Essen. Die Bundesinnenministerin hat die rechtsextreme Gruppe „Artgemeinschaft“ verboten. Die Polizei durchsuchte 26 Objekte bundesweit.
Nach dem Verbot der rechtsextremen Gruppe „Artgemeinschaft“ durch Bundesinnenministerin Nancy Faser ist die Polizei Essen im Süden der Stadt aktiv geworden: Nach Informationen dieser Zeitung wurde mit Unterstützung der Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (BFE) am frühen Mittwochmorgen (27.9.) ein Haus in Bredeney durchsucht. Es soll sich um eine Wohnung samt Arztpraxis an der Bredeneyer Straße handeln. Auch ein vor dem Gebäude geparktes SUV nahmen die Beamten vor Ort genauestens unter die Lupe.
Bundesweit haben die Behörden bei der konzertierten Aktion 26 Wohnungen von 39 mutmaßlichen Mitgliedern der „Artgemeinschaft“ sowie Räume des Vereins in zwölf Bundesländern ins Visier genommen. Nähere Details zu den Einsätzen, an denen in NRW 80 Beamte beteiligt waren, gab es zunächst nicht. Nur soviel: Die Razzia diente der Sicherstellung von Beweismitteln.
Landesinnenminister Herbert Reul (CDU) sagte: „Rassismus und Antisemitismus sind die Glaubensinhalte dieses Vereins. Die Artgemeinschaft verbreitet unter dem Deckmantel eines pseudoreligiösen germanischen Götterglaubens ein Menschenbild, das gegen die Menschenwürde verstößt.“ - Und das seit Jahrzehnten, so der Innenminister.
Eine an den Nationalsozialismus angelehnte Ideologie
Nach Angaben des Bundesinnenministeriums sei die „Artgemeinschaft“ eine neonazistische, rassistische, fremden- und demokratiefeindliche Vereinigung mit rund 150 Mitgliedern. Sie richte sich gegen die verfassungsmäßige Ordnung und insbesondere aufgrund antisemitischer Inhalte auch gegen den Gedanken der Völkerverständigung, heißt es in einer ersten Mitteilung.
Die ‚Artgemeinschaft‘ hat nach Darstellung Faesers „die aktive Vermittlung einer in weiten Teilen an den Nationalsozialismus angelehnten Ideologie“ betrieben. Vor allem durch die manipulativ indoktrinierende Erziehung ihrer Kinder und den Vertrieb entsprechender Literatur habe die Organisation anders, aber nicht weniger gefährlich als die neonazistischen „Hammerskins“ agiert, die eine Woche zuvor verboten worden sind.
Während der Corona-Pandemie ins Gerede gekommen
Die Bredeneyer Arztpraxis, die am Mittwoch durchsucht wurde, war auch während der Corona-Pandemie ins Gerede gekommen. Der Mediziner soll der Impfgegner-Szene nahegestanden haben und zudem einzelnen Patienten Impf-Bescheinigungen ausgestellt haben, obwohl diese gar nicht geimpft worden waren. Die Bescheinigungen wurden eine Weile bei Veranstaltungen und am Arbeitsplatz verlangt, um dort das Ansteckungsrisiko für andere zu minimieren. Ob die Vorwürfe zu Konsequenzen für den Arzt oder die Praxis führten, ist unklar. (mit F.S.)