Essen. Die größte Schallplattenbörse Deutschlands lockte am Sonntag Fans in Essens Grugahalle. Warum die Vinylscheiben auch viele Jüngere faszinieren.
Einmal im Jahr findet in der Grugahalle die größte Schallplattenbörse Deutschlands statt. Am Sonntag (5.11.) zeigte sich: Auch bei jungen Menschen sind die Vinylplatten wieder voll im Trend.
Im Foyer der Grugahalle drängen sich viele Besucher an den Ständen vorbei. Alle sind auf der Suche nach dem „Schwarzen Gold“. Viele schlendern zwischen den Ständen umher und suchen in den vielen Kisten nach einer neuen Lieblingsplatte. Neben den klassischen Vinylscheiben werden auch CDs angeboten. Besucher fachsimpeln und diskutieren. Bei einem Punkt ist man sich hier einig: Schallplatten hören sich viel besser an als Musikstreaming.
17-Jähriger auf Essener Plattenbörse: „Ich höre mir die Platten aktiv an“
Phil Wiedenhöfd und Nico Baier besuchen des Öfteren Schallplattenbörsen in der Region. Die beiden 17-Jährigen schätzen besonders das Erlebnis an sich, wenn man eine Platte hört. „Ich höre mir die Platten aktiv an. Meistens dann auch noch mit einem Bier oder einem Wein“, sagt Wiedenhöfd . Sein Vater sei zunächst skeptisch gewesen, als sein Sohn die Platten vorgespielt habe. „Er meint, ich hätte die Musik ja auch einfach streamen können.“
Mittlerweile würde sich sein Vater aber auch ab und zu dazusetzen und die Platten mithören. Am Sonntag hofften die Jugendlichen zunächst auf eine Platte der Band „Queen“. Die beiden Freunde sind sich sicher, dass der Trend um die Platten erst einmal bestehen bleiben wird. „Selbst wenn die Schallplatten kein Trend mehr wären, würde ich trotzdem hier hingehen“ , sagt Wiedenhöfd.
Viele Verkäufer sammeln selbst Schallplatten in ihrer Freizeit. Manche haben über 1000 Scheiben zu Hause. Doppelte Exemplare aus gekauften Sammlungen werden dann auf der Börse weiterverkauft. Dirk Hamelmann verkauft seit einigen Jahren sogar hauptberuflich Schallplatten. Seine Musik bezieht der 62-Jährige von anderen Sammlern, Börsen oder Plattenverlagen.
Händler auf Essener Schallplattenbörse lebt seinen Traum
Laut Hamelmann habe sich das Kaufverhalten in den vergangenen Jahren stark verändert. „Platten, die früher eher unbeliebt waren, werden heute wieder viel mehr gekauft.“ Besonders viel Spaß hat der Dortmunder am Austausch mit den Kunden an seinem Stand. CDs und Kassetten gibt es an seinem Stand nicht. Diese nämlich seien als irrelevant in der Branche erklärt worden. Der 62-Jährige ist dagegen sicher, dass es auch in der Zukunft noch Schallplatten geben wird. „Vinyls sind praktisch unzerstörbar. Für den Verkäufer ist das Geschäft mit den Schallplatten der wahr gewordene Traumberuf. „Vor 20 Jahren hätte ich nie gedacht, dass man davon leben kann.“
Ulrich Lauber organisiert zusammen mit seiner Familie mehrere Schallplattenbörsen im Jahr. Besonders stolz ist er auf die Börse in der Grugahalle. „Die Beatles und Stones haben schon hier gespielt“, schwärmt der 72-Jährige. Lauber ist seit über 40 Jahren im Schallplattengeschäft. Besonders freut er sich über die vielen jungen Besucher in der Grugahalle. Sein Motto: „Die Vinylplatte muss gerettet werden!“
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