Essen. Ärzte haben sich über Pro-Gaza-Demonstranten im Arztkittel beschwert. Die Ärztekammer verurteilt den Angriff auf Israel –und äußert sich zu Gaza.
Der Protest arabisch-deutscher Mediziner-Vereine auf dem Essener Hirschlandplatz am Samstag, 21. Oktober, hatte in der Stadtgesellschaft und insbesondere bei Ärzten und Ärztinnen für Irritationen gesorgt. Nun meldet sich die Ärztekammer Düsseldorf mit einer Stellungnahme.
Bei der Kundgebung in der Essener Innenstadt trugen die rund 350 Teilnehmer Arztkittel und verwiesen damit plakativ auf ihren beruflichen Hintergrund. Sie bekundeten ihre Solidarität mit der Zivilbevölkerung und vor allem mit dem medizinischen Personal im Gazastreifen, fanden jedoch kein Wort der Anteilnahme für israelische Zivilisten. Den Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober ließen sie nicht nur unerwähnt, sondern bezeichneten darüber hinaus Israel als „Aggressor“.
Essener Ärzte zeigten sich erschüttert von dem Protest ihrer Kollegen
Essener Ärzte distanzierten sich von den Demonstranten und kritisierten Ton, Botschaft und Symbolik der Kundgebung scharf. „Wer in blutigen Handschuhen und im Arztkittel die Öffentlichkeit bewusst emotionalisiert und zeitgleich durch Unterschlagung von Fakten einseitig manipuliert, bewirkt eine unerträgliche Täter-Opfer-Umkehr im Kontext eines einzigartigen Terrorkrieges/Massakers gegen Israel seit dem Holocaust“, schrieb ein Mediziner. Eine Kollegin formulierte: „Als Mensch und als Ärztin bin ich tief erschüttert und beschämt und finde das Verhalten der Demonstrierenden unerträglich.
Der Radiologe Karlgeorg Krüger nannte die Demonstration „ungeheuerlich und eine Schande für uns Essener Ärzte“. Er wandte sich an die Ärztekammer Nordrhein (ÄKNo), die in Düsseldorf sitzt. Andere Mediziner meldeten sich bei der Ärztekammer in Essen. Deren Vorsitzender Matthias Benn mochte sich auf Anfrage nicht zu der umstrittenen Ärzte-Demo äußern, sondern verwies an die ÄKNo-Pressestelle in Düsseldorf. Deren Pressesprecherin Sabine Schindler-Marlow erklärt, dass man sich nicht ausdrücklich zu der Essener Kundgebung äußere, sondern auf der Homepage ein Statement zu den Geschehnissen in Nahost veröffentlicht habe.
Ärztekammer verurteilt terroristischen Angriff der Hamas „auf das Schärfste“
Darin heißt es: „Am 7. Oktober 2023 startete die Hamas bisher in dieser Dimension beispiellose terroristische und kriegerische Angriffe auf den Staat Israel und auf das israelische Volk. Dabei wurden Tausende Israelis und Bürger anderer Staaten getötet, verwundet oder als Geiseln genommen.“ Die Ärztekammer Nordrhein verurteile die Angriffe auf die Zivilbevölkerung in Israel und den israelischen Staat „auf das Schärfste“.
Nach dieser klaren Verurteilung der Terrorakte der Hamas betont die Ärztekammer, dass unter den Folgen nun seit Wochen das israelische Volk und die im Gazastreifen lebende palästinensische Zivilbevölkerung leiden müssten. „Die Ärztekammer Nordrhein beklagt jeden Verlust von Menschenleben in der Zivilbevölkerung.“
Weiter appelliere man an „alle Konfliktparteien“, den Schutz von medizinischem Personal und Krankenhäusern und Krankenwagen „in Israel und in den palästinensischen Gebieten“ zu gewährleisten, so wie es das humanitäre Völkerrecht vorgebe. Medizinische Einrichtungen „dürfen nicht für militärische Zwecke genutzt und keine militärischen Ziele werden“.
Standesvertretung fordert Hilfe für Zivilisten in Gaza und Freilassung israelischer Geiseln
Um die Menschen im Gazastreifen mit Medikamenten, sauberem Wasser und humanitärer Hilfe zu versorgen, müsse es geschützte Korridore für Hilfslieferungen nach Gaza geben. Gleichzeitig verlange man die „bedingungslose Freilassung aller Geiseln“: Sie müssten medizinisch versorgt werden und sicher in ihre Heimat zurückkehren können.
Das Statement endet mit einem Solidaritätsversprechen an Juden und Jüdinnen: Leider erlebe man derzeit, dass jüdische Bürger infolge des Krieges im Nahen Osten auch in Deutschland wieder bedroht würden „und um Leib und Leben fürchten“, heißt es. Und weiter: „Die Ärztekammer Nordrhein verurteilt jede Form von antisemitischen Angriffen auf jüdische Menschen und insbesondere auf ärztliche Kolleginnen und Kollegen im Einsatz für Patientinnen und Patienten, hier in Deutschland und weltweit, und stellt sich ihnen solidarisch zur Seite.“
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