Essen. Die Integration syrischer Flüchtlinge kommt voran. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass sich viele schwer tun, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.

Die Integration geflüchteter Menschen aus Syrien stellt die Stadt Essen auch acht Jahre nach der großen Flüchtlingswelle weiterhin vor große Herausforderungen. Seit 2015 ist die syrische Community stark gewachsen. Momentan leben zirka 15.800 Menschen aus dem Land in Essen. Die Syrer sind nach den Türken und Polen damit die drittstärkste Ausländergruppe. Spätestens als es im Sommer in Essen auf offener Straße zu Tumulten libanesischer und syrischer Clans kam, entbrannte eine Debatte, wie es eigentlich um die Integration dieser großen Gruppe bestellt ist.

Ein Drittel der Syrer in Essen hat einen sozialversicherungspflichtigen Job

Da arbeitslose Syrer in der Regel einen Anspruch auf Bürgergeld haben, früher Hartz IV, kümmert sich das Jobcenter neben der Auszahlung des Geldes auch um Sprachkurse, Qualifikation und Vermittlung. Für Jobcenter-Leiter Dietmar Gutschmidt steht fest: „Eine Arbeit zu haben, ist ein wichtiger Aspekt im Integrationsprozess“ und schiebt hinterher: „Wir haben dabei durchaus Erfolge.“

Etwa ein Drittel der Syrer, die seit 2015 nach Essen gekommen und im erwerbsfähigen Alter sind, haben mittlerweile auf dem Arbeitsmarkt Fuß gefasst. Zahlenmäßig sind das über 3500, die einen sozialversicherungspflichtigen Job haben oder eine Ausbildung. Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass sich zwei Drittel noch schwertun.

Das hat mehrere Gründe: Viele Syrer kamen mit Abschlüssen, die in Deutschland nicht anerkannt sind, manche kamen ganz ohne Abschlüsse, manche gar als Analphabeten. Und der Zuzug hält an. Bis heute kommen Syrer und Syrerinnen nach Essen. Das heißt, dass die Integration bei den Neuankömmlingen jedes Mal bei Null beginnt.

Fehlende Sprachkenntnisse bei Syrern: Dauerhafte Arbeitslosigkeit droht

Bei vielen Flüchtlingen hapert es nach wie vor an der Sprache. Eine Qualifizierung ist damit faktisch nicht möglich. „Wenn die Sprachkenntnisse nicht verbessert werden, dann gibt es auf dem Arbeitsmarkt kaum eine Chance“, sagt Gutschmidt. Die drohenden Folgen hatte auch Oberbürgermeister Thomas Kufen in einem Interview mit FAZ im Sommer nach den Tumulten klar benannt: „Ohne umfangreiche Qualifizierungsmaßnahmen besteht die Gefahr der dauerhaften Arbeitslosigkeit.“ Das aber könne sich die Gesellschaft mit Blick auf den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel nicht leisten, so Kufen.

Gutschmidt betont, dass das Jobcenter den syrischen Kunden deshalb ständig Angebote unterbreite, ihr Deutsch zu verbessern. Mit dem neuen Bürgergeld aber sind die Sanktionsmöglichkeiten nahezu weggefallen. Der Behörde bleibt häufig nur ein appellhafter Weg. Vor allem die jungen Leute versuche das Jobcenter daher, über Vorbilder zu erreichen. Gutschmidt wirbt daher um Geduld: „Integration bedeutet, einen langen Atem zu haben.“