Essen-Borbeck. Am Mädchengymnasium Essen-Borbeck setzt der Referendar auf praxisnahe Bildung. So vermittelt er den Schülerinnen Grundwissen in Sachen Finanzen.
Die Köpfe im Mädchengymnasium an der Fürstäbtissinstraße rauchen. Sollte ich mein Geld in ETFs anlegen? Was ist eigentlich die Schufa? Welche Versicherung benötige ich wirklich? Und was kann ich für meine Altersvorsorge tun? Für die Stufe Q1 findet erstmals ein Finanz-Workshop statt, der zukünftig fester Bestandteil im Schulprogramm werden soll. Den Kurs leitet Referendar Maurice Kajdan, ausgebildeter Bankkaufmann.
Rund 40 Schülerinnen der Q1 möchte Kajdan unterstützt vom Referendar-Kollegen Maximilian Lang Rüstzeug mitgeben für ihr Leben als Erwachsene mit all den Stolperfallen, die Versicherungen, Verträge und Geldanlagen bieten können.
Gelernter Bankkaufmann entscheidet sich für ein Referendariat in Essen
Der 29-jährige Bottroper arbeitete als gelernter Bankkaufmann für ein Geldinstitut: „Das Beraten der Kunden hat Spaß gemacht. Doch insgesamt war ich nicht wirklich glücklich. Als Lehrer bin ich ja auch ein Berater. Nun geht es aber um Lebensberatung. Hier kann ich Themen unterrichten, die ich toll finde. Den Schritt habe ich noch keine Sekunde bereut.“ Sein Referendariat endet Anfang nächsten Jahres.
Schulleiterin Jutta Reimann ist begeistert von der Idee, die sich an Schülerinnen richtet, die ein Jahr vom Abitur entfernt sind. Die bald volljährig werden und dann vieles selbst entscheiden und auch verantworten müssen: „Da stürzt dann vieles auf sie ein. Herr Kajdan macht einen sehr engagierten Sowi-Unterricht und kommt gut rüber. Er hat aber festgestellt, wie wenig die Schülerinnen über Finanzdinge wissen und kam mit einem fertigen Konzept zu mir. Ich habe empfohlen, das Projekt in der Q1 durchzuführen und nicht bei Jüngeren. Auch sollten die Inhalte eng an der Lebenswirklichkeit der Schülerinnen bleiben. So etwas wie die Steuererklärung ist noch zu weit weg.“
In Blöcken werden unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt. So praxisnah wie möglich werden in Kleingruppen Ergebnisse erarbeitet und dann präsentiert. Eine Absicherung von Lebensrisiken ist sicherlich wichtig. Aber welche Versicherungen gibt es überhaupt? Wo sind die Fallstricke? Die Schülerinnen zählen einiges auf, haben aber gerade den Bereich der Sozialversicherungen nicht im Blick. Was auch verständlich ist, denn 16-Jährigen scheinen Arbeitslosigkeit, Pflege oder Rente noch so unendlich weit entfernt. Aber was ist mit Krankheit, was mit Unfällen? Und warum gibt es für Häuser zwei verschiedene Versicherungen? Wo liegt der Unterschied zwischen Risiko- und Kapitallebensversicherungen?
Schülerinnen sind froh über Grundwissen zu Versicherungen
Recht schnell geht den Schülerinnen ein Licht auf. Gesa zum Beispiel sagt: „Von den Versicherungen kannte ich zwar einige Namen, wusste aber nicht genau, wofür sie da sind.“ Mitschülerin Hannah findet: „Es betrifft mich heute halt noch nicht. Aber hier bekommen wir einen guten Einblick. Zum Beispiel, wofür genau welche Versicherung nötig ist.“
Sophie gibt zu, dass sie bisher höchstens am Rande mal was mitbekommen habe, wenn in der Familie von Versicherungsfällen die Rede war: „Ein paar Infos zu Finanzen hatte ich schon. Aber selbst die Handyverträge für mich schließen ja noch meine Eltern ab. Sie bereden aber schon mit mir, worum es da geht.“ Darum sei es gut, dass es nun gebündeltes Wissen rund ums Geld gebe, findet Marie: „Man muss lernen, mit Geld umzugehen. Es geht ja auch darum, Verantwortung zu übernehmen. Mir ist jetzt aufgegangen, wie wichtig das ist.“
Der Finanz-Workshop dient laut der Verantwortlichen dazu, offene Fragen zu klären und die eigene finanzielle Grundbildung anzustoßen. Ziel ist es dem Konzept zufolge nicht, den Schülerinnen jedes aufgelistete Finanzprodukt in seiner ganzen Komplexität zu erläutern und alle Möglichkeiten im Sinne einer Beratung zu erläutern. Eine „Anlageberatung“ findet explizit nicht statt. Vielmehr sollen die Schülerinnen lernen, später mögliche Fehler zu vermeiden.
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