 5-15 sowie 6-16 für Oktober 2023 vorgesehen sei.
Modernisierung oder Erneuerungen standen in Essen-Kray an
Aus Sicht des Unternehmens erklärt dessen Sprecher Jens Rospek auch jetzt: „Der oben genannte Zeitplan konnte eingehalten werden, die Arbeiten in und an den Gebäuden sind seit Oktober abgeschlossen.“ Aktuell würden als letzter Arbeitsschritt noch die Außenanlagen sowie die Müllstellplätze wieder hergestellt. Zu den umfangreichen Arbeiten zählten laut Vivawest die Modernisierung oder Erneuerung der Balkone, Dächer, Haus-, Keller- und Eingangstüren sowie der Vordächer. Fassaden und Treppenhäuser hätten einen neuen Anstrich erhalten.
Insgesamt hätten die Arbeiten länger als die ursprünglich geplanten zehn Wochen gedauert, da sich Materialengpässe und Wetterbeeinträchtigungen ergeben hätten, wiederholt er zu den Gründen, die er bereits im September angeführt hat. Das überzeugt nicht jeden der Mieter, die nach eigenen Angaben selbst bei gutem Wetter kaum einen Fortschritt gesehen hätten. Und auch jetzt herrscht vor allem großes Unverständnis bei einigen, die einfach wieder in Ruhe leben wollten.
So fehlten noch einige Vordächer, die Baugerüste hingegen seien längst nicht an allen Häusern abgebaut worden. „Wir sind doch kein Zwischenlager“, sagt ein Mieter erzürnt, der vermutet, dass die Gerüste erst abgebaut würden, wenn sie auf anderen Baustellen wie am Auf’m Uhlenbroich keine 300 Meter entfernt benötigt würden. „So lange stehen die Gerüste nun hier nutzlos und Bohlen liegen auf dem Boden“, beschreibt er. Dieses Vorgehen empfindet nicht nur er als Frechheit. „Wir können nicht einmal die Fenster putzen, ohne dass sie gleich wieder schmutzig werden – und das sei Monaten.“ Anrufe bei Vivawest liefen ins Leere, sie würden vertröstet, Termine nicht eingehalten.
Diese Hinweise könne das Unternehmen nicht nachvollziehen, entgegnet Jens Rospek. Die Baugerüste seien zum Großteil bereits abgebaut – lediglich im Bereich der geraden Hausnummern müssten Teile der Gerüststellung noch abgebaut werden. „Dies wird zeitnah passieren. Generell lassen wir Baugerüste und benötigte Gegenstände selbstverständlich nur so lange stehen, wie es die jeweiligen Arbeiten erfordern“, versichert er.
„Davon unabhängig ist uns bewusst, dass Baumaßnahmen über einen längeren Zeitraum für unsere Mieter keine einfache Situation darstellen“, sagt Jens Rospek. Deshalb bemühten sie sich, die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten, die Mieter bestmöglich über den Verlauf zu informieren und die Arbeiten schnellstmöglich abzuschließen.
„Eine gewisse Lautstärke oder die Notwendigkeit, benötigte Bau-/Arbeitsmaterialien kurzfristig im Bereich der Arbeiten zu lagern, lassen sich bei einer Instandhaltungsmaßnahme dieser Größenordnung allerdings nicht vermeiden“, fügt er hinzu. Eine Mietminderung oder anderweitige Erstattung sei entsprechend nicht geplant – „dies haben wir den Mietern, die diesbezüglich auf uns zugekommen sind, auch bereits mitgeteilt und begründet“.
Die Stimmung in der Siedlung bleibt indes angespannt, auf ihre Nachfragen vor Ort seien manche Mieter abweisend oder gar unverschämt behandelt worden. Einige sind nach den ganzen Monaten inzwischen wütend, andere fühlen sich von ihrem Vermieter zudem nicht gut informiert und auch nicht einbezogen und widersprechen ihrerseits: „Es gab zwei Schreiben am Anfang, das war’s“, schüttelt ein 64-Jähriger verständnislos mit dem Kopf und ringt um Fassung, auch wenn er Richtung Dach schaut.
„Das sieht aus, als hätte man alle Reste aus ganz NRW aufgekauft“, beschreibt er und verweist auf helle und dunkle Farbtöne. „Ganz schlimm“, findet er. Das gelte auch für die Balkone, bei denen sie keine Mitsprache gehabt hätten. Zuvor seien die vor Blicken geschützt gewesen, nun habe man Milchglas gewählt. Das Ergebnis macht nicht jeden glücklich: „Wir haben keine Privatsphäre mehr,“ sagt der 64-Jährige. „Dabei wollen wir hier einfach in Ruhe wohnen.“
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