Die „Jedermann-Sportanlage“ an der Essener Schillerwiese soll für rund acht Millionen Euro umgebaut werden. Warum Anwohnern das zu weit geht.
Anwohner der „Jedermann-Sportanlage“ an der Schillerwiese in Stadtwald protestieren gegen den von der Stadt Essen geplanten millionenschweren Umbau des Sportplatzes. „Wir sind keine nörgelnden Nachbarn, die befürchten, dass ihre Lebensqualität eingeschränkt wird“, betont Stephan Annemüller, der an der Sportanlage an der Eichenstraße wohnt. „Wir glauben, dass hier etwas massiv schief läuft.“
Dass dringend etwas getan werden muss an der Schillerwiese, steht auch für die Nachbarn außer Frage. „Die Stadt hat dieses Juwel über Jahrzehnte stiefmütterlich behandelt“, bedauert Stephan Annemüller. Dabei ist die Schillerwiese etwas Besonderes, sie steht jedermann offen, der Sport treiben möchte.
Die Stadt will die Sportanlagefür Trendsportarten öffnen
Aber: Nicht nur Umkleideräume und Toiletten warten auf eine längst überfällige Sanierung. Die weitläufige Rasenfläche, der die Sportanlage ihren Namen verdankt, ist immer wieder gesperrt, weil Regenwasser nur langsam versickert. Bänke und Tischtennisplatten können nicht genutzt werden, weil sich Bodenplatten gelöst haben, ohne dass der Schaden repariert wird. Überhaupt wirkt die Anlage, als sei die Zeit stehengeblieben. Das hat Charme, zeitgemäß aber ist das Erscheinungsbild nicht mehr. Die Stadt Essen will die Schillerwiese deshalb umbauen und für Trendsportarten öffnen. Skaten, Klettern, Beachvolleyball oder Basketballspielen – all das und noch mehr soll möglich sein. Die Sport- und Bäderbetriebe haben dafür zwei Varianten entworfen und der Politik zur Beratung vorgelegt. Fast acht Millionen Euro würde der Umbau demnach kosten, davon entfielen laut Kostenschätzung allein 1,5 Millionen Euro auf die Sanierung des Umkleidegebäudes.
Stephan Annemüller spricht von einer „Fun-Park-Idee“. Übel stößt den Anwohnern vor allem eine geplante Skateranlage auf. Es geht um Lärm, um die wenigen Parkplätze. Ja, auch darum geht es. Ihren ursprünglichen Charakter aber würde die Schillerwiese mit dem geplanten Umbau verlieren, sagt Annemüller. Außerdem stellen sich für die Nachbarn Fragen: Wer kümmert sich um die Sportanlage? Wer sieht nach dem Rechten?
Für die Mehrheit im Rat ist das letzte Wort nicht gesprochen
Die Anwohner fühlen sich von den Plänen der Stadt überfahren. Beteiligt worden seien sie nicht, bedauert Annemüller. Bei zwei von den Sport- und Bäderbetrieben organisierten Workshops, auf denen die Entwürfe diskutiert wurden, waren Vertreter von Politik und Verwaltung anwesend.
Noch ist das letzte Wort über den geplanten Umbau der Schillerwiese nicht gesprochen. CDU und Grüne, die gemeinsam im Rat der Stadt die Mehrheit stellen, sind noch auf der Suche nach einer gemeinsamen Linie. Dabei geht es nicht nur, aber auch um die Kosten. Was die Verwaltung vorgelegt habe, sei seiner persönlichen Meinung nach „zu viel und zu teuer“, sagt Florian Fuchs, sportpolitischer Sprecher der CDU-Ratsfraktion. Auch Ulrich Pabst, sportpolitischer Sprecher der Grünen im Rat der Stadt, kann sich nach eigenen Worten vorstellen, dass es auf eine „abgespeckte Variante“ hinausläuft. Denn: „Das Preisschild ist hoch.“
In puncto Bürgerbeteiligung gelte es ebenfalls nachzubessern. Stephan Annemüller und seine Mitstreiter werden das gerne hören.